Ja, werden wir denn immer narrischer, habe ich mich gefragt, als am Dienstag auf einmal mein Handy einen Mordslärm gemacht hat und eine Katastrophenwarnmeldung hereinkam! Wegen des bevorstehenden Winterwetters! Über Cell Broadcast fiepte es, bei den Kollegen mit KatWarn-App schepperte es – Wahnsinn.
Warnungen per App sollte es nur im echten Katastrophenfall geben
Diese Instrumente sind doch eigentlich für den Katastrophenfall gedacht. So war jedenfalls bislang mein Verständnis. Immerhin heisst die App ja auch KatWarn. Wie Katastrophe und Warnung. Also falls ein Atomkraftwerk Probleme hat, falls aus der BASF giftige Wolken entweichen oder wenn ein militärischer Angriff bevorsteht. Also in diesen Kategorien sollte das Ereignis schon liegen, wenn wir von einer Katastrophe sprechen. Aber dem war – zum Glück – nicht so.
Meinung pro Katastrophenwarnung Lieber einmal zuviel als einmal zuwenig gewarnt
Dass die Behörden schon am Dienstag vor Eisregen und Schnee in der Westpfalz gewarnt haben, war richtig. Wahrscheinlich wurde dadurch Schlimmeres verhindert, sagt SWR-Reporter Jürgen Rademacher.
Winterwetter im Winter ist normal - aber keine Katastrophe
Eisregen, Schnee, spiegelglatte Straßen und Gehsteige. Davor wurde gewarnt. Das soll im Winter ab und zu mal vorkommen, möchte man meinen. Zumal ja auch der Deutsche Wetterdienst zuvor ausgiebig darauf hingewiesen hat. Und man als Bürger Bescheid wusste. Ich jedenfalls habe mir überlegt, früher loszugehen zur Arbeit, falls es auf glatten Gehsteigen schwierig werden sollte. Und beim Gehen genau hinzuschauen, ob eine Stelle rutschig sein könnte.
Mit ein wenig Hausverstand sollte es demnach jedem möglich sein, eine solche Lage einzuschätzen und entsprechend zu handeln oder zu entscheiden. Manch ein Schuldirektor hat es auch genauso gemacht und entschieden: Onlineunterricht, fertig! Richtig so! Alles weit von einer Katastrophe entfernt.
Bürgern nehmen echte Warnungen nicht mehr ernst
Das Problem ist doch Folgendes: Wenn bei jeder Kleinigkeit gleich KatWarn und sonstiger Alarm ausgelöst wird, nimmt die Meldungen bald niemand mehr ernst. Und wenn es dann, was Gott verhüten möge, wirklich mal zu einer Katastrophe kommt, was dann? Daher plädiere ich dafür: mehr Mut zur Entscheidung, mehr den eigenen Kopf bemühen und rational handeln. Und nicht immer darauf setzen, dass einem schon irgendeine übergeordnete Instanz alles abnehmen und am Ende auch dafür gerade stehen wird.