Terrorangriffe der Hamas: Welche Rolle hat Iran dabei gespielt?

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Autor/in
Beyen, Jenny
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Björn Widmann
Björn Widmann

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) ist gestern als erster Regierungschef nach dem Großangriff der Hamas nach Israel gereist. Er hat sich mit Premierminister Benjamin Netanyahu getroffen und Deutschlands Solidarität zugesichert.

Vor seiner Abreise hatte er Iran und die libanesische Hisbollah-Miliz davor gewarnt, aktiv in den Krieg zwischen Israel und der Hamas einzugreifen. Auch die Hisbollah wird seit Jahren von Iran unterstützt. Hatte der terroristische Überfall auf Israel die Rückendeckung Irans? "Da gibt es eine große Übereinstimmung in den Zielen und der Zusammenarbeit", sagt Politikwissenschaftler und Iran-Experte Cornelius Adebahr von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik.

Iran hat gar nicht unbedingt ein Interesse daran, dass es jetzt zu einem Flächenbrand kommt.

Dass Iran aktiv in das Kriegsgeschehen eingreift, glaubt der Politik-Experte aber nicht: "Israel steht als verwundbar da, Israel ist nicht so unbesiegbar, wie es sonst wahrgenommen wurde", sagt Adebahr. Die "Achse des Widerstandes" habe mit dem Angriff auf Israel also schon etwas geleistet.

Dass sich Israel und seine arabischen Nachbarn jetzt zusammensetzen, hält Adebahr momentan nicht für denkbar. Und genau das sei auch das Ziel Irans gewesen, "weil es gegen seine eigenen Interessen lief". Das zu einem großen Krieg mit viel Zerstörung und ungewissem Ausgang, sei gar nicht im Interesse des Iran.

Proteste gegen Raketenangriff auf Krankenhaus in Gaza

Von einer Deeskalation ist im Moment allerdings nichts zu sehen. Erst in der vergangenen Nacht sind in Gaza-Stadt nach palästinensischen Angaben Hunderte Menschen bei einem Raketenbeschuss getötet worden.

Israel hat die Verantwortung für den Angriff zurückgewiesen. Ein fehlgeschlagener Raketenangriff der palästinensischen Extremisten-Gruppe Islamischer Dschihad habe eine Klinik getroffen. Aber auch der Sprecher der Extremisten sagt, dass seine Gruppe mit dem Angriff nichts zu tun habe.

Hamas gibt USA Schuld für Angriff auf Krankenhaus

Laut der Hamas sind die USA Schuld am Angriff auf die Klinik in Gaza. Washington stecke hinter der Tat und decke Israel, hieß es von den Terroristen. Der Angriff werde ein neuer Wendepunkt in dem Konflikt sein.

Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas sprach von einem "entsetzlichem Verbrechen, einem Völkermord" und sagte nach Angaben aus seinem Umfeld ein für Mittwoch geplantes Treffen mit US-Präsident Joe Biden ab.

Palästinenser sprechen von bis zu 500 Toten

Der Leiter des Zivilschutzes in Gaza sprach im Sender Al Dschasira von mindestens 300 Menschen, die bei dem Beschuss der Klinik getötet worden seien. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums wurden mindestens 500 Personen getötet oder verletzt. Beide Behörden unterstehen der von der Hamas geführten Regierung.

Die Hamas erklärte, es seien vor allem Menschen getötet worden, die durch die vorherigen israelischen Bombardierungen obdachlos geworden seien. Unter den Toten seien auch Kranke, Frauen und Kinder.

Was ist die Hamas?

Die Hamas ist eine radikal-islamische Palästinenser-Gruppe. Sie hat sich die Zerstörung Israels zum Ziel gesetzt und kämpft dafür, einen islamischen Staat zu errichten. So steht es in der Gründungscharta von 1988. Als radikaler Arm der Palästinenser lehnt sie das Friedensabkommen von Oslo ab, das der damalige Palästinenser-Präsident Jassir Arafat 1993 mit Israel schloss.

Das Wort Hamas ist eine Abkürzung für Islamische Widerstandsbewegung, bedeutet aber auch "Eifer" auf Arabisch. Israel, die USA, die EU, Kanada, Ägypten und Japan stufen die Hamas als Terrorgruppe ein. Unterstützung erhält sie vom Iran, Syrien und der schiitischen Islamisten-Miliz Hisbollah aus dem Libanon.

Die Hamas besteht aus unterschiedlichen militärischen Gruppierungen, darunter die Kassam-Brigaden, die in den vergangenen Jahren zahlreiche Angriffe und Selbstmordattentate auf Israel verübt haben.

Die Gruppe unterhält im Gazastreifen ein breites Netz an Schulen und sozialen Einrichtungen, womit sie sich in der Bevölkerung Sympathien und Zulauf sichert.

Bei der Parlamentswahl 2006 im Gazastreifen errang die radikale Gruppe einen überwältigenden Sieg über die Fatah-Bewegung von Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas. In einem kurzen innerpalästinensischen Krieg gegen die Fatah riss die Hamas 2007 die Macht im Gazastreifen komplett an sich. Eine Wahl und damit demokratische Legitimierung gab es seitdem nicht mehr.