ACC sucht nach einer Technologie, für die es auch einen entsprechenden Markt gibt. Das kann am Ende auch eine Chance für Kaiserslautern und die Region sein.

Mit welchem Kraftstoff in die Zukunft?

Uni-Professor in Kaiserslautern zu E-Mobilität und alternativen Fahrzeugantrieben

Stand
Autor/in
Christina Fleischanderl

Das Großprojekt "Batteriezellfabrik in Kaiserslautern" sollte unbedingt weiterverfolgt werden, findet Professor Michael Günthner von der RPTU. Warum das Projekt so wichtig ist, hat er uns im Interview erzählt.

Vergangene Woche ist bekannt geworden, dass es bei der Batteriezellfabrik auf dem ehemaligen Opel-Gelände in Kaiserslautern eine Baupause gibt. Professor Michael Günthner ist Leiter des Lehrstuhls "Antriebe in der Fahrzeugtechnik" an der RPTU in Kaiserslautern. Er erklärt, es sei wichtig, dass das Projekt nicht auf Eis gelegt werde. Denn die Fabrik helfe auch, die Klimaziele in Deutschland und der EU zu erreichen. Zusätzlich brauche es künftig jedoch auch mehr alternative Lösungen, wie Autos angetrieben werden könnten. Ein Gespräch über die Zukunft der Elektromobilität und darüber hinaus.

SWR Aktuell: Prof. Günthner, in den letzten Jahren wird vor allem auf E-Mobilität gesetzt, um nicht mehr von fossilen Brennstoffen abhängig zu sein. Wie bewerten Sie diese Entwicklung?

Professor Michael Günthner: Ich denke, wir brauchen auf jeden Fall noch weitere Lösungen neben der Elektromobilität. Die Elektromobilität ist wichtig, um die Klimaziele zu erreichen, sie wird aber keinesfalls ausreichen. Wir brauchen unbedingt auch andere Lösungen.

SWR Aktuell: Vor kurzem gab es die Nachricht, dass das geplante Batteriezellwerk in Kaiserslautern erst mal eine Baupause macht. Als Gründe wurden unter anderem gestiegene Baukosten und die geringere Nachfrage bei E-Autos angegeben. Wie wichtig wäre es, dass dieses Projekt in Kaiserslautern umgesetzt wird?

Professor Günthner: Diese Fabrik brauchen wir auf jeden Fall. Wir tun in Europa gut daran, solche Fabriken aufzubauen, weil es letztendlich auch unsere Abhängigkeit von Staaten, wie etwa China, verringert. Wir brauchen eine eigene Batterieproduktion, wenn wir die Fahrzeuge haben wollen. Das können wir nicht alles aus dem Ausland beziehen. 

SWR Aktuell: Welche Möglichkeiten sehen Sie für die Elektromobilität in der Zukunft?

Professor Günthner: Momentan ist die Elektromobilität für bestimmte Anwendungen ganz gut geeignet. Beispielsweise für diejenigen, die schon ihre Solaranlage oder Photovoltaik auf dem Dach haben und das Auto dann zu Hause laden können. Aber wer das nicht hat, für den ist es heute immer noch relativ umständlich, das Auto zu laden. Ich denke mit einem Ausbau der Ladeinfrastruktur wird das sicherlich dann auch attraktiver werden. Auf der anderen Seite müssen natürlich die Fahrzeuge auch noch günstiger werden. Die Hauptgründe, warum die Nachfrage für E-Autos zurückgegangen ist, sind der Preis und dass die Fahrzeuge aktuell noch nicht ganz dem Nutzungsverhalten vieler Leute gerecht werden.

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SWR Aktuell: Wo sehen Sie Chancen und Möglichkeiten abseits der E-Mobilität?

Professor Günthner: In den letzten Jahren ist das Thema der regenerativen Kraftstoffe etwas in den Hintergrund getreten, auch was die Förderung und die Wahrnehmung anbelangt. Aber das ist ein ganz wichtiger Weg, den wir neben der Elektromobilität zwingend brauchen. Beispielsweise für landwirtschaftliche Fahrzeuge oder auch Baufahrzeuge. Die kann man in vielen Fällen nicht mit einer Batterie elektrisch betreiben. Da braucht es einfach sehr viel Energie an Bord, um den Arbeitstag zu bewerkstelligen. Eine Batterie müsste aber nach sehr wenigen Stunden schon wieder aufgeladen werden. Da brauchen wir flüssige Kraftstoffe. Die sollten aber natürlich keinesfalls fossil sein in Zukunft.

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SWR Aktuell: Was sind denn genau regenerative Kraftstoffe?

Professor Günthner: Diese Kraftstoffe werden aus Rest- und Abfallstoffen hergestellt. Ein Bestandteil ist das klassische Frittenfett, also ein Abfallfett aus der Nahrungsmittelindustrie. Es wird nicht direkt dieses Fett verwendet, sondern es wird komplett in seine Bestandteile zerlegt. Man nimmt dann die Bestandteile, die man braucht, um einen perfekten Kraftstoff zu haben und baut diesen dann in einem Synthese-Verfahren zusammen. Der Vorteil ist, dass man dann auch Komponenten weglassen kann, die in fossilem Kraftstoff wie Diesel enthalten sind. Der Motor bleibt dann deutlich sauberer und auch das, was aus dem Auspuff letztendlich rauskommt, ist nochmal deutlich sauberer.

SWR Aktuell: Auf welchen Kraftstoff sollten wir in Zukunft Ihrer Meinung nach setzen?

Professor Günthner: Also es ist wirklich ganz wichtig, dass wir breit gefächerte Lösungen entwickeln, weil wir eben bei zukünftigen Entwicklungen nie sicher sein können, dass sie perfekt sind. Ganz konkret wäre es wünschenswert, dass wir uns in Europa verstärkt dem Thema regenerative Kraftstoffe zuwenden. Das machen andere Volkswirtschaften. China setzt sehr stark darauf, auch die USA. Wir müssen hier wirklich aufpassen, dass wir nicht schon wieder den Zug verpassen. Da braucht es mehr Förderung und es braucht auch die Möglichkeit innerhalb der EU, dass diese Kraftstoffe als CO2-neutral anerkannt werden. Dann ist auch letztendlich die Attraktivität für die Hersteller gegeben, entsprechend Kraftstoffe anzubieten und die Fahrzeuge auf diese Kraftstoffe zu optimieren.

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Christina Fleischanderl