Imker Roland Kälble merkt sofort, dass es seinen Bienen zu warm ist, als er den Deckel eines Bienenstocks öffnet: "Die Bienen sind deutlich aufgelöster als normalerweise im Winter. Die würden sonst in einer Wintertraube sitzen, sind aber überall, sind fleißig, tragen Futter rum und pflegen die Brut." Bei kalten Temperaturen wärmen die Bienen sich selbst und vor allem die Königin, indem sie eng zusammenrücken. Aber im Moment ist es so warm, dass die Völker sogar anfangen, neue Eier auszubrüten.
SWR-Reporterin Tamara Spitzing berichtet über die Folgen für die Tierwelt:
Schutz gegen Varroamilbe ist nur bei Kälte möglich
Für Roland Kälble ist das ein Problem. Denn gegen den Hauptfeind der Honigbiene, die Varroamilbe, kann der Imker seine Völker nur schützen, wenn sie gerade keine neue Brut anlegen. "Da muss ich idealerweise eine Temperatur von null bis fünf Grad haben, um die Bienen gegen die Milbe zu behandeln. Diese Idealvoraussetzung haben wir dieses Jahr schlichtweg nicht gehabt." Auf die kalten Tage Anfang Dezember folgte direkt die aktuelle Wärmeperiode - ein für die Bienenvölker potenziell tödlicher Milbenbefall wird so wahrscheinlicher.
Bienen verbrauchen mehr Vorräte als sonst
Seine Bienenstöcke hat der Freiburger Stadtimker im Moment in der ganzen Stadt verteilt. Kontrollieren muss er seine Völker auch im Winter allerdings regelmäßig. Denn in Richtung Frühling kann es bei langen Wärmeperioden auch mal kritisch werden, wenn die im Winter aktiven Bienen ihre Vorräte aufgebraucht haben: "Sobald die Völker ein zu großes Brutnest haben, verbrauchen sie natürlich deutlich mehr von ihrem Futter."
Klimawandel wie im Zeitraffer
Im Moment, sagt Kälble, bewegten sich die Bienen so, als ob es Frühjahr wäre. Sogar zwei Hummelköniginnen habe er schon gesehen. Dass das Klima so aus dem Gleichgewicht ist, beunruhigt den Imker: "Hummelköniginnen sind dann normalerweise auf der Suche nach einem Platz, um ein neues Nest zu bauen. Das werden die beiden nicht schaffen. Und bei Wildbienen und Insekten ist es noch viel schlimmer als bei Honigbienen, wo der Imker in gewisser Form noch mithelfen kann." Er will deshalb auch nicht mehr von Temperaturrekorden sprechen.
Der Imker beobachtet "gewaltige Veränderungen"
Für sein Geschäft bedeutet der Klimawandel auch, dass Roland Kälble weniger und vor allem weniger sortenreinen Honig ernten kann. Denn die Blütezeiten der Pflanzen verschieben sich so sehr, dass im Frühjahr und Sommer viele Pflanzen gleichzeitig blühen. Den drastischen Wandel der Umwelt kann Kälble bei seiner Arbeit wie im Zeitraffer beobachten: "Wir haben unsere Imkerei zehn Jahre. Was sich in diesen zehn Jahren verändert hat, das ist schon gewaltig."