Drei Jahre nach dem Ahr-Hochwasser: Immer noch Probleme, auch in Dernau

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Autor/in
Jonathan Hadem
Jonathan Hadem steht im Gang eines SWR-Gebäudes.

Drei Jahre nach dem Hochwasser wird im Ahrtal an die Katastrophe und die Opfer erinnert. 136 Menschen sind damals ums Leben gekommen, unzählige Häuser wurden zerstört oder beschädigt -auch in Dernau. Dessen neuer Bürgermeister David Fuhrmann hat heute früh im SWR- Aktuell-Interview bei Jonathan Hadem geschildert, welche Probleme es weiterhin gibt.

SWR Aktuell: Sie sind erst vor wenigen Wochen bei der Kommunalwahl zum Bürgermeister gewählt worden, waren davor schon stellvertretender Bürgermeister. Wie sehr wird ihre Amtszeit auch drei Jahre nach der Flut im Zeichen des Wiederaufbaus stehen?

David Fuhrmann: Genau, ich bin am Montag offiziell in mein Amt eingeführt worden und habe jetzt hier die Mammutaufgabe, mit dem Wiederaufbau weiterzumachen. Wir sind hier immer noch mitten in einer sehr, sehr großen Baustelle. Das Ganze wird uns auch einige Jahre beschäftigen. Ich glaube, wenn wir zurückgucken: Ein paar Monate nach der Flut, wo sich am Anfang durch die ehrenamtlichen Helfer und die örtlichen Landwirte so viel getan hat, hätten wir, glaube ich, nicht gedacht, dass wir nach drei Jahren erst an diesem Punkt stehen. Aber ja: Wir machen weiter und versuchen, unser Tal wieder schön zu machen.

SWR Aktuell: Aber woran liegt es denn? Ist es tatsächlich die Unterstützung, die mittlerweile ein bisschen nachgelassen hat? Oder gibt es andere Gründe dafür, dass es so langsam geht, wie Sie sagen?

Fuhrmann: Man muss das ein bisschen von zwei Seiten betrachten. Man muss einmal die private Sache betrachten, die Bewohner, die ihr Eigenheim wieder aufbauen. Da geht es sehr unterschiedlich voran. Wir haben Häuser, wo schon seit längerem die Leute wieder drin wohnen und die es schon wieder schön haben. Wir haben Häuser, die noch im Aufbau sind, und wir haben auch Häuser, wo noch gar nichts passiert ist. Und das hängt halt von vielen Faktoren ab: War man versichert? Wenn man versichert war, zahlt die Versicherung oder streitet man sich jetzt seit über drei Jahren immer noch mit ihr? Wenn man die Wiederaufbauhilfe bezieht, kommt es auch darauf an: Stimmt alles mit dem Gutachten, zahlt die Bank, zahlt sie nicht? Es ist da auch teilweise dann schon viel Bürokratie, und da ist es einfach sehr, sehr unterschiedlich. Gleichzeitig haben jetzt Menschen auch wieder Probleme, dass das Öl teilweise wieder durch die Mauern durchkommt. Die haben ihr Haus gerade wieder fertig renoviert, und das Öl kommt wieder durch. Das führt dann natürlich auch noch mal sehr zu Unmut.

SWR Aktuell: Das macht die Leute auch ein bisschen mürbe, könnte ich mir vorstellen. Wenn man nach vorne guckt… Sie sind ehrenamtlicher Bürgermeister, hauptberuflich Feuerwehrmann. Wie hat sich denn der Katastrophenschutz im Ahrtal aus ihrer Sicht seit der Flut verbessert?

Fuhrmann: Das lässt sich noch schwer sagen. Ich denke, diese Katastrophe im Ahrtal hat in ganz Deutschland alles aufgewühlt - dahingehend, dass Katastrophenschutzkonzepte überarbeitet werden, dass geguckt wird, wie kann man das verbessern? Aber konkret ist jetzt auch hier im Ahrtal noch nicht wirklich ersichtlich, was für Maßnahmen schon getroffen wurden. Es gibt ein Gewässerentwicklungskonzept, ein Hochwasserschutzkonzept, an dem gearbeitet wird und so weiter. Aber bis auf Warnmaßnahmen, die verbessert wurden, ist jetzt gerade im Bereich der Ahr momentan noch nichts ersichtlich - und da hofft man natürlich drauf.

SWR Aktuell: Jetzt gibt es eine repräsentative Umfrage im Auftrag des SWR, die zeigt, dass die Menschen in den Flutgebieten mehrheitlich unzufrieden mit der Aufarbeitung der Katastrophe sind, vor allem mit der Landesregierung, teilweise aber auch mit der kommunalen Führung. Wie geht es Ihnen da in Dernau?

Fuhrmann: Ich habe als Bürgermeister schon ein bisschen mehr Berührungspunkte mit den oberen Behörden, wo man dann schon mitkriegt: Es tut sich schon was. Aber es ist in sämtlichen Bereichen einfach dieser massiv bürokratische Weg, der auch einfach nicht vereinfacht wird. Das ist das, was das Ganze bremst. Grundsätzlich werden die Gelder schon zur Verfügung gestellt, aber wegen der ganzen Behördengänge und Verfahren kann man sie einfach nicht schnell genug abrufen und die Projekte schnell genug umsetzen. Das ist das Hauptproblem. Und da müssten wirklich von ganz oben hier und da Gesetze geändert werden, damit man solche Verfahren beschleunigen kann. Und genau so stellt es sich wahrscheinlich auch mit dem Hochwasserschutz dar.