Härtefallanträge noch nicht entschieden

Ältere Flutbetroffene an der Ahr warten immer noch auf Entschädigung

Stand
Autor/in
Michael Lang
Bild von SWR Multimediareporter Michael Lang aus dem Regionalbüro Bad Neuenahr-Ahrweiler

Das Land hatte älteren Flutbetroffenen an der Ahr versprochen, dass sie ihre Häuser nicht wieder aufbauen müssen, um Geld aus der Wiederaufbauhilfe zu bekommen. Doch nach SWR-Informationen warten ältere Menschen unter anderem aus Altenahr immer noch auf Entschädigung.

Die 84, 85 und 94 Jahre alten Betroffenen in Altenahr (Kreis Ahrweiler) sagten dem SWR, sie bräuchten die finanzielle Entschädigung des Landes dringend, um beispielsweise eine seniorengerechte Wohnung bezahlen zu können.

Zwölf Härtefallanträge von 15 noch nicht bearbeitet

Insgesamt haben 15 Menschen aus dem Ahrtal wegen ihres hohen Alters bei der Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz einen Härtefallantrag gestellt. Nach Angaben der Investitions- und Strukturbank werden von den 15 Anträgen aber immer noch zwölf bearbeitet.

Auch der Antrag der 85-jährigen Wanda Brügmann aus Altenahr ist noch in Bearbeitung. Vor mehr als einem Jahr hatte sie den Antrag gestellt und bei den Sachbearbeitern in Mainz nachgefragt, ob sie eventuell schnell Geld für ein neues kleines Apartment oder einen Platz in einem Heim für Senioren bekommen könnte. Doch über ihren Härtefallantrag ist bis heute noch nicht entschieden worden. Sie versucht deshalb, irgendwie mit ihrer kleinen Rente über die Runden zu kommen.

Das Haus der 85-jährigen Wanda Brügmann wurde bei der Flut im Sommer 2021 zerstört und ist seitdem unbewohnbar.
Das Haus der 85-jährigen Wanda Brügmann wurde bei der Flut im Sommer 2021 zerstört und ist seitdem unbewohnbar.

Inzwischen denkt die 85-Jährige sogar daran, ihr zerstörtes Haus wieder aufzubauen, nur um schneller an Geld zu kommen. Aber eigentlich will sie nicht zurück nach Altenahr. In der Flutnacht starben in ihrer Straße drei Anwohner.

Wanda Brügmann aus Altenahr kämpft mit 85 Jahren um Nothilfe.
Wanda Brügmann aus Altenahr kämpft mit 85 Jahren um Nothilfe.

Ehepaar wartet seit einem Jahr auf Entschädigung

In der Flutnacht stieg das Wasser in ihrer Straße in Altenahr teilweise zehn Meter hoch, erinnert sich die 84-jährige Brigitte Hengstler. Sie und ihr 94 Jahre alter Ehemann mussten ihr Haus nach der Flutkatastrophe abreißen. Wiederaufbauen dürfen sie nach eigenen Angaben nicht.

ein älteres Ehepaar sitzt beeinander, sie hält ein Foto von ihrem Haus in der Hand aus der Zeit vor der Flutkatastrophe.
Alfons (94 Jahre) und Brigitte Hengstler (84 Jahre) hoffen weiter auf eine Entschädigung.

Heute wohnen sie in einer Wohnung in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Hier wollen sie bleiben und die Miete gerne auch mit der Entschädigung bezahlen. Das Ehepaar hat bereits vor rund einem Jahr einen Härtefallantrag bei der Investitions- und Strukturbank des Landes gestellt. Sie warten bis heute auf eine Antwort.

Investitionsbank: Härtefallanträge sind komplex und zeitaufwändig

Zur Begründung, warum die Bearbeitung der Anträge so lange dauert, teilte die Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz dem SWR mit, dass die Härtefälle "bei der Bearbeitung aufgrund der individuellen und komplexen Umstände meist längere Zeit in Anspruch nehmen als die reguläre Antragsbearbeitung". Und vom Finanzministerium heißt es, ältere Menschen bräuchten oft viel Zeit, um sich zu entscheiden, ob sie ihr Haus wieder aufbauen oder sich entschädigen lassen wollten.

Wanda Brügmann und das Ehepaar Hengstler aus Altenahr haben sich bereits vor rund einem Jahr entschieden - für eine Entschädigung, um ihre Rente aufzubessern oder um die Miete für eine seniorengerechte Wohnung zu bezahlen.

Bad Neuenahr-Ahrweiler

Nach der Flutkatastrophe im Ahrtal 2021 2023: Bürgermeister an der Ahr erwarten Fortschritte beim Wiederaufbau

Trotz Personalmangel, unzähligen Baustellen und Fragen beim Hochwasserschutz blicken die Kommunen an der Ahr bei vielen Wiederaufbauprojekten zuversichtlich auf 2023.

Am Vormittag SWR4 Rheinland-Pfalz

Rheinland-Pfalz

U-Ausschuss zur Flut beendet Beweisaufnahme "Das war kein Untersuchungsausschuss wie jeder andere"

Der Untersuchungsausschuss des rheinland-pfälzischen Landtags zur Flutkatastrophe im Sommer 2021 hat nach 42 Sitzungen seine Beweisaufnahme beendet.

SWR Aktuell Rheinland-Pfalz SWR Fernsehen RP

U-Ausschuss zur Flutkatastrophe beendet Beweisaufnahme "Erschreckend, wie ahnungslos die Landesregierung war"

Der Untersuchungsausschuss des rheinland-pfälzischen Landtags zur Flutkatastrophe hat die öffentliche Beweisaufnahme in seiner 42. Sitzung beendet. Ein Kommentar von SWR-Redakteur Mathias Zahn.

Der Nachmittag SWR1 Rheinland-Pfalz

Stand
Autor/in
Michael Lang
Bild von SWR Multimediareporter Michael Lang aus dem Regionalbüro Bad Neuenahr-Ahrweiler