In der Werbeprospekten heißt es oft: 24-Stunden-Pflege für Pflegebedürftige in der eigenen Wohnung. Tatsächlich ist es aber keine "Rund-um-die-Uhr-Betreuung". "Natürlich müssen wir uns an die Gesetze halten", sagt Jörg Schrod von der Organisation Pflegehelden, eine von vielen Vermittlungsagenturen dieser Art am Markt. Sie vermitteln deutschlandweit vor allem polnische Betreuerinnen in deutsche Haushalte. "Diese Betreuerinnen haben laut Gesetz eine 40-Stunden-Woche, dürfen am Tag also nur acht Stunden arbeiten", erklärt Jörg Schrod die Situation. Diese acht Stunden können natürlich nach Absprache über den Tag verteilt werden. Dazu kommen freie Wochenenden.
Gesetzliche Vorgaben müssen eingehalten werden
Die Verbraucherzentrale empfiehlt bei der Suche nach solchen "In-House-Living-Betreuungen" auf deutsche Vermittlungsagenturen zurückzugreifen. Zwar besteht grundsätzlich die Möglichkeit, Arbeitskräfte aus der EU selbst anzustellen. Aber - so warnt die Verbraucherzentrale - käme man schnell in eine Grauzone was die Scheinselbstständigkeit angehe. Außerdem müssen Arbeitsverträge ausgehandelt und die Arbeitnehmer entsprechend bei den Sozialversicherungen angemeldet werden. Hier sollte man sich genau zum Beispiel beim Arbeitsamt informieren.
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Es gibt aber auch viel Schwarzarbeit in diesem Bereich: Menschen, die ohne Arbeitsvertrag und ohne Sozialabgaben zu zahlen, unter der Hand beschäftigt werden. Jörg Schrod von den Pflegehelden kann nur schätzen, rechnet aber mit rund 250.000 Schwarzarbeitern in dieser Branche deutschlandweit. Wer erwischt wird, bekommt Ärger mit dem Zoll - sowohl als Arbeitnehmer als auch als Arbeitgeber.
Kein Gütesiegel für Vermittlungsagenturen
Allerdings gibt es auch schwarze Schafe bei den Vermittlungsagenturen. Also solche, die sich ebenfalls nicht an deutsches bzw. europäisches Recht halten. Die zu erkennen, ist nicht immer einfach. "Ein Indiz ist, wer auf Barzahlung besteht", gibt Jörg Schrod einen Hinweis. Auch mangelhafte Absprachen zwischen den pflegebedürftigen Menschen und der Agentur könnten ein Hinweis sein. Wichtig ist, dass die Betreuungskraft einen sogenannten A1-Schein besitzt. Dieser beweist, dass für sie in ihrem Heimatland Sozialversicherungsabgaben gezahlt werden.
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Zertifiziert werden die Vermittlungsagenturen hierzulande nicht, Gütesiegel gibt es nicht. Aber alle Agenturen, die Mitglied im Bundesverband für häusliche Betreuung und Pflege sind, dürften als seriös angesehen werden.
Betreuung ersetzt keine Pflegekraft
Neben der Tatsache, dass die Betreuungskräfte nicht mehr als acht Stunden am Tag arbeiten dürfen, müssen sich die pflegebedürftigen Menschen über weitere Dinge im Klaren sein: In der Regel kommen keine ausgebildeten Pflegekräfte in die privaten Haushalte. Sie kommen eher als Alltagshelfer oder Gesellschafter in die Familien, können vielleicht leichte pflegerische Aufgaben übernehmen. "Wir bekommen heute meist nur Menschen aus Polen, die in ihrem Heimatland nicht viel verdienen. Das waren lange Zeit zwar auch Lehrerinnen und Lehrer, inzwischen kommen aber viele zum Beispiel aus der Landwirtschaft", sagt Jörg Schrod, dessen Agentur eng mit Vermittlungsorganisationen in Polen zusammenarbeitet.
Eigenes Zimmer, eigenes Bad und Internet
Auch die Ansprüche der Kräfte seien höher geworden. Viele hätten gerne ein eigenes Bad und Toilette. Vor allem aber die Möglichkeit, sich in eigene Räume zurückziehen zu können. Internet sei auch wichtig, um Kontakt zur Familie im Heimatland halten zu können. Und in der Regeln blieben die Kräfte nicht länger als zwei, drei Monate und gingen dann zur eigenen Familie zurück. "Wir versuchen immer, eine Art Tandem bei den polnischen Frauen zu bilden, damit die Pflegebedürftigen es zumindest nicht ständig mit neuen Kräften zu tun haben.
Kosten steuerlich absetzbar
Und natürlich ist ein solche Betreuung nicht ganz billig. Die Kosten können zwischen 2.000 und 5.000 Euro im Monat liegen. Das entspricht in Teilen den Zuzahlungen bei einer vollstationären Pflege im Altenheim. Außerdem muss gegengerechnet werden, wie viel Geld von den Pflegekassen gezahlt wird und dass ein Großteil der Kosten steuerlich absetzbar ist. Jörg Schrod von den Pflegehelden sagt: "Wichtig ist das Beratungsgespräch vor Ort. Nur so kann man feststellen, was der Mensch an Pflege braucht, was wir an Betreuungskräften anbieten können und was es insgesamt kostet."