Das Land Rheinland-Pfalz will mit sogenannten „Klimakoffern“ Schülerinnen und Schüler über Ursachen und Folgen des Klimawandels informieren. Die Koffer werden an Schulen verteilt, darin befinden sich Sets für Experimente zu Thema Klimaschutz. Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) hat im Gespräch mit SWR-Aktuell-Moderator Jonathan Hadem erklärt, wie die Schulen an die Koffer kommen und wie Lehrerinnen und Lehrer für das Projekt geschult werden.
SWR Aktuell: In Bayern gibt es die Koffer schon etwas länger. Die wurden ja auch an der LMU in München entwickelt. Wissen Sie, wie die Erfahrungen dort mit dem Klimakoffer sind?
Stefanie Hubig: Nach allem, was wir hören, sind die Erfahrungen in Bayern gut. Bei uns. Bei uns haben auch schon ungefähr die Hälfte der weiterführenden Schulen die die Klimakoffer. Die Resonanz, als wir das im Herbst letzten Jahres angefangen haben, anzubieten, war unglaublich. Über 50 Prozent der Schulen haben gleich gesagt: wir sind interessiert. Und das geht jetzt sukzessive und wird dann nach und nach verteilt.
SWR Aktuell: Gibt es denn eine Vorgabe, für welche Klassenstufen diese Koffer geeignet sind und für welche noch nicht? Ein Kind in der zweiten Klasse versteht ja logischerweise noch nicht so viel davon wie Jugendliche kurz vor dem Abitur…
Stefanie Hubig: Man kann in der Grundschule ganz viel in Sachen Klimaschutz machen. Aber diese Koffer sind jetzt speziell für die achten bis zwölften Klassen vorgesehen, sodass die Älteren damit gut arbeiten können.
SWR Aktuell: Diese Anleitungen und Hintergründe der Experimente, die kann ich mir ja auch im Netz anschauen. Und da ist eigentlich alles sehr verständlich erklärt und gestaltet, das versteht eigentlich jeder. Warum müssen dazu an zwei Tagen noch mal extra zwei Lehrer zu einem Seminar geschickt werden?
Stefanie Hubig: Uns geht es darum, dass der Klimaschutz im Klassenzimmer beginnt und dass eben die Kinder und Jugendlichen fundiert die Ursachen verstehen können. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass solche Dinge dann nachhaltig wirken, wenn die Lehrkräfte die entsprechenden Fortbildungen gemacht haben. Unser Anreiz ist, dass wir sagen: wir stellen den Schulen kostenlos fünf Klimakoffer zur Verfügung - die Bayern machen es übrigens nur gegen Bezahlung, also die Schulen müssen dort selber zahlen. Wir brauchen dann eben auch zwei Lehrkräfte, die gut informiert sind. Und wir haben darüber hinaus eine eigene Gesamtkonzeption entwickelt, in die die Klimakoffer eingebettet werden. Da geht es uns also nicht nur um Physik und um Klimawandel, sondern es geht auch noch um Sprachförderung. Darum, dass Kinder Jugendliche gemeinsam lernen zu handeln, und dass sie sehen, dass Klimawandel, die alle Fragen, die damit zusammenhängen, Querschnittsthema für viele Fächer sind.
SWR Aktuell: Jetzt haben Sie gerade schon die Finanzierung angesprochen. Der Klimakoffer und sein Inhalt stehen ja unter einer Creative-Commons-Lizenz im Netz. Man kann ihn auch einfach selbst bauen, mit ganz einfachen Mitteln und auch ohne allzu großen Aufwand. Warum gibt die Landesregierung da pro Kofferset mehr als 1.800 Euro dafür aus?
Stefanie Hubig: Wir machen das, damit die Schulen interessiert sind an dem Klimakoffer. Wenn eine Schule sich entscheidet, das selbst zu bauen, dann ist uns das natürlich auch recht. Aber wir wollen immer in Rheinland-Pfalz flächendeckend die Dinge in allen Schulen zur Verfügung stellen. Und das soll es nicht vom Willen der einzelnen Schule abhängen, sondern es geht wirklich darum, dass die Klimakoffer fertig kommen. Fünf Stück pro Schule, das heißt, es ist jetzt nicht übermäßig viel. Deshalb kann es sich vielleicht auch lohnen, als Schule mal darüber nachzudenken, den einen oder anderen nachzubauen. Aber wenn eine Schule interessiert ist, dann kann sie eben auch entsprechend loslegen - jetzt, sofort.
SWR Aktuell: Im Schulalltag wird der Klimakoffer zumindest eine Auflockerung für die Kinder sein. Welchen Effekt erhoffen Sie sich denn vom Einsatz des Klimakoffers? Glauben Sie denn, dass die Kinder dadurch auch ihr eigenes Verhalten ändern? Lieber mit dem Fahrrad in die Schule fahren als von den Eltern mit dem Auto gebracht werden?
Stefanie Hubig: Genau das erhoffen wir uns. Klimaschutz ist ein wichtiges Thema, es ist aber oft ein abstraktes Thema. Uns geht es darum, dass die Kinder eben die Ursachen verstehen, dass sie aber dann auch ihr Handeln darauf ausrichten, dass sie also merken: wir müssen etwas tun gegen den Klimawandel. Und das fängt bei mir selbst an. Wir haben mit der Landesschüler*innenvertretung eine sehr gute Kooperation, haben da schon einen Nachhaltigkeitspreis für die Schulen entwickelt gemeinsam, wo es wirklich darum geht, auch um Kleinen Umweltbewusst zu leben, nachhaltig zu leben. Und das nehmen die Schulen sehr gerne an. Und wir sehen, dass eben Schülerinnen und Schüler jetzt dieses Bewusstsein auch ganz stark entwickeln.