Ehrenamtliche nehmen sich Zeit

Grüne Damen und Herren unterstützen Patienten und Pflegebedürftige

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Zuhören, kleine Wünsche erfüllen, einfach da sein - die Grünen Damen und Herren in Rheinland-Pfalz tun Dinge, für die das Pflegepersonal keine Zeit hat.

Ein Glas Wasser einschenken, eine Zeitung kaufen, etwas vorlesen - Marion Kettemer weiß, dass es oft nicht viel braucht, um einer Patientin oder einem Patienten im Krankenhaus einen großen Gefallen zu tun. Die Rentnerin ist als Grüne Dame im Marienhaus Klinikum Mainz (MKM) tätig - als eine von 24 Ehrenamtlichen. Einmal in der Woche besuchen sie Kranke auf Station.

130 Grüne Damen und Herren in 14 Einrichtungen

Frauen sind bei dieser Freiwilligen-Tätigkeit in der Überzahl: 117 Frauen und 13 Männer sind bei den Grünen Damen und Herren der Evangelischen Kranken- und Altenhilfe e. V. (eKH) in Rheinland-Pfalz engagiert. Sie verteilen sich auf zehn Krankenhäuser und vier Altenhilfeeinrichtungen. Darüber hinaus gibt weitere Ehrenamtliche, die in Rheinland-Pfalz im Besuchsdienst tätig sind, ohne dem Verband anzugehören, so Alise Höhn von der eKH.

Ehrenamtliche sprechen auch über Tod und Sterben

Und wenn ich mich dann verabschiede und wir über Gott und die Welt geredet haben, dass der Patient dann vielleicht doch wieder ein Lächeln im Gesicht hat, dann ja, denke ich, war das ein guter Tag für mich.

Wer als Grüne Dame oder Grüner Herr arbeiten möchte, muss gut zuhören können, Zeit mitbringen und sich an die Schweigepflicht halten. Denn mit kurzen Erledigungen und kleinen Gefälligkeiten ist es oft nicht getan. Viele Patientinnen und Patienten sind einsam, haben Schmerzen, machen sich Sorgen. Auch Sterben und Tod sind Themen. Marion Kettemer hat schon viele Gespräche geführt, bei denen auch Tränen geflossen sind. Sie versucht, den Menschen Mut zu machen. "Und wenn ich mich dann verabschiede und wir über Gott und die Welt geredet haben, dass der Patient dann vielleicht doch wieder ein Lächeln im Gesicht hat, dann ja, denke ich, war das ein guter Tag für mich", so Kettemer.

Für Gespräche dieser Art braucht es Charakterfestigkeit. Grüne Damen und Herren müssen nach Angaben von Alise Höhn "Hand und Mund halten können, denn wir erzählen nicht von uns, wir hören zu. Wir sind da, von Mensch zu Mensch. In unserer hektischen Zeit muss es auch die Möglichkeit geben, inne zu halten. Das ist unsere Aufgabe".

Eine große Verantwortung also. Um dabei nicht ins kalte Wasser geschmissen zu werden, gibt es Schulungen. In Mainz startet am 17. Februar ein gemeinsamer Ausbildungskurs von MKM und Unimedizin für das Ehrenamt am Krankenbett. Die Teilnehmenden lernen dort, welche Regeln es etwa bei der Hygiene, beim Datenschutz oder bei der Verschwiegenheit zu beachten gilt.

Grüne Damen und Herren müssen Hand und Mund halten können, denn wir erzählen nicht von uns, wir hören zu. Wir sind da, von Mensch zu Mensch. In unserer hektischen Zeit muss es auch die Möglichkeit geben, inne zu halten. Das ist unsere Aufgabe.

Grundsätzlich bestehe Bedarf an weiteren ehrenamtlichen Mitarbeitern, so Alise Höhn. Sofern es in einer Einrichtung bereits Grüne Damen und Herren gibt, können sich Interessierte dort melden. Es ist auch möglich, sich an die zentrale eKH-Einsatzleitung in Berlin zu wenden. Wenn es in einer Einrichtung noch keine Grünen Damen und Herren gibt, kann man auch selbst eine Gruppe gründen und die eKH um Unterstützung bitten - vorausgesetzt natürlich, die Einrichtung ist einverstanden.

Die Grünen Damen und Herren gibt es in Deutschland seit 1969. Vorbild waren die Pink Ladies, die in den USA eine ähnliche ehrenamtliche Arbeit machen.  Da die Ehrenamtlichen in Deutschland grüne Kittel tragen, wurde aus dem Pink ein Grün.

Bad Dürkheim

Alise ist Zeitschenkerin im Krankenhaus

Menschen in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen Zeit schenken – das macht Alise ehrenamtlich als Grüne Dame im Evangelischen Krankenhaus Bad Dürkheim. Dabei geht es oft um die kleinen Dinge.

Grüne Damen und Herren feiern 40-jähriges Jubiläum

Zuhören, Besorgungen erledigen, Vorlesen. Die 52 „Grünen Damen und Herren“ im Robert Bosch Krankenhaus Stuttgart haben das, was im Klinikalltag oft fehlt: Zeit. Zur Feier ihres 40-jährigen Bestehens feiern die Damen und Herren im Stuttgarter Rathaus ihr Jubiläum und suchen nach einer neuen Generation von ehrenamtlichen Nachfolgern.

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SWR