Staudamm-Bruch in der Ukraine: "Die Situation ist furchtbar"

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Autor/in
Jenny Beyen

Es ist eine Katastrophe, deren Folgen noch nicht absehbar sind. Der Kachowka-Staudamm in der Süd-Ukraine wurde teilweise zerstört. In den flussabwärts des Damms gelegenen Flutgebieten am Ufer des Dnipro ist der Wasserstand weiter gestiegen. Gernot Krauß, Länderreferent für die Ukraine bei Caritas International, sagt im Gespräch mit SWR Aktuell-Moderatorin Jenny Beyen: "Die Situation ist furchtbar."

Etwa 17.000 Menschen müssen laut ukrainischen Angaben die überfluteten Gebiete verlassen. "Es ist schwierig in die Region hineinzukommen", sagt Krauß, weil Straßen unterbrochen seien und die Infrastruktur nicht mehr intakt sei.

Caritas International richtet Aufnahmezentren ein

Die Ersthilfe für die Betroffenen stehe jetzt im Vordergrund, ergänzt Krauß. Deshalb habe Caritas International in der betroffenen Region fünf Aufnahmezentren eingerichtet - unter anderem in Odessa, Mykolajiw und in Cherson.

Die ohnehin durch den Krieg schon angespannte Versorgungslage habe sich nach dem Dammbruch weiter zugespitzt. Außerdem litten die Menschen darunter, "dass sie jetzt wieder vertrieben werden - teilweise zum zweiten oder dritten Mal - dass sie nicht wissen, wie es weitergeht".

Gefahr für Einsatzkräfte im Überflutungsgebiet

In der Stadt Mykolajiw im Überflutungsgebiet müssen die Helfer von Caritas International immer wieder mit Beschuss durch russisches Militär rechnen. Dadurch werde es extrem schwierig, Hilfsgüter in die Region zu liefern. Ein weiteres Problem sei die Verminung, fügt Krauß hinzu: "Die Minen sind durch die Wassermassen verlagert worden. Man weiß gar nicht, wo die sich befinden. Das Risiko, verletzt oder getötet zu werden, ist sehr hoch."

Geldspenden für die Ukraine werden benötigt

Wer den Betroffenen in den Überschwemmungsgebieten in der Süd-Ukraine helfen will, sollte Geld spenden: "Man kann in der Ukraine nach wie vor fast alles vor Ort kaufen. Deshalb sind Sachspenden wegen der langen Transportwege und des schwierigen Zugangs nicht das Gebot der Stunde", sagt der Länderreferent für die Ukraine bei Caritas International. "Geldspenden sind das Wichtigste - so banal das klingen mag."

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Jenny Beyen