Das Deutschlandticket kommt: Am 3. April startet der Vorverkauf. Doch wie lange bleibt es beim Preis von 49 Euro? Das hängt für Bundesverkehrsminister Volker Wissing auch von der Zahl der Abonnenten ab.
Eigentlich sollte das neue Deutschlandticket eine Schneise in den bisherigen Tarifdschungel schlagen: Ein Ticket für 49 Euro, bundesweit gültig im Nah- und Regionalverkehr. Doch ganz so einfach wird es nicht, denn viele Bundesländer bieten eigene Varianten an, zu unterschiedlichen Preisen und Mitnahmeregelungen. Also doch wieder ein Flickenteppich?
Wissing: Länder versuchen die Idee als ihre zu verkaufen
Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) ist im SWR Interview der Woche gespaltener Meinung: "Die Länder, die das Ticket erst gar nicht wollten, überbieten sich jetzt, indem sie versuchen diese Idee als eigene zu verkaufen und Sondertickets zu machen – das ist keine gute Idee. Allerdings muss man sagen, dass sich hinter den meisten Tickets das Deutschlandticket verbirgt."
Auch Wissing spricht sich dafür aus, vergünstigte Preise anzubieten: "Für Azubis, sozial schwächere Teile der Gesellschaft, für Senioren. Wenn die Länder das als Zuschuss zum Deutschlandticket machen und es dann Senioren- oder Azubi-Ticket nennen, ist das kein Problem. Keine gute Idee aber ist, wenn man daneben Sondertickets mit einem anderen Geltungsbereich entwickelt. Ich glaube, dass nur das Deutschlandticket mit bundesweiter Geltung die volle Wirkung in Sachen Klimaschutz erzielen kann."
Ticketpreis hängt auch von Zahl der Abonnenten ab
Ob der Standardpreis des Tickets von 49 Euro schon bald steigen wird – zum Beispiel durch die Inflation oder Finanzierungsfragen – darauf wollte sich Volker Wissing nicht festlegen: "Wir müssen erst einmal wissen, wie viele Bürgerinnen und Bürger das Ticket nutzen werden. Je mehr es sind, desto stabiler wird der Preis sein. Und dann kommt es auf die Frage an, was die Länder bereit sind zu finanzieren. Letztlich ist der ÖPNV eine Landesaufgabe und es kann nicht sein, dass immer nur beim Bund bestellt wird."
Wissing rät allerdings auch von zu vielen Debatten über Geld ab: "Wir sollten uns zutrauen, dass wir so viele Abonnenten für unser Ticket bekommen, dass wir am Ende sagen können: Das trägt sich gut."
Klimaschutzdebatte: Wissing beklagt Vorurteile
Im SWR-Interview weist Wissing auch Kritik zurück, sich als FDP-Minister nicht genügend für den Klimaschutz einzusetzen. "Das Deutschlandticket geht auf eine Idee von mir zurück. Genau wie das Konzept, bei der Bahn ein Hochleistungsnetz zu schaffen."
Die öffentliche Diskussion sei allerdings davon geprägt, dass alles in Schubladen gesteckt werde. "Dadurch wird eine vorurteilsgeprägte Debatte geführt, die zum Teil absurd ist. Das geht so weit, dass junge Menschen vor meinem Ministerium demonstrieren und mich auffordern, ein Deutschlandticket in die Welt zu setzen, obwohl ich das Ticket erfunden habe. Das zeigt, dass wir zu viel übereinander und zu wenig miteinander reden."
Dass die vereinbarten Klimaziele im Verkehrsbereich schon zweimal verfehlt wurden, rechnet sich Wissing nicht selbst als Fehler an: "Nicht das Verkehrsministerium hat die Klimaziele verfehlt, sondern die Gesellschaft insgesamt. Es sind wir alle, die mobil sind, die diese Emissionen verursachen." Es gelte nun, so schnell wie möglich bei der Wende hin zu CO2-neutralen Antrieben voranzukommen.