"Zwei Minuten": Die Kolumne zum Wochenende

Meinung: Tote Pferde leben länger

Stand
Autor/in
Peter Knetsch
Peter Knetsch steht im Gang eines SWR-Gebäudes.

Die Ampelregierung hat sich aufgelöst und Trump die Wahl gewonnen. Peter Knetsch meint, dass wir trotzdem etwas von den Amerikanern lernen können.

Es wird in den folgenden zwei Minuten nicht um die US-Wahl gehen. Versprochen! Nur eine kleine Anmerkung in Sachen USA: Amerikaner sind manchmal sehr kluge Leute. Vor allem die, die schon ein bisschen länger in dem Land leben. Den Ureinwohnern vom Stamm der Dakota wird eine schlichte Weisheit zugeschrieben. Die da lautet: Wenn du merkst, dass du ein totes Pferd reitest, dann steig ab! Dieser so schlichte wie überzeugende Tipp wird gerne in Nachwuchs-Manager-Seminaren herumgereicht und auf Praxistauglichkeit abgeklopft. Augenzwinkerndes Fazit: Naja, sooo tot kann das Pferd ja gar nicht sein. Man brauche nur eine stärkere Peitsche oder einen besseren Reiter…

Die Kolumne zum Wochenende können Sie sich hier anhören:

Da die bis vor drei Tagen noch existente Bundesregierung offenbar noch nichts von der Dakota-Weisheit und der Augenzwinkerei wusste, lief die Tote-Pferd-Sache eventuell folgendermaßen ab: Erst wurde ein Krisengipfel mit allen Reitern anberaumt und gemeinsam darauf gewartet, dass das tote Pferd freiwillig wieder aufsteht. Klappte nicht. Der Chef der Reiter hat dann regelmäßige Teamgespräche angesetzt, um die Kommunikation zwischen Mannschaft und totem Pferd zu verbessern. Klappte auch nicht. Der Chef appellierte an das tote Pferd, dass die vereinbarte Laufzeit vier Jahre betrage. Wenn sich das Tier nicht füge, sei das nicht zielführend. Das Pferd blieb unbeeindruckt.

Peter Knetsch steht im Gang eines SWR-Gebäudes.
Die Kolumne zum Wochenende von Peter Knetsch

Alternativvorschlag vom Reiter für Wirtschaft: Man könnte Subventionen für nachhaltig angebauten Hafer genehmigen, dann käme das Pferd schon wieder auf die Beine. Andererseits seien tote Pferde recht fortschrittlich, weil sie wenig Energie verbrauchten. Die Reiterin für Außenpolitik ergänzte flankierend, dass ein internationales Artenschutzabkommen das Ableben von Pferden während des Reitens verbieten müsse.

Kopfschütteln beim zuständigen Reiter für Finanzen. Das koste alles Geld, neue Schulden kämen nicht in Frage. Stattdessen solle das tote Pferd einfach rückwärtslaufen, dann wäre es nicht mehr so tot. Außerdem sollte der ihm nahestehende Reiter für Verkehr und Digitales prüfen, ob das tote Pferd wirklich so technologieoffen war, wie er es schon immer gefordert habe. Der Reiter für Verkehr und Digitales dachte sich; „So ein Quatsch!“ Und entschied im stillen Kämmerlein, den Reitverein zu wechseln.

Und irgendwann, ja irgendwann fand auch das tote Pferd die Sache so doof, dass es sich aufrappelte, kurz wieherte und dachte: „Nur weg von hier, ich suche mir auch einen neuen Verein! Die Ureinwohner vom Stamm der Dakota sollen vernünftige Leute sein.“

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