Die Zeit der Proteste und Traktorkolonnen auf den Straßen liegt ein paar Monate zurück. Aber unter den Landwirten schwelt die Unzufriedenheit weiter - auch nach jüngsten Entlastungssignalen aus Berlin. Das zeigt sich auch auf dem Bauerntag in Cottbus.
Für Alfons Balmann vom Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Transformationsökonomien, ist diese Unzufriedenheit nur zum Teil berechtigt: "Der größte Teil der landwirtschaftlichen Produktion kommt von Betrieben, die relativ gut aufgestellt sind und relativ hohe Einkommen erzielen. Aber das ist eben eine Minderheit innerhalb der Landwirtschaft." Deshalb hält es Balmann auch für schwierig, pauschal von "den Bauern" zu sprechen und verweist auf große strukturelle Probleme und bestimmte Belastungen:
„Wir haben ungelöste Probleme im Umwelt-, Klima-, Tier- und Biodiversitätsschutz, wo Handlungsbedarf besteht, und die Landwirte haben alle Sorgen, dass das durch eine Überregulierung gelöst werden soll.“
Gesetzliche Regelungen werden der Vielfältigkeit in der Landwirtschaft oft nicht gerecht
Diese Sorgen kann der Agrarökonom nachvollziehen und weist darauf hin, dass landwirtschaftliche Betriebe je nach Standort, je nach Wetter unterschiedliche Herausforderungen meistern müssen. Das mit gesetzlichen Regelungen zu lösen, führt zu weiteren Problemen.
Viele Mythen im Bereich der Agrarpolitik
Viele der Maßnahmen, die zum Beispiel die EU eingeführt und inzwischen wieder zurückgenommen hat, kritisiert Balmann als "problematisch" und "nicht gut durchdacht". Grundsätzlich sieht der Experte aber die Agrarpolitik als einen Bereich, in dem "sehr viel mit Mythen und populistischen Ansätzen gearbeitet" wird, mit denen alle Beteiligten spielen.
Welche politischen Entscheidungen der letzten Zeit Balmann für sinnvoll hält und warum er den Bauerverband in diesen Zeiten auch "als getrieben von den eigenen Mitgliedern" sieht, erklärt er im Gespräch mit SWR Aktuell-Moderator Pascal Fournier.