Hitze, Schädlinge und Umweltschäden haben dem baden-württembergischen Wald zwar auch in diesem Jahr deutlich zugesetzt. Beim Blick auf den Zustand der Bäume zeigen sich aber auch Zeichen für eine Art Verschnaufpause. Der Anteil deutlich geschädigter Waldbäume ist seit dem vergangenen Jahr um vier Prozent zurückgegangen. Das geht aus dem neuen Waldzustandsbericht hervor, den Forstminister Peter Hauk (CDU) am Donnerstag vorgestellt hat.
Trotz des leichten Rückgangs bei den geschädigten Bäumen warnt Hauk aber vor allzu viel Zuversicht. "Der Anteil bleibt mit 40 Prozent immer noch auf einem besorgniserregend hohen Niveau", sagte er.
Zustand der Wälder: mehr Schäden als in den 1980er Jahren
Der Minister, selbst ausgebildeter Forstwirt, hatte bereits im vergangenen Jahr gemahnt: Nach wie vor seien 44 Prozent der Waldfläche im Land deutlich geschädigt. Das Schadensniveau sei trotz der leichten Entspannung auf einem deutlich höheren Niveau als in den 1980er und 1990er Jahren.
Die stark leidenden Baumarten Fichte und Buche machen zusammen deutlich mehr als die Hälfte der Waldfläche in Baden-Württemberg aus. Den Fichten setzen die Borkenkäfer stark zu und die Buchen verlieren enorm viele Blätter als verzögerte Auswirkungen der jüngsten Extremwetterjahre.
Esche geht es schlecht, Kiefern und Tannen zeigen Verbesserungen
Auch bei der Esche sieht es gar nicht gut aus. Die Esche sei wegen eines Pilzes "dem Tod geweiht", sagte Forstminister Hauk. "Wenn wir keinen Impfstoff finden oder sich genetisch resistente Eschen herausbilden, wird die Esche aus dem Baumarten-Portfolio in Baden-Württemberg verschwinden." Den Tannen und Kiefern hingegen scheint es laut Bericht besser zu gehen. Sie profitierten von der günstigen Witterung der letzten beiden Jahren und regenerieren sich gut. Als wichtig für die Zukunft schätzt Hauk zudem die heimischen Eichen ein. Auch wenn rund 60 Prozent der Eichenfläche als deutlich geschädigt gilt, bleiben sie wegen ihrer guten Anpassung an warmes und trockenes Klima eine wichtige Baumart für die Wälder im Klimawandel, so Hauck.
Bei der Erhebung des Waldzustands wird die Kronenverlichtung, also der Verlust von Blättern oder Nadeln, als Maß für den Gesundheitszustand der Bäume aufgenommen. Dazu wurden nach Angaben des Forstministeriums im Sommer auf einem systematisch angelegten Stichprobennetz Tausende Bäume untersucht, darunter Buchen, Eschen und Bergahorn, Fichten, Kiefern, Tannen und Douglasien.
Richtige Mischung für den Wald im Klimawandel
Der Forstminister bezeichnete den Wald von morgen als "gemischte Platte" aus Nadel- und Laubbäumen. Auch der Mix aus den Baumarten, die es seit Jahrhunderten in Baden-Württemberg gibt, und neuen Arten, die nach den Erwartungen von Experten zum Beispiel Dürre besser aushalten, sei wichtig. Hauk betonte, es brauche Eingriffe des Menschen in den Wald, um diesen zu pflegen und besser an den Klimawandel anzupassen.
Der Naturschutzbund (Nabu) warnt allerdings davor, alte Bäume und Waldbestände pauschal zu entfernen und sie durch jüngere zu ersetzen. Alte Bäume seien sehr wichtig für den Erhalt der biologischen Vielfalt im Wald und müssten deswegen geschützt werden, sagte der Nabu-Landesvorsitzende Johannes Enssle. "Auf alte Bäume und alte Waldbestände zu verzichten, wäre ein Himmelfahrtskommando für die Waldnatur."
Waldumbau dauert Jahrzehnte
Das Problem auf dem Weg zum Wald im Klimawandel sei aber vor allem: Ein Waldumbau dauert Jahrzehnte, der Klimawandel verschärfe sich aber zunehmend. "Auch wenn wir den Hebel sofort umlegen, würden die Temperaturen in den nächsten 25 Jahren steigen. Das Klima in 25 Jahren wird also das Ergebnis der heutigen Emissionen sein", sagte Hauk. Er warnte davor, dass Mitte der 2040er Jahre ein Rekord bei meteorologischen Ereignissen erreicht werde, da die Emissionen derzeit einen Höchststand erreicht haben.