Viele Eltern kennen das: Die Suche nach einem Arzt für ein Neugeborenes entwickelt sich zu einer Odyssee. Die Kinderarztpraxen sind vollkommen ausgelastet, neue Patienten können nicht aufgenommen werden. In manchen Gegenden, wie in der Eifel, nehmen Eltern Anfahrtswege von bis zu 40 Kilometern in Kauf, um ihre Kinder ärztlich vorsorgen zu lassen.
Kritik an medizinischer Versorgung in BW Kinderärzte im Rems-Murr-Kreis schließen Praxen aus Protest
Im Rems-Murr-Kreis haben Kinderärzte am Dienstag mit einem Aktionstag gegen die Zustände in ihrem Fachbereich protestiert. Sie fordern mehr Unterstützung von der Politik.
Im Rems-Murr-Kreis haben jetzt 19 Kinderärzte ihre Praxis geschlossen, um auf eine Situation aufmerksam zu machen, die sie als "katastrophal" beschreiben, und um Druck auf die Politik auszuüben. Dabei gilt die Region laut "Bedarfsplanung" der Kassenärztlichen Vereinigung sogar als "überversorgt", weshalb dort eine neue Praxis für Kassenpatienten überhaupt nicht eröffnen dürfte. Was die Planung dabei nicht berücksichtigt, ist, dass die Arbeit in den Praxen pro Kind erheblich zugenommen hat: mehr Vorsorgeuntersuchungen, mehr Impfungen, mehr psychosoziale Beratung – und mehr Bürokratie.
Viele Kinderärzte kurz vor dem Ruhestand
Verschärft wird die Lage dadurch, dass Kinderärzte, die in den Ruhestand gehen, schon heute oftmals keinen Nachfolger oder Nachfolgerin finden. Angesichts der Tatsache, dass Kinderärzte im Durchschnitt 57 Jahre alt sind und ein Großteil von ihnen in den kommenden Jahren aus dem Berufsleben ausscheiden wird, müssen die Alarmglocken läuten und es muss dringend gegengesteuert werden.
Schnelle Lösungen müssen her
In Rheinland-Pfalz, wo die kinderärztliche Versorgung besonders schlecht ist, will die Landesregierung einen Teil der Medizin-Studienplätze für künftige Kinderärzte reservieren. Ein guter Anfang, finde ich, aber das reicht nicht. Denn wer heute anfängt, Medizin zu studieren, steht erst in einem Jahrzehnt voll zur Verfügung. Darum müssen Kinderärzte möglichst bald und umfangreich entlastet werden. An Ideen dazu mangelt es den Ärzten nicht: weniger Bürokratie und mehr Beratungsstellen etwa.
SWR-Korrepondent Frederik Merx zu den Gründen des Kinderärzte-Mangels in Rheinland-Pfalz
Den Hilferuf der Kinderärzte müssen Politik und Kassenärztliche Vereinigung aus meiner Sicht ernstnehmen, nicht zuletzt im Interesse der Neugeborenen und ihren Eltern - schließlich leiden sie am meisten unter der Situation.