Lärmfasten: Wie Stille in hektischen Zeiten helfen kann

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Autor/in
Hertewich, Ursula

Das große Umtata und Getröte ist vorbei: Mit Beginn der Fastenzeit lassen viele es wieder ruhiger angehen. Manche suchen sogar ganz gezielt die Stille: Sie betreiben Lärmfasten, um sich zu erholen, zu entspannen oder zur Ruhe zu kommen. Im Kloster Arenberg bei Koblenz kann man das üben und lernen.

Schwester Ursula Hertewich beschreibt im Interview mit SWR Aktuell-Moderator Jonathan Hadem die Vorteile, die sie durch das Lärmfasten erlebt: "Stille Zeiten sind Zeiten, in denen ich Eindrücke verarbeiten und verdauen kann. Wo ich nicht permanent etwas Neues höre oder sehe, sondern mich zurückziehe, um das zu verarbeiten, was Tag für Tag auf mich einstürzt."

Doch auch im Alltag lasse sich Lärm fasten, ohne sich gleich in die totale (oder klösterliche) Stille zurückzuziehen. Lärmfasten fange an, sobald wir die übliche Dauerberieselung bewusst reduzieren, erklärt Hertewich. Zum Beispiel gezielt etwas hören oder schauen - um dann genauso gezielt abzuschalten. In Zeiten von Überangebot und Streaming-Diensten hätten viele genau das verlernt.

Dabei sei es so wohltuend, einmal nicht nur das zu hören, was von außen kommt, betont die Seelsorgerin: "Stille ist für mich oft eine Zeit der großen inneren Aktivität. Wo ich ganz viel wahrnehme, was in mir ist an Gefühlen und Gedanken."  

Klar, dass da auch mal Unangenehmes hoch kommt. Während wir unter "Dauerbeschallung" leicht verdrängen, uns ablenken können, geht das im Stillsein kaum. "Stille führt interessanterweise manchmal nicht dazu, dass man ruhig wird, sondern vielmehr unruhig." Doch auch das sei wichtig, um mit sich in Kontakt und somit ausgeglichen zu bleiben, so Schwester Hertewich.

Darum sei Stille auch keineswegs mit Schlafen gleichzusetzen: "Stille ist viel mehr als schlafen. Sie hat eine ganz andere Qualität!"

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Hertewich, Ursula