In knapp zweieinhalb Wochen tritt das wohl umstrittenste Gesetz der vergangenen Jahre in Kraft: das Gebäudeenergiegesetz (GEG), besser bekannt als „Heizungsgesetz“. Es besagt, dass ab Anfang 2024 neu eingebaute Heizungen zu mindestens 65 Prozent mit erneuerbarer Energie betrieben werden müssen, verziert mit diversen Ausnahmereglungen, Übergangsfristen und staatlichen Zuschüssen. Damit will die Bundesregierung den Ausstoß von klimaschädlichem CO² beim Heizen reduzieren. Erreicht hat sie einstweilen das Gegenteil.
Torschlusspanik im Heizkeller
Beim Heizungsgesetz kam einiges zusammen, was seine Wirkung nicht verfehlte: Ein handwerklich schlecht ausgearbeiteter Gesetzesentwurf aus dem Hause von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), der wundersamerweise seinen Weg zur „Bild“-Zeitung findet; eine Kampagne unter den Schlagwörtern „Heizhammer“, „Heizverbot“ und „Energie-Stasi“; ein über viele Monate geführter und zuweilen hysterischer Streit innerhalb der Bundesregierung und schließlich das Zwischengrätschen des Bundesverfassungsgerichts. Kein Wunder, dass viele Haus- und Wohnungsbesitzende mit Verunsicherung, Misstrauen und Torschlusspanik reagieren.
Wer wissen will, wozu das führt, kann sich bei Jochen Scherne aus Baumholder erkundigen. Als Schornsteinfeger ist es sein Job, neu eingebaute Heizungen zu prüfen und freizugeben. Er schätzt, dass sich die Anzahl der 2023 eingebauten Öl- und Gasheizungen gegenüber den Vorjahren verdreifacht hat. Sein Fazit: „Ich habe, seit ich diese Arbeit mache, noch nie so viel Verunsicherung in der Bevölkerung erlebt, die durch die politischen Wirrungen ausgelöst wurde.“
Schlecht fürs Klima und den Geldbeutel
Dank der politischen und medialen Unfähigkeit, das Thema klimaschonenderes Heizen einigermaßen sachlich zu diskutieren und auf den Weg zu bringen, blasen die in den vergangenen Monaten massenhaft verbauten Öl- und Gasheizungen über Jahrzehnte unnötig viel Treibhausgase in die Luft. Die Folgen der Panikmache rund um das Heizungsgesetz sind dabei nicht nur schlecht fürs Klima. Da die Preise für Öl und Gas wegen der immer weiter steigenden CO²-Steuer absehbar deutlich anziehen werden, dürften sich die neu eingebauten fossilen Heizungen in vielen Fällen als teure Fehlentscheidung herausstellen.