Vor genau 60 Jahren ertönte um Punkt 19:30 Uhr erstmals die Erkennungsmelodie des neu geschaffenen Senders aus den Röhrenfernsehern der Republik. Mit ordentlich zurückgekämmten Haaren verkündete der erste ZDF-Intendant Karl Holzamer in schwarz-weiß: "Ohne feierliche Eröffnung aus dem Alltag der Arbeit geht nunmehr das Zweite Deutsche Fernsehen auf den Schirm." Es folgte die erste Sendung von ZDF heute, in der es unter anderem um die Lage der westdeutschen Eierproduzenten und die Eierpreise ging:
Sendungen zunächst aus Hessen
Schon drei Jahre vorher, 1961, hatten die Ministerpräsidenten der Länder einen Staatsvertrag geschlossen und die Gründung einer weiteren sogenannten Anstalt des öffentlichen Rechts vereinbart, zusätzlich zur ARD. Für Überraschung sorgte die Entscheidung für den Standort - die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt Mainz. Die ersten Sendungen des ZDF kamen allerdings aus provisorischen Studios im hessischen Eschborn, aus kleinen Baracken.
Ein Quadratkilometer auf dem Mainzer Lerchenberg
Drei Jahre später, am 25. Juni 1964, erwarb das ZDF dann von der Stadt Mainz das Gelände für sein Sendezentrum: mehr als einen Quadratkilometer auf dem Lerchenberg, der damals noch grüne Wiese war. In Betrieb genommen wurde das neue Sendezentrum zehn Jahre später, im Jahr 1974. Und erst weitere zehn Jahre später, 1984, waren Produktion und Redaktion komplett in Mainz angekommen.
Mitentscheidend für die Wahl von Mainz als ZDF-Standort soll auch die Nähe zum Frankfurter Flughafen gewesen sein. Denn in den 1960er-Jahren mussten alle Filmaufnahmen aus dem Ausland erst nach Deutschland eingeflogen werden, bevor sie gesendet werden konnten. Ein Fahrdienst holte die Filmrollen direkt am Flugzeug ab und brachte sie in die Sendezentrale.
Neuer Stadtteil in Mainz wird aufgewertet
Für die Stadt Mainz brachte das ZDF nicht nur ein schickes, modernes Sendezentrum. Es wertete auch einen Stadtteil auf, der erst kurz zuvor, nämlich 1962, geplant worden war: Mainz-Lerchenberg. Wegen knappen Wohnraums nach dem Zweiten Weltkrieg hatte der Stadtrat beschlossen, zu seiner 2.000-Jahr-Feier eine sogenannte Jubiläumssiedlung zu gründen.
Das Land Rheinland-Pfalz schenkte der Stadt mehr als 60 Hektar Land und so wurde der neue Stadtteil nach und nach erschlossen. 1967 zogen die ersten "Lerchenberger" in ihre Häuser und Wohnungen. Parallel dazu begannen die ersten Bauarbeiten auf dem neuen ZDF-Gelände.
"Guudn Aaamd" 60 Jahre Mainzelmännchen - Ausstellung in Mainz
Die Mainzelmännchen hatten ihren ersten Fernsehauftritt am 2. April 1963. In Mainz widmet sich eine kostenlose Ausstellung den sechs kleinen ZDF-Maskottchen und ihrer Geschichte.
Ortsvorsteherin: ZDF ist Markenzeichen vom Lerchenberg
Die Ortsvorsteherin von Mainz-Lerchenberg, Sissi Westrich (SPD) sagte dem SWR, das ZDF sei das Markenzeichen des Stadtteils. Das zeige sich nicht nur daran, dass fast alle Ampeln im Stadtteil "Mainzelmännchen-Ampeln" seien und die Straßenbahn, die aus der Stadt auf den Lerchenberg fahre, "Mainzelbahn" heißt.
"Die Lerchenberger identifizieren sich ganz stark mit dem ZDF und viele Menschen, die beim Sender arbeiten, wohnen hier oben", so Westrich. Auch das Lerchenberger Einkaufszentrum profitiere davon, dass ZDF-Mitarbeiter täglich dort einkauften. "Für unseren Einzelhandel hier im Stadtteil ist das ganz wichtig", beschreibt Westrich.
Sogwirkung für Mainz als Medienstandort
Gregor Daschmann, Professor für Medienwirkung am Institut für Publizistik, sagte im Gespräch mit dem SWR, die Ansiedlung des ZDF in Mainz könne gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Mit Johannes Gutenberg sei Mainz schon historisch eine Medienstadt gewesen. Mit dem ZDF sei sie mit einem Schlag auch eine "moderne Medienstadt" geworden.
Der Sender habe eine "unglaubliche Sogwirkung" entfaltet und zahlreiche Medienfirmen nach Mainz gelockt. Und auch Studierende: "Plötzlich wollten ganz viele in Mainz Medienfächer studieren, weil das ZDF und der SWR hier sind." Diese Sogwirkung halte bis heute an.