Der scheidende Oberbürgermeister Klaus Weichel ließ es sich nicht nehmen, seiner Nachfolgerin im Rahmen einer außerordentlichen Ratssitzung die Amtskette persönlich umzuhängen. Seine Parteifreundin Kimmel hatte sich im Februar in einer Stichwahl deutlich mit mehr als 62 Prozent der Stimmen gegen die CDU-Kandidatin Anja Pfeiffer durchgesetzt.
Ehemaliger OB Weichel: "Immer mehr Erwartungen an Verwaltung"
In seiner Abschiedsrede ging Weichel auf das Verhältnis der Bürger zur Verwaltung ein - ein Thema, "dass mich in den letzten Jahren doch sehr bewegt hat". Die Erwartungshaltung der Bürgerinnen und Bürger an die Verwaltung würde stetig wachsen, ohne dass dabei auf die zur Verfügung stehenden Ressourcen geachtet werde. "Alles muss schneller, rund um die Uhr, individueller, besser und digitaler gehen. Wartezeiten darf es nicht geben", so Weichel.
Nach 16 Jahren ist Schluss Kaiserslautern: OB Weichel verabschiedet sich
Klaus Weichel hat als OB viele Reden gehalten. Am Montag hält er seine Letzte in dieser Funktion. Weichel übergibt das Zepter und geht in den Ruhestand.
Weil Fehler der Verwaltung oft auch in den Sozialen Medien aufgebauscht würden, entstehe unter den Mitarbeitenden des Rathauses "Frustration, Unsicherheit und Absicherungsmentalität". Es entstehe eine Abwärtsspirale.
Weichel: Neue OB von Kaiserslautern ist "Brückenbauerin"
Aber: Seine Nachfolgerin Beate Kimmel bringe die Kernkompetenzen mit, diese Entwicklungen umzukehren - nämlich "verbindliches Handeln und den Willen zum Brückenbau". Weichel erhielt nach seiner Rede Standing Ovations von den Ratsmitgliedern. "Es hat jetzt 16 Jahre gedauert, bis der Stadtrat mir eine stehende Ovation zuteil werden ließ", scherzte der scheidende Rathaus-Chef.
Kimmel: "Wichtigster Tag in meinem beruflichen Leben"
Kimmel hatte ihrem Vorgänger die Verabschiedungsurkunde überreicht und ihm zu Beginn ihrer Rede gedankt. Sie habe Ehrfurcht vor dem neuen Amt - aber sie sei auch voller Zuversicht. "Kaiserslautern ist in meinen Augen eine großartige Stadt", sagte sie. Nur eins könne Kaiserslautern nach ihrem Erleben nicht: Selbstbewusst sein. Sie wolle das ändern, mit Hilfe der Menschen in der Stadt.
Inhaltlich setzte Kimmel in ihrer Rede nur wenige Eckpfeiler: Sie wolle noch enger mit den Hochschulen und den Forschungsinstituten zusammen arbeiten. Und die "perfektionistische Überregulierung" wolle sie abbauen. Natürlich spielte auch das Thema Kommunalfinanzen in der Rede von Beate Kimmel eine Rolle. "Es ist mir ein Rätsel, dass Bund und Land den Leidensdruck nicht dramatisch wahrnehmen." Es müsse an Lösungen gearbeitet werden - gemeinsam.
Dreyer und Ebling gratulieren der neuen OB von Kaiserslautern
Glückwünsche für die neue Oberbürgermeisterin kamen auch von der Landesregierung. Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) sagte, sie freue sich sehr, dass Kaiserslautern erstmals von einer Frau regiert wird. Beate Kimmel bringe "genau die richtigen Erfahrungen und Eigenschaften mit, um die Zukunft von Kaiserslautern weiter voranzubringen".
Auch Innenminister Michael Ebling (SPD) wünschte Beate Kimmel alles Gute für die neue Aufgabe. Er war bei der Amtsübergabe als Vertreter der Landesregierung auch persönlich anwesend. "Schon während ihrer Zeit als Bürgermeisterin hat Beate Kimmel gezeigt, dass ihr das Wohl der Lauterinnen und Lauterer am Herzen liegt", sagte Ebling. Zu Kaiserslautern gehöre, dass der Erfolg selbst erarbeitet werde, so Ebling weiter. Bestes Beispiel dafür sei die Batteriezellenfabrik, die auf dem Opel-Gelände entsteht.