Wasserverbrauch in der Landwirtschaft

BW-Landwirtschaftsminister lehnt Wassercent für Bauern weiter ab

Stand
Autor/in
Hannah Vogel

Wasser ist in heißen Sommern knapp. Damit auch Landwirte mehr bei der Bewässerung sparen, müssen sie in manchen Bundesländern eine Abgabe zahlen. In Baden-Württemberg nicht - und das soll so bleiben.

Baden-Württemberg lehnt es weiter ab, einen sogenannten Wassercent für Landwirtinnen und Landwirte einzuführen. Das sagte Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) in der SWR-Sendung "Zur Sache extra". Um Wasser zu sparen, müssen Bauern in manchen Bundesländern für Grundwasser zahlen, das sie für die Bewässerung nehmen.

"Die Wasserentnahme in der Landwirtschaft ist nicht das Problem", sagte Hauk. Denn ein Teil des Wassers, womit die Bauern ihre Felder bewässerten, versickere wieder. Bei der Industrie sei das Wasser hingegen "unwiederbringlich verloren". Außerdem würden Unternehmen und die Wasserwerke der großen Städte von Freiburg über Karlsruhe bis Mannheim eine vielfach größere Menge entnehmen.

Abgabe für Grundwasser für Landwirte "finanziell nicht zumutbar"

Der Präsident des Landesbauernverbands, Joachim Rukwied, sagte in der SWR-Sendung "Zur Sache extra", ein Entgelt für Grundwasser sei für Landwirte finanziell nicht zumutbar. Nur ungefähr zwei bis drei Prozent der landwirtschaftlichen Fläche werde überhaupt bewässert. "Außerdem ist es so, dass Bauern in Baden-Württemberg alle zehn Jahre wieder ein neues Entnahmerecht beantragen müssen, dafür ist auch eine entsprechende Gebühr zu entrichten", sagte Rukwied. Dabei werde genau festgelegt, wie viel Grundwasser die Bauern entnehmen dürften und zu welchem Zeitpunkt.

Auch Baden-Württembergs Umweltministerin Thekla Walker (Grüne) hatte bereits am vergangenen Dienstag erklärt, dass derzeit kein Wassercent für die Landwirte geplant sei. Sie betonte aber: "Ich will das nicht ausschließen für die Zukunft, das sage ich ganz klar."

Rheinland-Pfalz plant Entgelt ab Anfang 2024

Für die Umweltverbände BUND und NABU im Land ist die Erhebung eines Wassercents hingegen längst überfällig. Die Grundwasserpegel würden in den kommenden Jahrzehnten stark sinken, die Bewässerung durch die Landwirtschaft dagegen stark zunehmen.

In Rheinland-Pfalz ist dagegen geplant, dass die Landwirte schon Anfang nächsten Jahres eine Abgabe auf Grundwasser bezahlen müssen. Dann sollen für einen Kubikmeter Grundwasser sechs Cent, für einen Kubikmeter Oberflächenwasser 2,4 Cent fällig werden.

Schellhammer und Hauk für tiefere Fahrrinne im Rhein

Die Wasserknappheit macht sich auch im Mittelrhein bemerkbar. Dort war der Wasserpegel in den vergangenen Jahren immer wieder so niedrig, dass Frachtschiffe nur noch zur Hälfte beladen werden konnten. Im "Zur Sache extra" sprach sich die rheinland-pfälzische Grünen-Fraktionsvorsitzende Pia Schellhammer deshalb klar für eine Vertiefung des Rheins aus. "Das haben wir nicht nur im Koalitionsvertrag stehen, das haben wir seit 2015 im Bundesverkehrswegeplan", sagte sie.

Schellhammer sieht den Bund in der Verantwortung. Der müsse die sogenannte Abladeoptimierung umsetzen. "Wir machen hier von rheinland-pfälzischer Seite Druck", so die Grünen-Politikerin. Woran es hake, wisse man selbst nicht. Auch Baden-Württembergs Landwirtschaftsminister Hauk sprach sich trotz Bedenken von Umweltschützerinnen und Umweltschützern für das Vorhaben aus. "Die Konflikte muss man austragen, aber im Zweifel heißt es pro Schifffahrt", betonte er. Es gehe um eine ökologische Form des Transports.

ARD-Meterologe Sven Plöger hinterfragte im "Zur Sache extra", ob eine tiefere Fahrrinne wirklich sinnvoll ist. Schon jetzt führten die Flüsse in manchen Jahren weniger Wasser, weil es weniger Schmelzwasser gebe. Seien die Gletscher Ende des Jahrhunderts abgeschmolzen, lieferten sie gar kein Wasser mehr. "Irgendwann werden wir immer tiefer graben und es wird nicht sinnvoll sein, wenn das Wasser fehlt", sagte Plöger.

Priorisierung in Zeiten von Wasserknappheit

Außerdem sprach sich Schellhammer dafür aus, in Zeiten von Trockenheit den Wasserverbrauch einzuschränken. Sie legte sich aber nicht fest, ob es ganz verboten werden soll, seinen Rasen zu sprengen oder Pools zu befüllen. Bei einer Wasserknappheit hat ihrer Meinung nach aber beides keine Priorität. "Wir müssen schauen, wie wir Wasser sparen", sagte sie. "Da ist jeder gefordert und klar ist: Das Trinkwasser aus dem Hahn hat da Priorität."

Mehr zum Thema Hitze und Trockenheit

Bad Mergentheim

Zwischen Bangen und Hoffen Landwirtschaft in BW: Eine Familie kämpft gegen Trockenheit und Hitze

Unsere Sommer werden immer trockener. Das ist vor allem für Winzer und Landwirte ein Problem. Eine Familie aus Bad Mergentheim zeigt, wie es trotzdem weitergeht.

Zur Sache! Extra: Wetter extrem - Wie der Klimawandel unseren Alltag verändert SWR Fernsehen

Baden-Württemberg

Klimawandel und Wasserverbrauch in der Landwirtschaft Sollten Landwirte in Baden-Württemberg für ihr Wasser zahlen?

Wasser ist ein knappes Gut. Damit auch Landwirte mehr bei der Bewässerung sparen, müssen sie in einigen Bundesländern eine Abgabe zahlen. Hierzulande nicht - bislang jedenfalls.

SWR Aktuell Baden-Württemberg SWR Fernsehen BW

Baden-Württemberg

Klimawandel schreitet schneller voran Drei Grad wärmer in BW bis 2040

Baden-Württemberg muss mit einer deutlich stärkeren Erwärmung rechnen als bisher gedacht. Dürren, Starkregen und Hochwasser werden wahrscheinlicher.

Guten Morgen Baden-Württemberg SWR1 Baden-Württemberg

Rheinland-Pfalz

Hitze und Trockenheit SWR exklusiv: Mit diesen Firmen teilen wir uns in RLP das Grundwasser

Wasser sparen im Sommer: Dazu rufen die Wasserversorger die Bürger immer häufiger auf. Doch wie viel Grundwasser verbraucht eigentlich die Industrie? Und welche Konzerne bekommen am meisten?

Am Morgen SWR4 Rheinland-Pfalz

Ludwigshafen

Top-Verbraucher in RLP Soviel Wasser nutzt der Chemie-Riese BASF in Ludwigshafen

In einer landesweiten Recherche hat der SWR gefragt: Wer nutzt eigentlich unser Grundwasser? Natürlich viele Unternehmen. Auf Platz eins: die BASF mit ihrem Stammwerk am Rhein.

Am Morgen SWR4 Rheinland-Pfalz

Aktionsbündnis gegründet Zunehmende Hitzewellen in BW machen Gesundheitsminister "Kummer"

Es wird in Zukunft mehr Hitzewellen in Baden-Württemberg geben. Zum Schutz vor den Folgen hat das Landesgesundheitsministerium nun ein Aktionsbündnis ins Leben gerufen. Reicht das?

SWR1 Baden-Württemberg SWR1 Baden-Württemberg

Anpassung an den Klimawandel Trockenheit und Hitze: Was BW für Städte und Wälder plant

Die Sommer werden immer heißer, trockener. Die Natur leidet, die Landwirtschaft bekommt Probleme. Anpassung an den Klimawandel ist gefragt - die BW-Umweltministerin hat Pläne.

Guten Morgen Baden-Württemberg SWR1 Baden-Württemberg

Stand
Autor/in
Hannah Vogel

Mehr von SWR Aktuell Baden-Württemberg

Baden-Württemberg

Die wichtigsten News direkt aufs Handy SWR Aktuell Baden-Württemberg ist jetzt auch auf WhatsApp

Der WhatsApp-Kanal von SWR Aktuell bietet die wichtigsten Nachrichten aus Baden-Württemberg, kompakt und abwechslungsreich. So funktioniert er - und so können Sie ihn abonnieren.

Baden-Württemberg

SWR Aktuell - der Morgen in Baden-Württemberg Jetzt abonnieren: Newsletter mit BW-Nachrichten am Morgen!

Sie wollen morgens auf dem neuesten Stand sein? Dann abonnieren Sie "SWR Aktuell - der Morgen in BW". Die News aus Ihrem Bundesland ganz bequem in Ihrem Mailpostfach.

Reportagen, Shorts und Erklärvideos SWR Aktuell nun mit eigenem YouTube-Kanal am Start

Ab sofort ist SWR Aktuell auch bei YouTube mit einem eigenen Kanal zu finden. Damit ist die Nachrichtenmarke des SWR künftig neben Instagram und Facebook auch auf der wichtigsten Nachrichtenplattform präsent.