Deutschland schwitzt. Auch die Nächte sind sehr warm - Schlafprobleme die Folge. Es hilft eine warme Dusche, sagt der Schlafforscher Hans-Günter Weeß im Gespräch mit SWR Aktuell-Moderator Stefan Eich.
Der Sommer treibt die Temperaturen in die Höhe. Wenn auch die Nächte sehr warm bleiben, schlafen viele Menschen schlecht. Vor dem ins Bett gehen helfe eine warme Dusche, sagt Hans-Günter Weeß, Leiter des interdisziplinären Schlafzentrums am Pfalzklinikum Klingenmünster. SWR Aktuell-Moderator Stefan Eich hat mit ihm gesprochen.
SWR Aktuell: Warum lässt uns Hitze schlecht schafen?
Hans-Günter Weeß: Dazu muss man wissen, dass sich der Schlaf nur dann einstellen kann, wenn wir auf drei Ebenen eine große Entspannung erfahren - und zwar auf einer gedanklichen Ebene, auf einer gefühlsmäßigen also emotionalen Ebene und auf der körperlichen Ebene. Die körperliche Entspannung ist bei Extrem-Temperaturen das Problem. Das gilt gleichermaßen für Hitze und Kälte. Alle wissen, dass man mit kalten Füßen schwer einschlafen kann. Da helfen dann Bettsocken oder eine Wärmflasche.
Bei Hitze tun wir uns ein bisschen schwer, denn man kann es sich nicht so leicht im Bett kalt machen. Aber man kann Abhilfe schaffen, zum Beispiel dadurch, dass man abends vor dem ins Bett gehen warm duscht. Dadurch öffnen sich die Poren und die Wärme kann vom Körper besser abgegeben werden und wir haben eher ein Kälteempfinden.
SWR Aktuell: Also diese instinktive Idee: mir ist heiß, deshalb dusche ich kalt - das geht komplett in die falsche Richtung?
Weeß: Das geht in die falsche Richtung, denn Wärme sorgt für Kühle. Das ist nicht nur beim Duschen so, sondern auch bei den Getränken. Ein warmer Tee beispielsweise führt eher dazu, dass wir danach nicht schwitzen. Denn wenn wir etwas Kühles zu uns nehmen, muss es der Körper anwärmen. Dafür benötigt er Energie und Energie erzeugt Wärme. Deshalb sollten wir vor dem Schlafengehen nicht Kühles zu uns nehmen, sondern eher etwas Lauwarmes oder Warmes.
SWR Aktuell: Es gibt Hitze-Schlaf-Equipment, wie zum Beispiel kühlende Kopfkissen oder extra belüftete Matratzen. Was halten Sie davon?
Weeß: Es ist tatsächlich so, dass eine Federkernmatratze besser belüftet ist, als eine Kaltschaummatratze. Deshalb wird man auf einer Federkernmatratze weniger stark schwitzen.
Wichtig ist außerdem die Bettwäsche. Wir sollten keine Synthetik benutzen. Das ist wäre so, als ob wir uns in Cellophan-Folie einwickeln und in Bett gehen. Da schwitzt man eher. Zu empfehlen sind Naturmaterialen, wie zum Beispiel Baumwolle. Außerdem könnten wir die Bettdecke ganz weglassen und uns zum Schlafen nur mit einem Leinentuch zudecken, so wie es die Menschen in Südeuropa im Sommer machen. Damit haben wir das Gefühl der Geborgenheit einer Decke, die aber nicht wärmt.
Zusätzlich kann man den Pyjama vor dem Schlafengehen in den Kühlschrank legen. Ebenfalls hilfreich ist es, ein feuchtes Bettlaken ins Fenster zu hängen. Durch das Verdunsten wird dem Raum Wärme entzogen und es kann im Schlafzimmer etwas kühler werden.
Dann habe ich noch einen letzten Tipp: Alkohol ist zwar vordergründig immer ein gutes Schlafmittel, weil es uns entspannt. Aber Alkohol unterdrückt den Tiefschlaf, was zum Schwitzen im Schlaf führt. Das kann Alpträume und Wachphasen fördern. Deshalb sollte man in diesen heißen Sommernächsten vor dem Schlafengehen auf Alkohol verzichten.
SWR Aktuell: Manche Menschen machen bei Hitze ihre Klimaanlage an. Was ist dabei für einen gesunden Schlaf zu beachten?
Weeß: Es ist auf der einen Seite eine glückliche Situation, wenn man über die Klimaanlage die Raumtemperatur herunterregeln kann. Aber man muss immer vorsichtig sein, denn beim Schwitzen kann es passieren, dass man sich muskulär verspannt oder sich eine Erkältung holt. Deshalb rate ich wegen der gesundheitlichen Risiken nicht dazu, im Schlafzimmer eine Klimaanlage zu benutzen.