Die Ernte von Landwirt und Winzer Elias Lehr wird in diesem Jahr wieder nicht gut ausfallen. Seine Getreidefelder in Bad Mergentheim (Main-Tauber-Kreis) sind staubtrocken und von tiefen Rissen im Boden durchzogen. "Weniger Wasser heißt weniger Ernte", sagt Elias Lehr.
Die Ähren seiner Sommergerste hätten weniger Körner als früher und die Körner seien viel kleiner. Trotzdem hat er vor wenigen Tagen mit der Ernte begonnen. "Ich mache jetzt meinen kompletten Jahresumsatz und damit muss ich das Jahr über durchkommen", sagt Lehr. Deshalb sei er schon immer ein "bisschen angespannt". Es muss einfach gut laufen.
Extremes Wetter nimmt immer weiter zu
Die große Trockenheit in diesem Jahr ist für ihn keine Ausnahme mehr, sondern eher die Regel. Die Klimaerwärmung macht sich in der Region bemerkbar. Seit 2020 sei jedes Jahr zu trocken gewesen, so Elias Lehr.
Das können seine Eltern bestätigen. Auch sie sind in der Landwirtschaft und im Weinbau tätig und arbeiten auf dem gemeinsamen Hof. "Die Extreme nehmen immer weiter zu", sagt Conny Lehr. Es sei im Wechsel entweder zu trocken oder gebe Starkregen, den der rissige Boden gar nicht aufnehmen könne. "Das ist einfach zu viel."
Elias Lehr überlegt mittlerweile, ob er von der Sommergerste auf Wintergerste umstellen soll. "Da könnten wir die feuchten Böden zu der Jahreszeit ausnutzen." Auch über den Anbau komplett anderer Sorten denkt er nach.
Bewässerungssystem für junge Reben
Neben Getreidefeldern haben die Lehrs auch Weinberge. Dort haben sie ein Bewässerungssystem installiert. Das Wasser dafür stammt aus einem Löschwasserbecken der Feuerwehr. Pro Hektar dürfen sie hier eine bestimmte Menge an Wasser abfüllen. Conny Lehr fragt sich aber, "wie lange das bei dieser Wasserknappheit noch genehmigt wird".
Bewässert werden nur die jungen Reben, weil ihre Wurzeln noch nicht tief genug sind. "Wir gießen sie nicht, damit sie uns einen großen Ertrag bringen, sondern wirklich nur, damit sie am Leben bleiben", sagt Elias Lehr.
Gezielte statt großflächiger Bewässerung
Vor Jahrzehnten hat die Familie noch den ganzen Weinberg großflächig bewässert, wenn das notwendig war. Jetzt zählt jeder Tropfen. Über lange Schläuche wird das Wasser gezielt zu jedem einzelnen Rebstock geleitet und tropft dort durch kleine Löcher auf den Boden.
Elias Lehr braucht zwei Fahrten mit dem Traktor, um genug Wasser vom Löschwasserbecken zum Weinberg zu fahren. Mehrere Stunden am Tag muss er wegen der Bewässerung zusätzlich arbeiten. Mehr als fünf Stunden Schlaf pro Nacht bleiben selten, erzählt er. Außerdem sei der Sprit für den Traktor in den vergangenen Monaten teurer geworden.
Kosten werden weitergegeben - Wein wird teurer
Elias Lehr hat sich auch schon überlegt, einen Speichersee oberhalb des Weinbergs anzulegen. Aber ohne finanzielle Förderung ginge das nicht, sagt er. "Das wären enorme Bauarbeiten und riesige Kosten."
Die gestiegenen Kosten will und muss Familie Lehr in Zukunft auch an die Verbraucherinnen und Verbraucher weitergeben. Conny Lehr hofft, dass die bereit sind "den Mehraufwand, den wir betreiben, auch zu bezahlen". Außerdem hofft sie, dass es irgendwann Reben gibt, die mit weniger Wasser auskommen.
Hohe Temperaturen bekommen den Reben nicht
Den Reben machen aber auch die hohen Temperaturen zu schaffen. "Entblättert man sie, bekommen sie einen Sonnenbrand", sagt Conny Lehr. "Entblättert man sie nicht, kriegen sie Pilzkrankheiten." Das sei eine Gradwanderung. "Wenn es in diesem Jahr richtig war, dann ist es im nächsten Jahr wieder komplett anders." Das mache den Beruf aber auch spannend, findet Elias Lehr.
Kreative Lösungen gegen Klimawandel
Trotz des Klimawandels und der Folgen blicken die Lehrs hoffnungsvoll in die Zukunft. "Es wird nicht einfach werden, aber irgendwie geht’s immer weiter", sagt Conny Lehr. Die Familie will nach kreativen Lösungen suchen und sich breiter aufstellen. Inzwischen gibt es in der alten Hofscheune zum Beispiel Ferienwohnungen für Touristen.
"Wir werden uns mit den wechselnden Bedingungen befassen, sie annehmen und schauen, was für Lösungen wir finden", sagt Elias Lehr. Denn eines steht fest: Die alten Zeiten kommen nicht zurück.