"Man fühlt sich ein wenig hilflos", sagt Ralf Janotta, der 1. Vorsitzende vom Imkerverein Rockenhausen. Er wisse im Moment noch nicht, wie er seine Bienenvölker gegen die sogenannte Asiatische Hornisse schützen kann. Dieses Insekt kommt, wie der Name schon sagt, ursprünglich aus Asien und wurde vor einigen Jahren vermutlich über einen Container-Transport nach Europa eingeschleppt, so Janotta. Seitdem vermehre sich das Tier auf dem gesamten Kontinent. Inzwischen sei die Asiatische Hornisse auch in der Westpfalz angekommen. Die Westpfalz sei inzwischen sogar zu einem Hotspot in Deutschland geworden. Das Problem an dieser Hornissenart sei, dass sie überwiegend Honigbienen auf dem Speisezettel habe.
Asiatische Hornissen belagert die Bienenstöcke
Die Asiatische Hornisse habe ein besonderes Jagdverhalten, was sie stark von den heimischen Hornissenarten unterscheidet und zugleich für Bienen so gefährlich macht. "Das Insekt greift im Gegensatz zu unseren Hornissen im Schwarm an", erklärt Janotta. Die Asiatische Hornisse könne in der Luft schweben und sogar rückwärts fliegen, das könnten die heimischen Hornissenarten so nicht. Sie würden das Flugloch der Bienenstöcke belagern und auf heimkehrende Honigbienen warten. "Die Bienen sind schwer mit Pollen bepackt, wenn sie von der Bestäubung zurückkehren. Sie trudeln mehr als das sie fliegen", sagt Janotta. Da hätten die Hornissen leichtes Spiel. Sie würden die Bienen dann fangen und fressen. Die Honigbiene habe hier kaum eine Chance, auszuweichen.
Gleichzeitig würde der Hornissenschwarm die Honigbienen in den Bienenstöcken über längere Zeit einschüchtern. Es könnte laut Janotta passieren, dass die Bienen irgendwann nicht mehr ausfliegen. "Das würden sie auch machen, wenn jemand vor ihrer Haustür steht und sagt: Ich fresse sie auf und bringe sie um", sagt der Vorsitzende des Imkervereins Rockenhausen. Die Bienen würden dann beginnen, ihre Honigvorräte aufzubrauchen. Außerdem bräuchten die Honigbienen Wasser und Pollen, die sie regelmäßig frisch in den Stock bringen müssten. Pollen sind die Eiweißnahrung der Bienen, mit denen sie ihren Nachwuchs füttern.
Asiatische Hornisse vernichtet ganze Bienenvölker
Sollten die Honigbienen wegen der Hornissen keinen Nachschub an Pollen und Wasser besorgen können, würden sie irgendwann nicht mehr brüten. Die Volksstärke nähme dann ab. Ein weiteres Problem: Wenn die Bienen nicht ausfliegen können, dann lagern sich ihre Exkremente im Bienenstock ab. Das wiederum kann dazu führen, dass die Insekten an Durchfall erkranken. "Die Biene hat im Grunde nur zwei Möglichkeiten. Entweder sie wird von der Asiatischen Hornisse gefressen oder sie verhungert", sagt Janotta. Wenn das Bienenvolk geschwächt ist, dringen die Hornissen in den Stock ein. Danach würden sie alle Bienen töten und den Honig auffressen. "Wenn die Hornissen ein Bienenvolk befallen, dann kann der Imker im Grunde nur zuschauen", sagt Rainer Frisch, stellvertretender Vorsitzender des Imkervereins in Kaiserslautern. Es gebe unter Imkern Schätzungen, dass nur ein Drittel der Bienen aufgrund dieser Hornissenart in der Westpfalz überleben könnte, so Frisch.
Ökosystem in der Westpfalz in Gefahr
Die Natur ist darauf angewiesen, dass die Bienen die Blüten bestäuben. Sollte dies nicht mehr ausreichend passieren, sei das für das Ökosystem in der Westpfalz ein großes Problem – so Frisch.
Heimische Hornissen gefährden Bienen nicht
"Es geht nicht um unsere Hornissen. Die schwirren bei mir auf dem Feld rum. Damit habe ich kein Problem", betont Janotta vom Imkerverein Rockenhausen. Die Biene könne sich gegen die heimische Hornissenarten wehren, gegen die Asiatische dagegen nicht.
Nester der Asiatischen Hornisse befindet sich in Baumkronen
Die Asiatische Hornisse baut ihr Nest in den Baumwipfeln, sagt Ralf Janotta vom Imkerverein Rockenhausen. Die Bäume sind meist 20 bis 30 Meter hoch. Die Nester werden in der Natur zusätzlich durch Laub verdeckt. Es sei daher fast unmöglich, die Nester dieser Hornissenart mit bloßem Auge zu entdecken. Außerdem fliege die Asiatische Hornisse nicht direkt zu ihrem Nest zurück, sie versuche mögliche Verfolger zu täuschen, indem sie viele Umwege zurücklege – so Janotta.
Klimawandel Bienen leiden unter warmem Winter in der Westpfalz
Die milden Temperaturen, die derzeit im Westen der Pfalz herrschen, machen den Bienenvölkern zu schaffen. Das sagten Imker auf Nachfrage des SWR.
Imker könnten versuchen ein solches Hornissennest mit einer sogenannten Telemetrietechnik zu orten. Das sei ein Sensor, der die Insekten über eine große Entfernung aufspüren könnte. Das sei die einzige Möglichkeit, die Tiere zu finden. Allerdings stünde diese Technik in Deutschland bisher nicht ausreichend zur Verfügung. Daher müsse man darauf hoffen, ein Nest zufällig rechtzeitig zu entdecken.
Wer Nest findet, sollte Untere Naturschutzbehörde verständigen
Falls ein Nest der Asiatischen Hornisse entdeckt werde, sollte die Untere Naturschutzbehörde des jeweiligen Landkreises informiert werden. Experten würden das Nest dann entfernen und vernichten.
Geteilte Meinungen von Imkern aus der Region, wie es in Zukunft weitergeht
"Ich bin optimistisch, dass wir das schaffen werden", sagt Ralf Janotta. In der Vergangenheit habe es schon andere Probleme gegeben und diese seien auch gelöst worden. Er hofft, dass sich die Bienen an den neuen Fressfeind aus Asien irgendwann anpassen werden.
Anders sieht es dagegen sein Imkerkollege aus Kaiserslautern. "Unsere Bienen brauchen mehr Zeit, um sich an die neue Situation zu gewöhnen", sagt Rainer Frisch vom Imkerverein Kaiserslautern. Allerdings bekomme die Honigbiene diese Zeit nicht. Die Asiatische Hornisse breite sich im Moment in der Region rasant aus.