Ob Traktoren, Mähdrescher oder andere Landmaschinen: In der Landwirtschaft wird mit Diesel gefahren. Doch Wissenschaftler arbeiten daran, Landmaschinen unabhängiger von Dieselkraftstoffen zu machen. Welche umweltfreundlichen Alternativen sind denkbar?
Elektro-Antrieb in der Landwirtschaft nur begrenzt möglich
Viele Fahrzeuge sind längst mit E-Antrieb unterwegs. Doch in der Landtechnik ist der Einsatz von Elektro-Antrieben kompliziert. Denn große Landmaschinen brauchen viel Energie. Eine komplette Umstellung auf Elektro-Antrieb hält Dr. Edgar Remmele aktuell für unmöglich, weil die Betriebe dann ihren ganzen Maschinenpark durch elektrische Maschinen austauschen müssten, erläutert der Leiter der Abteilung "Erneuerbare Kraftstoffe und Materialien" am Technologie- und Förderzentrum im Kompetenzzentrum für Nachwachsende Rohstoffe im bayerischen Straubing.
Doch für einzelne Fahrzeuge und Maschinen kann Remmele sich eine Umstellung auf E-Antrieb grundsätzlich gut vorstellen. Wichtig sei die Nähe zum Hof, um die Batterien immer wieder nachladen zu können. Bei großen Fahrzeugen und besonders zu Erntezeiten sei das nicht möglich. Dann müssten Traktoren und Mähdrescher oft tagelang und rund um die Uhr im Einsatz sein, wenn die Witterung gerade passend für die Ernte sei.
Das Gewicht der Batterien ist ein Problem
Edgar Remmele kennt noch weitere Gründe, die gegen einen E-Antrieb bei Landmaschinen sprechen: Bei großen Traktoren scheitere ein elektrischer Antrieb am fehlenden Platz für die benötigten Batterien, berichtet der Experte.
Außerdem sei das Gewicht der Batterien ein Problem. Denn schwere Fahrzeuge üben einen großen Druck auf den Boden aus. Das verdichte den Boden derart, dass er über längere Zeit nicht mehr für den landwirtschaftlichen Anbau nutzbar sei, erläutert Remmele.
Biokraftstoffe als Alternative zu E-Antrieb und Diesel
Als Alternative zu Elektro-Antrieb und Diesel schlägt Remmele zum Beispiel Pflanzenölkraftstoffe oder Biodiesel vor.
Er rät dazu, Rohstoffe zu verwenden, die lokal hergestellt und verarbeitet werden können. Denn die Landwirtschaft brauche eine sichere Energieversorgung, um die tägliche Lebensmittelproduktion garantieren zu können. Außerdem bliebe die Wertschöpfung bei lokaler Produktion in der Region. Ein Vorteil, den man nicht außer Acht lassen sollte, findet Remmele.
Für Biokraftstoffe spricht aus Remmeles Sicht auch, dass die Landwirtschaft sich oft in umweltsensiblen Bereichen wie in Wasserschutzgebieten bewege. Hier sei es von Vorteil, dass Biokraftstoffe sehr gut biologisch abbaubar und wenig toxisch für Gewässer seien.
Biokraftstoffe ausreichend vorhanden
Laut Remmele werden Biokraftstoffe in der Landwirtschaft im Moment kaum eingesetzt. Der niedrige Mineralölpreis hätte dafür gesorgt, dass Dieselkraftstoff benutzt wird. Zwischen 2006 und 2008, als der Mineralölpreis hoch war, sei das anders gewesen.
Es stünden ausreichend Biokraftstoffe zur Verfügung, sagt Remmele. Außerdem rechnet er damit, dass mehr Elektro-Antriebe bei PKW und leichten Fahrzeugen zu einem sinkenden Verbrauch von Dieselkraftstoff führen. Dadurch werde weniger Biodiesel gebraucht, um ihn dem herkömmlichen Diesel beizumischen. Heute sind etwa sieben Prozent Biodiesel in Dieselkraftstoff enthalten.
Allein mit diesen eingesparten Mengen Biodiesel ließe sich die Landwirtschaft bedienen, erklärt Edgar Remmele. Zumal es durch die Elektrifizierung in denjenigen landwirtschaftlichen Teilbereichen, wo es möglich ist, zu Einsparungen im Energieverbrauch kommen werde.