Der peitschende Wind lässt die dicken Zeltwände schlackern. Drinnen, im Zeltinneren, setzt sich der Pirmasenser Verleiher Jackel Bossert auf seinen Gabelstapler: "Hoffentlich geht der diesmal an." Als der Motor schließlich aufheult, schallt der Jubel seiner Mitarbeiter durch das blau-weiße Zelt. In wenigen Wochen sollen es dagegen Opern sein, die hier erklingen. Denn das Pfalztheater Kaiserslautern will nach einem Wasserschaden auf das Zirkuszelt ausweichen.
Pfalztheater zieht mit Opern in Zirkuszelt um
Der Schock saß tief, als im Dezember 10.000 Liter Wasser aus einer Löschanlage auf die Bühne des Pfalztheaters prasselte. Schnell war klar, die Reparatur des Theaterbodens wird teuer und langwierig, der Spielbetrieb wurde eingestellt. Statt den Kopf in den Sand zu stecken, suchten die Verantwortlichen des Pfalztheaters allerdings nach alternativen Spielstätten – und kamen dabei auch auf ein Zirkuszelt.
Jackel Bossert mit seinem Veranstaltungsbetrieb in Pirmasens baut das Zelt nun derzeit nahe des Lauterer Warmfreibads auf. Genau genommen auf einem Bolzplatz – unschwer zu erkennen an den alten Fußballtoren aus Metall. Dass hier schon Ende März Opern-Premiere gefeiert werden soll, kann man sich zum jetzigen Zeitpunkt eher schwerlich vorstellen.
Theaterleitung in Kaiserslautern hat alles im Blick
Die Wiese rund um das Zirkuszelt sieht aus wie eine große Baustelle. Stangen, Planen, Bauteile und Steine liegen rund um die Zirkuswagen herum. Jackel Bossert und seine Mitarbeiter befestigen die Zeltwände mit langen Stangen am Zelt-Gestänge. Daneben stehen Pfalztheater-Betriebsdirektorin Tanja Hermann und der Künstlerische Direktor Daniel Böhm. Sie haben die neue Spielstätte auf dem Bolzplatz in den vergangenen Wochen aus dem Boden gestampft.
Wie Betriebsleiterin Hermann erklärt, machen die Infrastruktur und Technik noch eine Menge Arbeit: "Es fehlen noch Toiletten, Umziehräume und die Maske für die Schauspieler, oder auch W-Lan für die Kasse". Das Zelt und der Platz ringsherum sollen laut Verleiher aber schon in wenigen Tagen soweit sein, dass vor Ort geprobt werden kann.
Kostüme und Inszenierung passend zum Zirkuszelt
Die Darstellerinnen und Darsteller selbst müssen im Zirkuszelt, anders als gewohnt, in drei Richtungen spielen. Zumal die Tribünen mit mehr als 400 Zuschauern im Halbkreis um sie aufgestellt werden. Wie der Künstlerische Direktor Daniel Böhm ausführt, hat sein Team innerhalb weniger Tage die Oper "Der Liebestrank“ auf die Zirkuskulisse hin umgeschrieben – inklusive neuer Kostüme für Clowns, Burlesque-Tänzerinnen oder Bauchladen-Verkäuferinnen.
Auf die Premiere am 25. März arbeiten nun alle mit voller Zuversicht hin. "Der Liebestrank" von Gaetano Donizetti solle eine künstlerische Sensation werden, verspricht Böhm. Ab dem 6. April folgt im Zirkuszelt in Kaiserslautern außerdem die Oper "Das Licht im Kasten“ von Elfriede Jelinek.