Bis Ende August wurden dem Robert Koch-Institut aus Baden-Württemberg 271 Neuinfektionen mit HIV gemeldet. Im ganzen vergangenen Jahr waren es hier im Land 438 Neuinfektionen - ein Höchststand seit dem Jahr 2010. Auch wegen dieser Zahlen spricht sich Baden-Württembergs Gesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne) zum heutigen Welt-Aids-Tag für Aufklärung, Präventions- und Versorgungsangebote aus. Diese seien der beste Schutz vor Ausgrenzung und Diskriminierung an Aids erkrankter Menschen, so Lucha.
Minister: Wichtig sind schnelle Diagnose und Behandlung
Laut dem baden-württembergischen Gesundheitsministerium waren während der Corona-Pandemie die Zahlen deutlich gesunken. Der neuerliche Anstieg zeige, wie wichtig eine rasche Diagnose und Behandlung sei, um Infektionsketten möglichst frühzeitig zu unterbrechen, teilte Lucha weiter mit. Er forderte nun niedrigschwellige Informations- und Präventionsangebote für alle hier lebenden Menschen, um Aids einzudämmen und Todesfälle zu reduzieren.
Das Land Baden-Württemberg hat die Förderung der Aidshilfe im Land von 560.000 Euro auf je 1,2 Millionen Euro in diesem und im kommenden Jahr erhöht. Gefördert werden davon etwa die "Checkpoints" der Aidshilfen, die anonym Tests auf HIV und andere sexuell übertragbare Infektionen anbieten.
Aids: Weltweit steigen die Zahlen
Weltweit sind derzeit rund 39 Millionen Menschen mit dem HI-Virus infiziert. Zwar ist die Zahl der Neuansteckungen zuletzt leicht gesunken, das aber deutlich weniger stark als in den Vorjahren. 2021 haben sich global immer noch rund 1,5 Millionen Menschen neu mit HIV angesteckt.
In Deutschland haben sich vergangenes Jahr laut Robert-Koch-Institut rund 1.900 Menschen neu mit dem HIV-Erreger infiziert - das ist wie schon in den Jahren zuvor eine erfreulich niedrige Gesamtzahl. Dennoch gibt es Grund zur Sorge: Bei Heterosexuellen und bei Menschen, die Drogen spritzen, sind die Zahlen angestiegen.
HIV: Unterschiedliche Gruppen stecken sich an
Insgesamt sind nur noch etwas mehr als die Hälfte der neu an Aids Erkrankten Männer, die Sex mit Männern haben. 27 Prozent der Ansteckungen passieren bei heterosexuellen Kontakten; und etwa jeder fünfte hat sich beim Spritzen von Drogen angesteckt. Der Anstieg von HIV-Neuinfektionen bei heterosexuellen Menschen und deren Ursachen müssten weiter beobachtet werden, hieß es dazu aus dem BW-Gesundheitsministerium. Eine veränderte Dynamik sexueller Kontakte durch Nutzung digitaler Partnersuche gehe teilweise mit einer höheren Anzahl wechselnder Partner einher.
Immer mehr Menschen mit besonders hohem Ansteckungsrisiko nutzen inzwischen die sogenannte Präexpositionsprophylaxe, kurz PrEP. Das sind Medikamente, die vor dem HI-Virus schützen, wenn man sie täglich schluckt. Rund 39.000 Menschen nehmen diese Mittel in Deutschland ein. Allerdings sind das bisher fast ausschließlich homo- und bisexuelle Männer.
Wenig Testangebote außerhalb von Zentren
Bei anderen gefährdeten Gruppen kommen die vorbeugenden Medikamente viel zu selten zum Einsatz, kritisiert das Robert Koch-Institut. Das sind laut RKI etwa Prostituierte, Drogenabhängige oder Migrantinnen und Migranten aus Subsahara-Afrika. Ein weiteres Problem derzeit: Es fehlen Testangebote auf dem Land - bisher seien HIV-Tests nur in Großstädten leicht zugänglich.