Die Deutsche Bahn hat Bauarbeiten zwischen Mainz und Köln angekündigt. Vom 12. Dezember an brauchen ICE- und IC-Züge 30 Minuten länger. Solche Eingriffe wirbeln gern den Fahrplan auf der ganzen Strecke durcheinander. Der nächste Halt im Süden ist der wichtige Knotenpunkt Mannheim, den Bahnchef Richard Lutz jüngst ein Sorgenkind genannt hat. Den Südwesten könnte an Weihnachten ein Bahnchaos heimsuchen mit unpünktlichen oder ausfallenden Zügen.
Ich fürchte schon die nächste Dreistigkeit der Bahn – ein Tarifmodell, das Nikola Hagleitner, Vorstandsmitglied "Post & Paket" der Deutschen Post AG, für die Briefzustellung will: Auf pünktlich zugestellte Briefe gibt es einen Aufschlag, liegengebliebene kosten so viel wie bisher. Aus Sicht der Managerin erscheint der Vorschlag sinnvoll. Die Post leidet – wie die Bahn – an Personalmangel. In der kalten Jahreszeit kommt ein hoher Krankenstand hinzu. Der geplante Aufschlag spült bei sinkender Leistung mehr Geld in die Kasse.
Bauarbeiten an Bahnstrecken Zugreisende müssen rund um Weihnachten mehr Zeit einplanen
Bahnreisende brauchen in der Weihnachtszeit gute Nerven: Gleisarbeiten ab dem 12. Dezember unter anderem auf den Strecken Mainz - Köln verlängern die Fahrzeiten.
Zwei-Klassen-System bei Briefzustellung
Als Postkunde finde ich einen solchen Vorschlag absurd. Unternehmen deuten ihren gesetzlichen Auftrag – hier die pünktliche Briefzustellung – zur Premiumware um. Was bis jetzt selbstverständlich war, braucht einen Aufschlag. Nach dieser Logik verdienen sich demnächst Schülerinnen und Schüler, die pünktlich zum Unterricht erscheinen, einen Euro. Wer später kommt, geht leer aus wie bisher auch.
Der Arbeitskräftemangel belastet den Wirtschafts- und Dienstleistungsstandort Deutschland stark. Doch niemals darf Pünktlichkeit extra kosten und Bummeln zur Regel werden.