Etwas machen, das für die Ewigkeit ist - oder zumindest viele Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte bleibt: Das ist das Prinzip der Zeitkapsel. Menschen packen Informationen und Dinge, die für unsere Gesellschaft, für unsere Gegenwart aussagekräftig sind, so ein, dass sie irgendwo eingemauert oder vergraben werden und für lange Zeit halten. Menschen in der Zukunft wiederum soll das zeigen, wie wir Leute 2024 so drauf waren.
Schülerinnen und Schüler aus der Region machen bei einem Zeitkapsel-Wettbewerb mit. Denn am Freiburger Münster finden immer wieder Sanierungsarbeiten statt und weil jetzt ein Strebepfeiler neu gemacht werden muss, hat man sich gedacht: Da könnte man doch gut eine Erinnerung an die jetzige Generation reinpacken.
Im Gespräch mit SWR Aktuell-Moderator Stefan Eich zeigt sich Anne-Christine Brehm, die Münsterbaumeisterin in Freiburg, nachdenklich: Sie sei geprägt von der Zeit nach der Wende - von Hoffnung und Aufbruch. Die Gedanken der jungen Menschen heute seien anders. Viele hätten auch Fragen um Krieg, Klimawandel und das Artensterben an die Zukunft gestellt: "Werden die Bienen noch existieren?" - das habe sie berührt, aber auch traurig gemacht.
SWR Aktuell: Warum ist das mit den Zeitkapseln eigentlich so wichtig?
Anne-Christine Brehm: Ich würde jetzt nicht sagen, dass es so wichtig ist, aber es ist hochinteressant. Wir freuen uns immer wieder, wenn wir Nachrichten aus der Vergangenheit finden am Bau. Letztens haben wir einen Stein rausgenommen und dann waren Wertmarken drunter aus den 1920er-Jahren. Das gibt einfach so einen kleinen Einblick in diese Lebenswelt, die damals war, und es ist natürlich hochspannend. Und jetzt hatten wir das Glück - oder auch das Pech - an diesem Strebepfeiler-Aufsatz, dass da eine Ton-Linse drin war, die herausmusste. Das heißt, es war ein Hohlraum vorhanden und diesen Hohlraum konnten wir dann nutzen.
SWR Aktuell: Eine Schulklasse soll eine 2024er Zeitkapsel gestalten. Welche Ideen hatten denn die Kinder und Jugendlichen?
Brehm: Die haben sich viele Gedanken gemacht, wie die Zukunft aussieht – und was mich sehr berührt hat, aber auch ein bisschen traurig gemacht hat: Das war teilweise sehr negativ. Die Frage war zum Beispiel: Was für Tierarten leben noch in der Zukunft? Wird es trotz Klimakatastrophe noch lebenswert sein? Werden die Bienen noch existieren? Aber auch die Frage des Rassismus: Wie werden wir zusammenleben?
SWR Aktuell: Gibt es da eigentlich Experten, die solche Texte zukunftssicher formulieren?
Brehm: Ich weiß nicht, ob es das gibt, aber bei uns war das jetzt nicht so. Es gab aber Klassen, die sich Gedanken gemacht haben über die Sprache – eine Schule hat auch einen Beitrag eingereicht in den verschiedenen Muttersprachen der Schülerinnen und Schüler, die unterschiedliche Sprachen sprechen. Es gab auch eine Klasse, die sich Gedanken gemacht hat: Wird man Dialekt noch verstehen? Wird das Alemannische noch gesprochen? Das hat die Klassen auch bewegt.