Ab jetzt ist Kiffen erlaubt – was macht die Droge mit unserem Körper?

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Andreas Böhnisch
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Einmal ganz entspannt kiffen - das ist ab heute ohne Strafe möglich. Denn die Teil-Legalisierung von Cannabis ist zum 1. April in Kraft getreten. Aber was macht die Droge eigentlich in unserem Körper? Das erklärt der Arzt und Journalist Lothar Zimmermann im Gespräch mit SWR Aktuell-Moderator Andreas Böhnisch.

SWR Aktuell: Der berauschende Stoff in der Hanfpflanze ist das sogenannte THC. Welche Wirkung hat das in unserem Körper?

Lothar Zimmermann: Das kann sehr unterschiedlich sein, je nachdem, wie wir drauf sind. Es kann uns zum einen euphorisieren. Es kann uns aber auch müde machen oder die Herzfrequenz anregen. Es regt in dem Gehirn bestimmte Prozesse an und deswegen ist das Cannabis, beziehungsweise das THC, auch so schwer zu kalkulieren – gerade, wenn Menschen im Wachstum sind und noch kein ausgereiftes Gehirn haben. Also, man kann nicht von vorneherein rein sagen, es wirkt bei dem einen oder anderen so. Auch wenn viele die Erfahrung machen, dass es eher eine entspannende Wirkung hat, ist das nicht bei jedem klar.

SWR Aktuell: Wie Cannabis wirkt, das hängt auch davon ab, was für eine Pflanze das ist, wie die verarbeitet wurde und natürlich von der Art des Konsums - wie groß ist denn da die Bandbreite?

Zimmermann: Wenn ich Cannabis rauche, geht es schneller ins Gehirn, schneller in den Körper, als wenn ich es über einen Keks zu mir nehme. Und dann hängt es – wie schon erwähnt - sehr stark davon ab, in was für einem Alter man ist. Und da bei Jugendlichen das Gehirn noch im Wachstum ist, wirkt Cannabis natürlich sehr viel intensiver und kann auch wirklich gefährlich werden. Denn Cannabis kann Psychosen, also psychische Erkrankungen, auslösen, die uns dann ein Leben lang beeinflussen. Und es ist auch nachgewiesen, dass Menschen, die sehr früh mit dem Cannabiskonsum anfangen, eine geringere Konzentrationsfähigkeit haben und sie auch beruflich nicht so weit kommen wie Menschen, die kein Cannabis zu sich nehmen.

SWR Aktuell: Sie betonen jetzt ganz besonders, wie gefährlich Cannabis sein kann für Jugendliche und junge Erwachsene. Nun wird es legal ab dem 18. Lebensjahr. Ist das aus medizinischer Sicht zu früh, um Cannabis zu konsumieren?

Zimmermann: Also, viele Ärzte warnen gerade davor, dass man die Konsequenzen, die man sich damit einfängt, noch gar nicht überschauen kann. Denn man muss sich ja klar machen: wenn eine Droge legalisiert wird, dann schwindet auch so ein bisschen die Hemmung, und sie ist dann auch leichter verfügbar - und Menschen probieren es eher mal aus. Man muss da schon sehr vorsichtig draufschauen, wie sich das verändert und ob man sich damit auf Dauer nicht mehr Probleme einfängt, als man jetzt abbaut. Und wir müssen uns alle klarmachen, dass Cannabis heute nicht mehr das Cannabis aus den Siebzigern ist. Viele der Babyboomer haben damals selbst Cannabis konsumiert und fanden das gar keine besonders schlimme Drogenerfahrungen. Aber heutzutage ist der THC-Gehalt stark gestiegen, das löst natürlich ganz andere Effekte im Körper aus und ist nicht zu vergleichen. Deswegen muss man da sehr vorsichtig sein und man sollte es tatsächlich nicht banalisieren.

SWR Aktuell: Ist es also tatsächlich so, dass Kiffen, Cannabis rauchen oder in sonst einer Art und Weise konsumieren, grundsätzlich schädlich ist für die Gesundheit? Oder gibt es da so eine Art Toleranzgrenze, kleine Mengen, die noch vertretbar sind?

Zimmermann: Man weiß es vorher einfach nicht. Wenn man das vorher wüsste, wäre es leichter zu sagen, das hängt tatsächlich, wie erwähnt, von der genetischen Ausstattung und vom Alter ab. Man kann generell sagen: man sollte es am besten erst nehmen, wenn das Gehirn auch ausgereift ist, um da nicht zu starke Veränderungen auszulösen. Und jemand, der eine Depression oder eine Psychose hat, der weiß, wie schwerwiegend so eine Erkrankung sein kann.

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