Ein Mensch in Baden-Württemberg verbraucht im Schnitt täglich 125 Liter Wasser. So viel passt in eine handelsübliche Badewanne. Fachleute raten nun dazu, Wasser zu sparen, weil es in Baden-Württemberg seit Wochen kaum geregnet hat. Fritz Mielert vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) in Baden-Württemberg erklärt im SWR-Interview, warum er das für wichtig hält und wie man es angeht.
SWR Aktuell: Herr Mielert, Sie sind Umweltreferent beim BUND und empfehlen, Wasser zu sparen. Kann man es jemandem verübeln, wenn er oder sie bei der Hitze in den Privatpool hüpft?
Fritz Mielert: Der Wunsch ist nachvollziehbar. Während der Corona-Pandemie gab es bei den Privatpools einen Boom. Aber die sind natürlich eine wahnsinnige Wasserverschwendung.
SWR Aktuell: Wo fehlt denn das Wasser, das wir zu viel verbrauchen?
Mielert: Einen großen Teil unseres Wassers in Baden-Württemberg entnehmen wir aus dem Bodensee. Der Rest kommt aus Brunnen, die das Grundwasser anzapfen. Die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg spricht davon, dass die meisten der von ihr überwachten Grundwasserpegel über die letzten 20 Jahre stabil sind, die Anzahl der Messtellen, an denen die Pegel fallen, wächst aber. Das bedeutet, dass die Natur schlechter mit Wasser versorgt wird. Das Land trocknet aus.
SWR Aktuell: Ab und zu regnet es ja schon. Reicht das nicht?
Mielert: Ausgetrocknete Böden sind wie eine undurchlässige Kruste. Vereinzelter Starkregen kann nicht einsickern. Wir brauchen kontinuierlichen, langanhaltenden Niederschlag in geringen Mengen. Landregen hat man früher dazu gesagt. Der würde die Böden allmählich aufweichen und wieder aufnahmefähig machen.
SWR Aktuell: Ein Pool im Garten muss vielleicht nicht sein - aber Wäschewaschen und Kochen schon. Wo soll man anfangen, zu sparen?
Mielert: 40 Prozent des Wasserverbrauchs entfällt auf die tägliche Körperpflege. Im Bad lässt sich am meisten sparen.
SWR Aktuell: Ist es ok, täglich zu duschen?
Mielert: Der Gesundheit schadet es nicht, seltener zu duschen. Aber das muss jeder selbst entscheiden. Duschen ist auf jeden Fall besser als Baden, weil es viel weniger Wasser verbraucht. Sparen lässt sich, indem man das Wasser abdreht beim Einseifen. Und vor allem durch Sparduschköpfe. Die lassen weniger Wasser durch. Das Duscherlebnis ist aber das Gleiche.
SWR Aktuell: Wie sieht es mit einer alten Klospülung aus. Sollten diese ausgetauscht werden?
Mielert: Die Toilettenspülungen machen 30 Prozent unseres Wasserverbrauchs aus. Alte Spülungen sind ein Problem, die verbrauchen schonmal 45 Liter. Manchmal sind die Kästen undicht, dann läuft ständig Wasser nach. Man merkt es an Bewegungen im Toilettenwasser. Mit neuen Dichtungsgummis lässt sich das einfach und günstig beheben. Richtig sparen lässt sich, wenn man neue Spülkasten montiert. Bei Modellen mit Start-Stopp-Tasten lässt sich das Spülen manuell beenden. Andere Spülkästen haben zwei Kammern, eine mit viel und eine mit wenig Wasser, je nachdem wie viel man braucht. Damit lässt sich der Verbrauch beinahe halbieren.
SWR Aktuell: Die Waschmaschine ist auch nicht mehr die neueste. Wie sieht es hier aus?
Mielert: Das wäre nicht nachhaltig, solange sie funktioniert. Achten Sie darauf, sie nicht wegen zwei, drei Kleidungsstücken laufen zulassen, sondern vollzuladen. Kurzwaschgänge sind sparsamer als normale. Wenn aber sowieso eine neue Waschmaschine her muss, lohnt es sich beim Kauf neben der Energieeffizienz auf den Wasserverbrauch zu achten. Eine moderne Maschine sollte weniger als 50 Liter pro Standardwaschgang verbrauchen. Sehr gute Geräte kommen mit 40 Litern aus.
SWR Aktuell: Bei der Hitze kommt man mit dem Gießen im Garten kaum hinterher. Haben Sie Tipps, wie sich trotzdem Wasser sparen lässt?
Mielert: An sonnigen Tag sind Wassertropfen wie Brenngläser, die auf die Pflanzen gerichtet sind. Das verschlimmert die Hitze noch. Ich empfehle deshalb, abends oder nachts zu wässern. Das hat auch den Vorteil, dass das Wasser dann nicht so schnell verdunstet. Im besten Fall nutzen Gartenbesitzer Regenwasser, das sie in Tanks oder Zisternen speichern. Dann müssen sie kein Leitungswasser vergießen.
SWR Aktuell: Wie muss ein hitzeresistenter Garten aussehen?
Mielert: Der klassische Rasen ist ökologisch nicht sinnvoll. Er ist zu pflegebedürftig, das kurze Gras schützt den Boden nicht vor der Sonne. Künftig wird man Wiesen anlegen müssen und Bäume, die Schatten spenden. Das kühlt den Garten herunter und bremst die Verdunstung.
SWR Aktuell: Viele mulchen ihren Garten, damit sie weniger gießen müssen. Das heißt, sie bringen organisches Material wie Baumrindenabfälle aus. Ist das sinnvoll?
Mielert: Die Mulchschicht speichert Feuchtigkeit und versorgt den Boden mit Nährstoffen. Aber aus ökologischer Sicht ist das nicht immer das Beste. Eine hohe Artenvielfalt entwickelt sich vor allem auf mageren Böden.
SWR Aktuell: In der Küche verbrauchen die Menschen vergleichsweise wenig Wasser. Lässt sich beim Abwasch und Kochen trotzdem noch etwas sparen?
Mielert: Sieben Prozent des täglichen Wasserverbrauchs entfallen auf den Abwasch. Ein Geschirrspüler ist deutlich sparsamer als das Spülen per Hand. Es lohnt sich, mit einem Tuch das Geschirr von den gröbsten Essenresten zu befreien, bevor man es einräumt. Dann reicht es, ein Sparprogramm zu nutzen. Wie bei der Waschmaschine gilt: Den Geschirrspüler nur voll laufen lassen. Neue Geräte sind wesentlich effizienter. Sie kommen mit unter neun Litern pro Spülgang aus. Aber wenn Sie kein allzu altes Gerät besitzen, lohnt es sich nicht, es zu ersetzen.
SWR Aktuell: Und beim Kochen?
Mielert: Essen und Trinken macht mit vier Prozent des täglichen Wasserverbrauchs zwar keinen großen Anteil, aber auch dabei lässt sich sparen. Zum Beispiel indem man einfach weniger Wasser beim Kochen von Kartoffeln und Nudeln nimmt. Sinnvoll sind Dampfkochköpfe. Die sparen Wasser und Energie.