Die baden-württembergische Landesregierung plant eine Erweiterung des Nationalparks Schwarzwald. Die bislang existierenden zwei Teile des Nationalparks sollen verbunden werden, kündigte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) am Dienstag an. Die bisherige Fläche wird von gut 10.000 Hektar um 1.500 Hektar vergrößert.
Eigentlich umfasst der Bereich zwischen den beiden Teilen etwa 2.900 Hektar. Kretschmann erläuterte aber, dass sogenannte Pufferzonen, in denen schon jetzt gegen den Borkenkäfer vorgegangen werde, aus dem Nationalpark ausgelagert würden.
Ministerpräsident Kretschmann sieht in der Erweiterung des Nationalparks ein Zukunftsprojekt und spricht von einem "Durchbruch". Er sei froh, dass die Grundsätze der Erweiterung nun geklärt seien. Man wolle den Enkeln mit dem Nationalpark einen "Urwald" hinterlassen, die Artenvielfalt schützen und zudem die wissenschaftliche Forschung über biologische Prozesse in unbewirtschafteten Wäldern intensivieren.
Hauk will um jeden Hektar Staatswald kämpfen
Knackpunkt sind die konkreten Gebiete, mit denen die beiden Teilstücke verbunden werden sollen. Sie sind im Besitz der Murgschifferschaft und sollen gegen Staatswald in derselben Region getauscht werden. Kretschmann betonte, dass der Nationalpark in erster Linie ein Projekt für die Biodiversität sei. Zudem betrage die Fläche dieses Schutzgebietes gerade mal 0,1 Prozent des Staatswaldes. Das könne keinen messbaren Einfluss auf den Klimawandel haben.
Der Prozess zur Weiterentwicklung und Erweiterung des Nationalparks Schwarzwald läuft, so Forstminister Peter Hauk (CDU) in einer Mitteilung am Dienstag. Ihm sei es wichtig, dass "am Ende mit Blick auf den Klimawandel und die Biodiversität die richtigen Entscheidungen getroffen" werden.
Die geplante Erweiterung des Nationalparks Schwarzwald hält Hauk weiterhin für einen Fehler und will das Projekt so klein wie möglich halten. Er sagte im SWR-Videopodcast "Zur Sache intensiv": "Nationalparks und Stilllegungen sind die falschen Antworten auf die Klimakatastrophe."
Den SWR-Videopodcast "Zur Sache - intensiv" gibt es auf YouTube:
Forstminister seit langem gegen die Erweiterung
Auf Wunsch der Grünen werde die Landesregierung den Nationalpark noch vor der Landtagswahl 2026 auf Kosten des Staatswalds erweitern. "Aber ich sage ganz offen: Ich werde um jeden Hektar kämpfen." Nur wenn man den Wald bewirtschafte, werde er widerstandsfähiger gegen Schädlinge und die Folgen des Klimawandels. "Ich werde schon für den Wald kämpfen, und zwar für den Wirtschaftswald", so der CDU-Politiker.
Hauk verwies darauf, dass die Verhandlungen über die Erweiterung im Schwarzwald noch nicht abgeschlossen seien. "Jetzt bin ich Politiker und weiß: Ich habe einen Koalitionsvertrag unterschrieben, dass wir den Nationalpark erweitern wollen. Aber ich sage auch mit Maß und Ziel. Es steht nicht drin, wie viel erweitert wird." Hauk gilt seit langem als Gegner der Erweiterung und war dafür auch schon von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) gerügt worden.
Minister Hauk verweist immer wieder darauf, dass BW anders als andere Bundesländer schon länger auf eine nachhaltige Waldwirtschaft und eine Verjüngung der Bäume setze. Zuletzt habe die Bundeswaldinventur ergeben, dass BW mit seinem hohen Mischwaldanteil eine höhere CO2-Speicherleistung habe als andere Länder.
Kretschmann ist treibende Kraft hinter Nationalpark
Auf Druck von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) haben sich vor kurzem die Koalitionsspitzen darauf verständigt, dass das 2021 vereinbarte Projekt nun auch wirklich kommen soll. Vor allem die Grünen wollen, dass aus den zwei bisher getrennten Nationalparkteilen ein großes Naturschutzgebiet wird. Der Koalitionspartner CDU war lange skeptisch und warnte mehrfach davor, "jeden Preis" für den Zusammenschluss zu zahlen. Die Grünen fürchteten deshalb, die CDU könnte das Projekt ganz ausbremsen. Naturschützer hatten die Zweiteilung seit Gründung des Nationalparks kritisiert und eine Zusammenlegung der Flächen gefordert.
Der Nationalpark Schwarzwald liegt auf dem Gebiet der Landkreise Baden-Baden, Freudenstadt, Ortenau und Rastatt. Die Grünen unter Kretschmann setzten die Errichtung 2014 durch - allerdings besteht der Park aus zwei getrennten Teilen. In einem Nationalpark darf der Wald nicht mehr bewirtschaftet werden, die Natur bleibt sich selbst überlassen. Der Park soll ein Rückzugsgebiet für Wildtiere sein und die biologische Vielfalt sichern.