Das neue Ausbildungsjahr beginnt. Über 100.000 Lehrstellen sind noch unbesetzt. Warum Praktika bei der Berufswahl helfen, sagt Achim Dercks (DIHK) im Gespräch mit SWR Aktuell-Moderator Andreas Herrler.
Immer mehr Betriebe in Deutschland haben Nachwuchssorgen. Zum Start des neuen Ausbildungsjahres (1. September) sind nach Angaben der Deutschen Industrie- und Handelskammer bundesweit mehr als 100.000 Lehrstellen nicht besetzt.
Praktika für Berufswahl sinnvoll
Deshalb sollten junge Menschen frühzeitig in Betriebe hineinschnuppern können, fordert der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer Achim Dercks im Gespräch mit SWR Aktuell-Moderator Andreas Herrler. Das könnten "fünf Berufe in fünf Tagen sein, um zu spüren, was Spaß macht und was nicht". Denn auch ein Praktikum, das keinen Spaß mache, sei letzten Endes sinnvoll und helfe bei der Berufswahl.
"Schulen müssen sich für Praktika öffnen"
Bei der Organisation von Praktika seien alle Verantwortlichen gefordert. "Vor allem die Schulen müssen sich öffnen", ergänzt der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer. Es sei bekannt, dass im Unterricht in den letzten drei Wochen vor den Ferien wegen des Notenschlusses nicht mehr viel passiere. "Warum gibt’s da nicht Praktika?" Das Mitarbeiten in Unternehmen könne wichtige Erfahrungen bringen. Das gelte gerade auch für Schülerinnen und Schüler an Gymnasien, von denen ein Großteil nach dem Abitur mit einer Ausbildung beginne. "Bei Gymnasiasten ist die Berufsorientierung oft schwach ausgeprägt."
Azubis händeringend gesucht
Ein Grund für die hohe Zahl an freien Ausbildungsplätzen ist nach Angaben der DIHK der demographische Wandel. Jedes Jahr gingen 400.000 Menschen mehr in Rente, als junge Menschen die Schule verlassen würden, rechnet Dercks vor. "Unterm Strich suchen die Unternehmen händeringend Azubis und Fachkräfte und nicht jeder Betrieb findet jemanden." Das gelte auch für attraktive Berufe, zum Beispiel im kaufmännischen Bereich, aber auch für die Ausbildung zum Fachinformatiker beziehungsweise zur Fachinformatikerin. "Da gab es Ende Juli noch über 6.000 freie Plätze."