Europa-Park-Sprecher über Brand: "Wir hatten ein Déjà-vu"

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Autor/in
Petra Waldvogel
Onlinefassung
Stefan Eich

Feuer im Europa-Park im südbadischen Rust: Am Montagnachmittag brannte es im Themenbereich Spanien, die schwarze Rauchwolke war mehrere Stunden lang kilometerweit zu sehen. Der Brand ist wohl in einem Technikraum der Attraktion "Yomi-Zauberwelt der Diamanten" entstanden. 400 Feuerwehrleute haben das Feuer gelöscht, außerdem waren Polizisten und Rettungssanitäter im Einsatz.
Auch wenn die genaue Ursache des Brandes und das Ausmaß des Schadens noch unklar sind, will der Freizeitpark in Rust mit wenigen Einschränkungen wieder öffnen. Das hat Engelbert Gabriel, Sprecher des Europa-Park, im Gespräch mit SWR-Aktuell-Moderatorin Petra Waldvogel gesagt.

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"Wir hatten ein Déjà-vu"

SWR Aktuell: Das war ein aufregender Nachmittag gestern, wie man ihn sich sicher nicht wünscht. Sie sind erleichtert und froh, dass alles doch relativ glimpflich ausging…

Engelbert Gabriel: Ja, absolut. Wir hatten ja schon ein Déjà-vu. Sie wissen: Es hat bei uns schon einmal gebrannt. Und dann waren die gleichen Rauchwolken wieder zu sehen. Und als wir zum Einsatzort gefahren sind, dachten wir schon: Oh je, was kommt da auf uns zu – weil Sie ja nie voraussagen können, was da genau passiert ist. Was wahnsinnig toll war, und das wurde auch von den Rettungskräften, Feuerwehr und Polizei bestätigt, war die Zusammenarbeit auch mit unserer Werksfeuerwehr, die sofort am Einsatzort war und hier die ersten Maßnahmen durchführen konnte.

SWR Aktuell: Der schwarze Rauch war kilometerweit zu sehen, das muss ja schon ein ziemlich großer Brand gewesen sein?

Gabriel: Es war ein großer Brand. Aber man muss auch sehen, dass in dieser Attraktion natürlich viel mit Holz gearbeitet wurde, mit einer Holzdecke und so weiter, und dass das natürlich dann, wenn das Feuer mal entzündet ist, auch schnell brennt.

SWR Aktuell: Ich mag mir das eigentlich gar nicht vorstellen: 25.000 Menschen, Familien, Kinder, Jugendliche - und dann bricht ein solches Feuer aus. Sie müssen sofort evakuieren, und das lief völlig problemlos?

Gabriel: Ja, großes Kompliment an die Besucher, großes Kompliment an unsere Mitarbeiter, die vor Ort dann evakuiert haben. Und dann darf man nicht von Evakuierung reden, sondern wir haben die Fahrattraktionen „leergefahren“. Das heißt die Menschen werden einfach zum „Bahnhof“ gefahren, steigen aus und gehen dann in den Park rein. Zu dem Zeitpunkt, als wir leergefahren haben, hat es noch nicht gebrannt. Es war eine leichte Rauchentwicklung, und die Brandmeldeanlagen haben sofort angeschlagen. In der Situation ist das Routine, dass sofort die Bahn leergefahren werden, damit kein Menschenleben gefährdet ist.

SWR Aktuell: Das heißt, sie haben tatsächlich einen konkreten Evakuierungsplan, den sie regelmäßig trainieren?

Gabriel: Ja, natürlich - für den ganzen Park, für jede Attraktion, für den ganzen Tag.

SWR Aktuell: Und trotzdem ist die Gefahr, dass in einer solchen Situation dann doch Panik ausbricht, immer groß. Wie versuchen Sie, das zu verhindern?

Gabriel: Zuerst dadurch, dass unsere Mitarbeiter geschult werden, dass die selbst ruhig bleiben. Das ist das Allerwichtigste. Und, dass man sich genau an die Vorgaben hält, wie man die Leute in den Bahnhof bringt, wie man sie dann in den Park bringt. Der Europa-Park wurde nicht evakuiert, sondern wir haben ihn langsam geschlossen. Das heißt, ein Themenbereich nach dem anderen wurde zugemacht, und die Leute konnten sich langsam zur „Deutschen Straße“, also zum Ausgang bewegen - und immer in Absprache mit der Einsatzleitung.

SWR Aktuell: Aber über das Feuer wurden die Menschen schon informiert? Die wussten, dass sie raus müssen?

Gabriel: Er war alles schon leergeräumt. Als man das Feuer gesehen hat, waren die kompletten Bahnen leer.

SWR Aktuell: Was sagen Sie den Leuten, warum sie jetzt aussteigen und den Park verlassen müssen?

Gabriel: Wir sagen den Leuten, dass es ein Problem aufgetreten ist, und wir müssen die Bahn leeren.

SWR Aktuell: Und da dreht keiner durch?

Gabriel: Nein.

SWR Aktuell: Hängt es auch vielleicht damit zusammen, dass der Europa-Park ja doch ein sehr großzügiges Gelände ist, es also nicht zu Engstellen kommen kann wie in anderen Situationen, wenn Menschen dann übereinander stolpern und das die Panik auslöst oder verstärkt?

Gabriel: Mit Sicherheit. Das ist natürlich ein Punkt, dass wir sofort Fluchtwege haben, dass wir natürlich auch die Wege haben, die Leute raus zum Ausgang bewegen. „Spanien“ ist am Ende des Parks, und so war genügend Platz, dass die Leute sich langsam in Richtung Ausgang bewegen konnten. Und das mit Trainings und Schulungen, das ist das Wichtigste für uns hier. Die Sicherheit geht immer vor.

SWR Aktuell: Ihr Personal wird regelmäßig geschult. Aber haben sie denn tatsächlich auch immer festes Personal? Ich stelle mir vor, dass sie doch in den Hochzeiten sicher auch Aushilfskräfte haben?

Gabriel: Wir haben Aushilfskräfte an den Bahnen, selbstverständlich, wie in der Gastronomie. Aber wir haben festes Personal in den Bereichen des Managements vor Ort. Alle leitende Funktionen sind mit festangestellten Mitarbeitern besetzt.

SWR Aktuell: Perfekt vorbereitet, immer in der Hoffnung, dass man es nicht braucht. Aber sie hatten sie haben es vorhin schon gesagt. Vor vier Jahren, im Mai 2018, gab es den Großbrand in den Themenbereichen „Skandinavien“ und „Holland“. Haben sie tatsächlich auch aus diesen Erfahrungen gelernt?

Gabriel: Ja, natürlich. Wir haben die Feuerwehr noch mal verstärkt. Wir arbeiten hier auch mit Beratern zusammen, mit der Feuerwehr, intensiv mit den Versicherungen. Es wurde vieles verändert: Wir haben den ganzen Park mit Brandmeldeanlagen ausgestattet. Und das hat sich gestern auch bewährt, dass Abzugsanlagen den Rauch weg nach draußen gebracht haben. Wir haben die eigene Werksfeuerwehr mit elf Mitarbeitern, mit elf Feuerwehrleuten verstärkt. Wir haben hier komplett noch einmal alles auf den Prüfstand gestellt. Sicherheitsvorkehrungen getroffen und alles modifiziert.

SWR Aktuell: Es war dieses Mal - wie auch vor vier Jahren, glaube ich, mich zu erinnern – vermutlich wieder ein technischer Fehler, auch wenn die genaue Ursache noch nicht bekannt ist. Kann man solche Fehler nie sicher ausschließen?

Gabriel: Wir können im Moment noch nicht sagen, was der Fehler war, die Brandursache. Das ist im Moment nicht möglich. Momentan sind die Sachverständigen in dem Bereich drin, um das zu prüfen - und von daher kann ich leider keine Aussage machen.

SWR Aktuell: Aber gemutmaßt wird es ja. Ist es denn wahrscheinlich, dass es ein technischer Fehler war- oder eine Zigarette?

Gabriel: Ich würde Ihnen gern eine Antwort geben, aber das ist unmöglich nach so einem Brand. Wir wissen, wo der Brand war, weil wir natürlich durch die Brandmeldeanlagen genau nachverfolgen kann, wie der Brand sich erweitert hat, weil dann eine Brandmeldeanlage nach der anderen losgeht. Wir können lokalisieren, in welchem Bereich die Rauchmeldung losgegangen ist. Aber was dazu geführt hat, dass es dann einen Brand wurde, können wir im Moment leider nicht sagen.

SWR Aktuell: Es ist alles noch mal gut gegangen, mal abgesehen vom sicher großen Sachschaden, den man noch nicht beziffern kann. Gehen Sie mit einem ganz unbeschwerten Gefühl in diesen Tag heute und auch in den Sommer?

Gabriel: Die Erfahrungen, die wir jetzt gestern wieder machen mussten, haben uns gezeigt, dass wir sehr professionell aufgestellt sind, und dass wir mit unseren Kollegen von der Feuerwehr, von der Einsatzleitung, mit den Rettungstrupps, mit der Polizei, extrem gut zusammenarbeiten. Das beruhigt mich sehr, dass wir tolle Mitarbeiter haben, die die richtigen Reaktionen zeigen in den Momenten. Das beruhigt mich auch sehr. Dass man nicht alles verhindern kann, das wissen wir auch. Dass kann ihnen jeden Tag passieren. Aber wir tun alles Menschenmögliche, dass so etwas nicht vorkommt.

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Petra Waldvogel
Onlinefassung
Stefan Eich