Am Anfang war das Wort: "Meine Damen und Herren, wir machen Ihnen davon Mitteilung, dass am heutigen Tage der Unterhaltungsrundfunkdienst mit Verbreitung von Musikvorführungen auf drahtlos telefonischem Wege beginnt." So klang es am 29. Oktober 1923 aus den wenigen Rundfunkempfängern in Deutschland.
253 waren es damals genau - denn um Radio hören zu können, brauchte man eine Lizenz. Sie kostete im Oktober 1923 – die Zeit der großen Inflation – sage und schreibe 350 Milliarden Mark. Später waren es zwei Reichsmark, was trotzdem für viele Menschen noch zu viel war.
Radiomuseum in Obermoschel gibt es seit 1990
Alles das kann man nachempfinden, wenn man das Radiomuseum in Obermoschel im Donnersbergkreis besucht. Hermann und Isolde Nagel haben im Laufe der Zeit rund 2.000 Radiogeräte aus allen Jahrzehnten gesammelt - und zeigen diese seit 1990 in einem Gebäude in der kleinsten Stadt des Donnersbergkreises.
Begonnen hat für Hermann Nagel die Liebe zum Radio schon in der Kindheit. Irgendwann hat er sogar selbst Radios gebaut. "Da war man schon froh, wenn es überhaupt gerauscht hat", sagt er mit einem Lächeln. Später hat er die Empfänger dann gesammelt - sogar einer aus dem Jahr 1924 ist dabei.
Radiomuseum Obermoschel bietet auch Raritäten
In den Räumen stehen kleine und große Kästen, edle Empfänger, Lautsprecher und kombinierte Vollautomaten mit Plattenspieler, die Lang-, Mittel- und Kurzwelle ausspucken. Das größte Schmuckstück ist ein Original Kastenradio von Hans Bredow persönlich, dem Gründungsvater des deutschen Rundfunks. "Alte Radios faszinieren", sagt Hermann Nagel. "Sie sind etwas für die Ewigkeit."
Ende der 20er-Jahre wurde Radio für immer mehr Menschen erschwinglich. Der Hörfunk-Beitrag sank - und die Röhrengeräte setzten sich durch. Sie waren hochwertig, aber nur was für Menschen mit Geduld, erzählt Hermann Nagel: "Früher musste man bis zu einer Minute warten, bis die Röhren warm waren, dann ist erst der Ton gekommen. Man hatte viel Arbeit mit den Geräten."
Zu hören gab es leichte, aber auch ernste und sinfonische Musik - und schon damals viel Wortprogramm. Alles war live, auch die Musik, die in spezielle Mikrofone eingespielt wurde.
"Volksempfänger" im Nationalsozialismus als Propagandamittel
Die Nationalsozialisten erkannten nach 1933 die Kraft des Radios - und nutzten sie für ihre Propagandazwecke. Günstig produzierte "Volksempfänger" machten den Rundfunk endgültig zum Massenmedium. "Bevor der Krieg anfing, wurden Radios massenweise verkauft in jedes Haus. Der 'Volksempfänger' kostete 38 Reichsmark", erzählt Hermann Nagel.
Nach dem Krieg gab es dann immer mehr Sender - und weitere technische Neuerungen. Die Ultrakurzwelle UKW versprach rauschfreien Radiogenuss. Erst gab es schwere Kofferradios mit Batterien, dann immer leichtere Transistorradios. Alle zu sehen im Radiomuseum in Obermoschel.
Radio nach 100 Jahren immer mehr digital
Heute kommt das Radio oft aus dem Computer oder Smartphone, auch die Sendetechnik ist digital geworden und bietet beste Klangqualität. Der klassische UKW-Empfang verliert zwar immer mehr an Bedeutung, Radio lebt aber weiter, auch nach 100 Jahren – die Lieblingsmusik gibt es jetzt eben nur aus anderen Geräten.
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