Ein milder und feuchter Winter mit Temperaturen von fünf Grad Celsius oder mehr. Das ist in den vergangenen Jahren im Südwesten häufiger vorgekommen. Damit gibt es hier optimale Bedingungen dafür, dass Zecken auch den Winter über aktiv bleiben.
Das bedeutet: Besondere Vorsicht in Wald und Wiese. Denn durch ihren Stich können Zecken Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) übertragen. Die Viren verursachen Entzündungen des Gehirns, der Hirnhaut oder des Rückenmarks.
Schon zwei Fälle von FSME in Baden-Württemberg
Süddeutschland ist besonders betroffen, rund 80 Prozent der FSME-Fälle sind hier. Ganz Baden-Württemberg gilt laut Robert-Koch-Institut (RKI) als FSME-Risikogebiet. Einzig der Landkreis Heilbronn fällt dabei raus.
Eine Region wird dann zum Risikogebiet, wenn sich dort häufig innerhalb einer Fünfjahresperiode eine bestimmte Anzahl an Menschen mit FSME infiziert haben. Dabei sind nur die Fälle relevant, die auf einen Zeckenstich zurückzuführen sind. Das Jahr 2025 ist zwar noch jung, allerdings meldet das RKI bereits zwei Fälle von FSME: Einer im Landkreis Böblingen und einer im Rhein-Neckar-Kreis.
Es könnten auch Fälle aus dem letzten Jahr sein, sagt Ute Mackenstedt, Parasitologin von der Uni Hohenheim. Es zeige aber den generellen Trend, dass Zecken nun immer auch im Winter aktiv sind: "Die Zeckensaison ist schon am Laufen."

In Rheinland-Pfalz gibt es im laufenden Jahr bislang keine Fälle von FSME. Allerdings gibt es hier auch ein Risikogebiet: Der Kreis Birkenfeld. In Risikogebieten wird eine Impfung gegen FSME empfohlen.
Klimaerhitzung: Zecken auch im Winter aktiv
Generell stellt die Expertin Mackenstedt einen Trend fest: Die Frequenz eines zeckenreichen und damit für FSME-Erkrankungen gefährlichen Jahres wird höher. Gab es vormals alle drei Jahre viele Fälle von FSME, rechnet sie nun alle zwei Jahre damit. Grund ist auch die Klimaerhitzung.
Rheinland-Pfalz hat sich bereits um 1,7 Grad Celsius erwärmt im Vergleich zum vorindustriellen Referenzzeitraum, Baden-Württemberg liegt nur minimal darunter: Laut Umweltministerium sind es hier in den selben Vergleichszeiträumen 1,5 Grad Erwärmung. Damit überleben viele Zecken den Winter - und können potenziell FSME übertragen.

So wird 2025: Erwartungen der Uni Hohenheim zur FSME-Lage
"Wenn wir von diesem zyklischen Verlauf ausgehen, dann würden wir 2025 wieder ein FSME-ärmeres Jahr haben", sagt Mackenstedt. Denn 2024 waren die Fallzahlen nicht nur im Südwesten, auch deutschlandweit hoch.
Doch auch wenn 2025 möglicherweise ein weniger intensives Jahr wird, die Fallzahlen seien vor allem in Baden-Württemberg auf hohem Niveau. Das spricht dafür, dass es wieder zu vielen FSME-Fällen kommen könnte. Und Zecken gebe es überall in Deutschland. Auch in Landkreisen, die noch nicht offiziell als Risikogebiete gelten, werden FSME-Fälle registriert.
Nicht jede Zecke ist dabei Träger von FSME. Als Hauptwirte für das Virus gelten kleine Nagetiere. Die Zusammenhänge und Übertragungswege seien komplex, so die Fachleute. Wenn eine Zecke ein Nagetier sticht, das FSME-Träger ist, nimmt sie beim Blutsaugen die Erreger auf.
Sticht die Zecke danach einen Menschen, kann sich dabei FSME auch auf ihn übertragen. Insofern liegt die Vermutung nahe, dass ein nager- und gleichzeitig zeckenreiches Jahr auch ein Jahr sei mit vielen FSME-Fällen. Die genauen Zusammenhänge brauche aber noch viel Forschung, so die Fachleute.
So viele FSME-Fälle gab es 2024
Im Jahr 2024 verzeichnete das RKI die zweithöchste Zahl an FSME-Fällen deutschlandweit. In Baden-Württemberg gab es 2024, also im vergangenen Jahr insgesamt 226 FSME-Fälle in Baden-Württemberg. Dabei vor allem im Zollernalbkreis (20), in den Landkreisen Ravensburg (20), Sigmaringen (16), im Ostalbkreis (16) und im Ortenaukreis (14). Im Jahr davor, 2023, waren es in Baden-Württemberg "nur" 140 FSME-Fälle.
In Rheinland-Pfalz gab es 2024 weniger Fälle als im Jahr davor, es waren insgesamt vier Fälle, im Landkreis Neuwied (1) und dem Westerwaldkreis (3). In 2023 waren es zwar doppelt so viele, aber insgesamt auch "nur" 8 Fälle.
So schützen Sie sich vor Zeckenstichen und FSME
Wer in einem Risikogebiet wohnt, für den empfiehlt sich in jedem Fall eine FSME-Impfung, sagt Ute Mackenstedt, Parasitologin an der Universität Hohenheim. Aber ganz gleich ob Risikogebiet oder nicht - Menschen, die gerne wandern, in der Natur unterwegs sind, sei eine Impfung gegen FSME zu empfehlen.
Denn: Laut RKI waren 99 Prozent der gemeldeten Fälle im Jahr 2023 nicht geimpft. Außerdem helfe laut Expertin lange, helle Kleidung und sich nach einem Aufenthalt in Wald und Wiese gut abzusuchen.