"Urknall von Ludwigshafen"

Privatfernsehen in Deutschland wird 40 Jahre alt

Stand

Das Kabelpilotprojekt Ludwigshafen bedeutete Anfang 1984 die Geburtsstunde des dualen Rundfunksystems. Seitdem gibt es neben öffentlich-rechtlichen auch private Fernseh- und Radiosender.

Der Startschuss fiel am Vormittag des 1. Januar 1984 in einem Ludwigshafener Kellerstudio. Im Rahmen des Kabelpilotprojekts Ludwigshafen zeigte die "Programmgesellschaft für Kabel- und Satellitenfunk" (PKS) als erste Sendung ein Orchester mit der "Feuerwerksmusik" von Georg Friedrich Händel, abends lief ein Film mit Leinwand-Legende Jean-Paul Belmondo.

Projektgebiet von Ludwigshafen bis Edenkoben

Den Start verfolgen konnten zu Beginn des Pilotprojekts zunächst lediglich 2.000 Haushalte zwischen Ludwigshafen und Edenkoben. 1986 waren bereits über 78.000 Haushalte angeschlossen. Inzwischen ist der private Rundfunk aus der deutschen Medienlandschaft längst nicht mehr wegzudenken.

Dabei hatte es anfangs erhebliche Vorbehalte gegeben, auch aus der Bundespolitik. Die 1982 abgelöste Bundesregierung unter Kanzler Helmut Schmidt (SPD) habe die Reform noch verhindern wollen, erinnert sich Bernhard Vogel (CDU), damals Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz und großer Befürworter des Projekts. Auch Kirchen und Gewerkschaften befürchteten negative Auswirkungen für Kinder und Familien.

Ex-Ministerpräsident Vogel: "Urknall von Ludwigshafen"

Es kam bundesweit schließlich zu vier Kabelpilotprojekten, davon eines mit privaten Trägern in der Vorderpfalz. Am Neujahrstag 1984 stand Vogel mit dem damaligen Bundesminister für Post und Telekommunikation, Christian Schwarz-Schilling (CDU), in der Sendezentrale in Ludwigshafen-Nördliche Innenstadt und drückte den roten Startknopf. "Das war der Urknall von Ludwigshafen", so Vogel im SWR.

Was als Versuch für drei Jahre geplant war, entwickelte sich schnell zum eigenständigen Fernseh- und Hörfunkprogramm. Aus dem am 1. Januar 1984 in Ludwigshafen gestarteten PKS ging 1985 das heutige Sat.1 hervor. Am 2. Januar 1984 startete RTL plus, damals zunächst aus Düdelingen in Luxemburg. Es folgten unter anderem private Sender wie Musikbox (ab 1989 Tele 5), die europäische Ausgabe des Musikkanals MTV (1987), ProSieben (1989) und der Bezahlsender Premiere (1991).

Hoffnungen der Politik nicht erfüllt

Die ursprüngliche Hoffnung aus der Politik, den privaten Rundfunk als neue Plattform nutzen zu können, habe sich allerdings nicht erfüllt, sagt der Mainzer Publizistikwissenschaftler Gregor Daschmann. Durch die Medienreform seien vor allem Unterhaltungsformate wie anfangs "Tutti Frutti" oder später "Big Brother" hinzugekommen, "aber keinerlei zusätzliche politische Berichterstattung".

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