Ende einer Ära - Ala-Pietilä ist Nachfolger

SAP-Mitbegründer und Aufsichtsratschef Plattner verabschiedet sich

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Sina Rosenkranz
SWR-Wirtschaftsredakteurin Sina Rosenkranz
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Tamara Land
Tamara Land, SWR Wirtschaftsredaktion

Mehr als 50 Jahre hat Hasso Plattner den Software-Konzern SAP gesteuert - zuletzt als Vorsitzender des Aufsichtsrats. Als solcher hatte er am Mittwoch bei der Hauptversammlung seinen letzten Auftritt.

Zum letzten Mal hat am Mittwoch Hasso Plattner die SAP-Hauptversammlung eröffnet - sein letzter großer Auftritt als Aufsichtsratschef nach einem halben Jahrhundert im Unternehmen. SAP ist das wertvollste Unternehmen an der Börse, der einzige deutsche IT-Konzern mit Weltrang, so Hasso Plattner, das erfülle ihn mit Stolz. Von den Aktionärinnen und Aktionären gab es für den 80-Jährigen zum Abschied Standing Ovations - ungewöhnlich bei einer Hauptversammlung.

Der Finne Pekka Ala-Pietilä wurde zum neuen Vorsitzenden des Aufsichtsrats gewählt. Er ist ein alter Bekannter. Der frühere Präsident von Nokia saß bereits von 2002 bis 2021 im Aufsichtsrat von SAP. Ala-Pietilä sagte bei seiner Vorstellung, die Arbeit im Kontrollgremium sei Teamarbeit. Niemand könne alleine die Welt alleine am Laufen halten. Für den Softwarekonzern ging mit Plattners Abschied eine Ära zu Ende.

Begonnen hat diese Ära vor mehr als 50 Jahren, nämlich im April 1972. Microsoft und Apple gibt es noch nicht, als fünf Mitarbeiter den Technikkonzern IBM verlassen, um gemeinsam SAP zu gründen. Nicht in der Garage, aber in einer Mannheimer Vier-Zimmer-Wohnung. Darunter Dietmar Hopp und Hasso Plattner.

Die kleine Software-Klitsche wächst so schnell, dass bald ein größerer Firmensitz nötig ist. Dietmar Hopp zeigt seinen Kompagnons ein paar Spargelfelder in Walldorf und schlägt vor, SAP dort anzusiedeln.

Andere kommen und gehen - Plattner bleibt

Hasso Plattner wird über fünf Jahrzehnte lang die einzige Konstante sein in einem sich ständig wandelnden Unternehmen. Als Chef des Aufsichtsrats wechselt er Vorstände aus wie andere das Handtuch. Er dagegen: Unverrückbar. Die graue Eminenz im Hintergrund.

Sein Führungsstil: Markant. "Energisch, durchsetzungsstark, brillant, durchaus ehrlich, direkt", so beschreibt Betriebsrat Andreas Hahn den SAP-Mitbegründer, mit dem er einige Zeit lang im Aufsichtsrat saß. Manchmal könne Plattner auch etwas zu direkt sein, fügt Hahn noch an. Plattner gilt auch als Gegner von Betriebsräten. SAP war lange das einzige DAX-Unternehmen ohne Betriebsrat. Erst 2006 wurde die erste Arbeitnehmervertretung gewählt.

Dietmar Hopp (links), Prof. Dr. Hasso Plattner (Mitte) und Prof. Dr. Henning Kagermann (rechts) auf der Hauptversammlung der SAP im Mai 1998.
Hasso Plattner (Mitte) hat die SAP jahrzehntelang geprägt. Hier ein Foto von 1998 mit dem SAP-Mitgründer Dietmar Hopp (links) und dem Ex-SAP-Vorstand Henning Kagermann (rechts).

Vor einigen Monaten ist Hasso Plattner 80 geworden - seinen Rücktritt aus dem Aufsichtsgremium hatte er in den vergangenen Jahren mehrere Male angekündigt und dann doch immer wieder verschoben. Die einen sagen: Weil er nicht loslassen konnte. Die anderen: Weil ihn SAP noch gebraucht hat.

Hasso Plattner sei der letzte Gründer im Unternehmen, der noch aktiv ist, meint etwa Jens Hungershausen von der "Deutschsprachigen SAP Anwendergruppe" (DSAG), er spricht für die Kunden des Konzerns.

Aus unserer Perspektive stand er immer für die Vision, für visionäre Dinge. Er hat mit seinen Gründerkollegen SAP zu dem gemacht, was es heute ist.

Plattner sei immer technologisch orientiert gewesen, die Technologie sei das, was die Anwender mit Hasso Plattner verbinden, meint Hungershausen. Sein Abgang sei deshalb eine echte Zäsur für SAP, glaubt auch Aktionärsschützerin Jella Benner-Heinacher, die SAP seit vielen Jahren beobachtet.

Für uns ist Hasso Plattner auch Mr. SAP

Hasso Plattner habe die Gesellschaft nicht nur gegründet und über all die Jahrzehnte hinweg begleitet, sondern auch geführt, so Benner-Heinacher. Von 1972 bis heute habe Plattner das Unternehmen weiterentwickelt und heute sei SAP ein Gigant, über dessen tolle Entwicklung sich die Aktionäre freuten, lobt die Anlegerschützerin.

Milliardär dank SAP-Aktien

Aus Aktionärssicht toll entwickelt hat sich vor allem der Aktienkurs, SAP ist der wertvollste Konzern im deutschen Leitindex DAX. Das wiederum macht den größten Anteilseigner Hasso Plattner zu einem der reichsten Deutschen. Das Forbes-Magazin schätzt sein Vermögen auf 11 Milliarden Dollar, er selbst spricht von 20 Milliarden.

Ein Selfmade-Milliardär, der sich immer auch dem Gemeinwohl verpflichtet fühlt. Plattner engagiert sich als Mäzen, in Potsdam hat er ein Museum und ein IT-Institut gestiftet. Deshalb wird er auch als der "deutsche Bill Gates" bezeichnet. Er halte viel davon, etwas zurückzugeben, wenn man erfolgreich war im Leben, sagt Plattner. Man könne es ja ohnehin nicht mitnehmen.

Aus der Softwareklitsche auf den Spargelfeldern ist ein Weltkonzern geworden - das einzige deutsche IT-Unternehmen, das es mit der amerikanischen Konkurrenz aufnehmen kann. Aber das auch ständig im Umbau ist, sich immer wieder neu ausrichten muss. Das Thema Künstliche Intelligenz wird das Unternehmen erneut auf den Kopf stellen. Ab jetzt ohne den Weichensteller Hasso Plattner. Aber in dessen Geist.

Olaf Scholz bei Plattner-Gala am Donnerstag

Olaf Scholz wird am Donnerstagnachmittag in der SAP-Arena an der Gala zur Verabschiedung von Hasso Plattner teilnehmen und auch eine Rede halten, informiert das Bundeskanzleramt. Vorher trifft er sich mit Arbeitnehmer-Vertretern der SAP.

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