Rekordtempo: Warum Sulzbach-Laufen in BW nur acht Monate für die Genehmigung eines Windrads gebraucht hat

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Autor/in
Stefan Eich
Onlinefassung
Andreas Böhnisch

Zwei Jahre dauert es in Baden-Württemberg, bis ein Windrad genehmigt ist. Warum es Sulzbach-Laufen im Kreis Schwäbisch Hall in acht Monaten geschafft hat, erzählt Bürgermeister Markus Bock (parteilos) im Gespräch mit SWR Aktuell-Moderator Stefan Eich.

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Baden-Württemberg hinkt beim Ausbau der Windkraft hinterher. Im laufenden Jahr wurden laut Umweltministerin Thekla Walker (Grüne) nur fünf neue Windenergieanlagen in Betrieb genommen, 17 weitere seien bislang neu genehmigt worden, 110 Genehmigungsverfahren liefen derzeit. Im Schnitt dauert ein Verfahren zwei Jahre. In Sulzbach-Laufen im Kreis Schwäbisch Hall dauerte die Genehmigung eines Windrads nur acht Monate. Ab Sommer 2024 soll der Windpark mit insgesamt sieben Windrädern betrieben werden.

SWR Aktuell: Warum bekommen Sie die Genehmigung eines Windrads schneller hin als die meisten anderen Kommunen?

Markus Bock: Wir hatten gute, ich möchte sogar sagen ideale Rahmenbedingungen. Wir haben einen bestehenden Windpark, an den wir andocken können. Außerdem haben wir mit Forst BW nur einen Flächeneigentümer. Damit besteht kein Flickenteppich, was die Eigentumsverhältnisse anbelangt. Hinzu kommt, dass die Abstandsflächen zur Wohnbebauung relativ groß sind. Der geringste Abstand ist immer noch über 1.000 Meter. Das hat sicherlich diesen Windpark beflügelt.

SWR Aktuell: Zu einer Genehmigung gehören, dass verschiedene Behörden gut zusammenarbeiten. Wie haben Sie das so gut hingekriegt?

Bock: Wir haben grundsätzlich einen guten Draht zu unserem Landratsamt in Schwäbisch Hall. Dann haben wir frühzeitig Runde Tische geschaffen. Daran haben Vertreter von Naturschutz, Behörden, der Projektierer und der künftige Betreiber teilgenommen. Wir haben frühzeitig abgestimmt, was wir an Prüfungen und Gutachten benötigen. Sicherlich ideal war auch, dass wir ein - was das Thema Windkraft angeht - sehr erfahrenes Landratsamt haben. Dort wurden schon viele Anträge bearbeitet und der Projektierer konnte deshalb gut angeleitet werden. Den möchte ich auch loben. Der hat qualitativ hochwertige und annähernd vollständige Unterlagen zu Beginn des Verfahrens eingereicht. Das alles hat sicherlich dazu beigetragen, dass die Verfahrensdauer so kurz war.

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SWR Aktuell: An anderen Orten werden Windräder nicht gebaut, weil sich Bürger mit Klagen dagegen wehren. Wieso ist das bei Ihnen anders?

Bock: Wir hatten Bürgerinnen und Bürger, die nicht begeistert sind. Wir hatten auch Einwände. Aber es ging nicht so weit, dass diese Bürgerinnen und Bürger Klage eingereicht hätten. Einerseits war es sicherlich Thema, dass vor allem die Landespolitik klare Signale gegeben hat, dass man Windkraft ausbauen will und dies auch rechtlich unterstützen wird. Aber wir haben auch frühzeitig den Kontakt zu den Bürgerinnen und Bürgern gesucht, die Bedenken hatten. Durch Aufklärung haben wir versucht, den Prozess so transparent wie möglich zu gestalten, um Sorgen und Ängste zu nehmen.

SWR Aktuell: Der baden-württembergische Ministerpräsident hat vor einigen Wochen ihre Gemeinde wegen der Vorbildfunktion besucht. Rufen bei Ihnen auch Bürgermeister und Landräte an und holen sich Tipps?

Bock: Ja. Ich hatte schon Kollegen, die angerufen haben. Wir haben dadurch einen kleinen Bekanntheitsgrad in dem Thema. Vereinzelt bekomme ich Anfragen.

SWR Aktuell: Wie profitiert ihre Gemeinde denn ansonsten von der Windkraft?

Bock: Es ist eine Imagefrage. Ich persönlich halte den Ausbau der regenerativen Energien für wichtig. Ich sehe aber auch Stolpersteine. Im Bereich Netzausbau sehe ich beispielsweise noch gravierenden Bedarf. Ich hoffe, dass die Politik auch das noch anpackt. Denn ohne guten Netzausbau werden wir diese dezentrale Energie nicht ins Netz bringen. Deshalb sehe ich es etwas zwiegespalten. Aber grundsätzlich stehen wir hinter dem Thema.

SWR Aktuell: Und finanziell lohnt es sich für die Gemeinde Sulzbach-Laufen?

Bock: Ja. Gewerbesteuern werden auch fließen. Aber das war für uns im Gemeinderat nie der ausschlaggebende Aspekt. Das nehmen wir gerne mit. Es war aber kein Aspekt, der uns dazu bewogen hätte, den Windradbau zu unterstützen.

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