Das "Hohe Grobgünstige Narrengericht zu Stocken" verhandelt wieder am "Schmotzige Dunschtig". Die Beklagte ist in diesem Jahr Julia Klöckner. Die rheinland-pfälzische CDU-Politikerin muss sich am 27. Februar 2025 in der närrischen Gerichtsverhandlung in Stockach (Kreis Konstanz) verantworten.
Ein Vergehen lautet: Die Beklagte sei "glühende Anhängerin der Frauenquote"
Die ehemalige Bundesministerin sei eine, wie es heißt, "glühende Anhängerin der Frauenquote". Sie habe schon so manche Altherren-Runde aufgemischt, begründen die Stockacher Narrenrichter unter anderem ihre Entscheidung.
Klöckners Äußerung, es gebe "nicht nur talentierte Jungs und grenzdebile Frauen", möge landläufig auf Zustimmung stoßen, nicht aber beim Narrengericht. Das traditionell ausschließlich aus Männern bestehende Gericht ist mit solchen Aussagen nicht einverstanden. In ihren Augen machen sie Klöckner zur idealen Beklagten.
Lage ist nicht ganz aussichtslos für die Beklagte
Doch es gebe auch Hoffnung, findet die Herrenriege des Stockacher Narrengerichts. Für Klöckner spräche etwa ihre Vita als bodenständige Tochter einer Winzerfamilie, die auch als ehemals deutsche Weinkönigin einem trockenen Riesling nie abgeneigt sei. Gern gesehen wird vom Gericht auch, dass die Beklagte dem närrischen Brauchtum durchaus gewogen sei
Erste Reaktionen der Stockacher Narren beim Dreikönigstreffen zur diesjährigen Beklagten:
Der Parteifreund von Julia Klöckner, der Konstanzer Bundestagsabgeordnete und stellvertretende CDU-Vorsitzende Andreas Jung, stammt aus Stockach - und ist natürlich dort auch in der Narrenzunft. Er ist von Klöckners Unschuld überzeugt - sie sei "die Unschuld vom Land", in dem Fall vom Nachbarland Rheinland-Pfalz. Sie sei nicht auf den Mund gefallen und werde den Stockacher Narrenrichtern "was einschenken", so Jung. Er selbst wurde beim Dreikönigstreffen mit dem höchsten Orden der Stockacher Narren ausgezeichnet.
Jahrhundertealte Tradition des Stockacher Narrengerichtes
Vor dem "Hohen Grobgünstigen Narrengericht zu Stocken" mit seiner jahrhundertelangen Tradition mussten sich schon Politikergrößen wie Franz Josef Strauß, Angela Merkel oder Winfried Kretschmann verantworten, im letzten Jahr Karl Lauterbach. In der Regel steht am Ende eine Verurteilung zur Lieferung von Unmengen an sogenanntem Strafwein.
Das Stockacher Narrengericht ist eine feste Größe der schwäbisch-alemannischen Fastnacht. Die Tradition soll auf die "Schlacht am Morgarten" im Jahr 1315 zurückgehen, berichten die Stockacher Narren. Der Hofnarr des habsburgischen Herzogs Leopold, Kuoni von Stocken, soll vor der Schlacht geraten haben, man solle nicht darüber reden, wie man zum Schlachtplatz hinkomme, sondern wie man wieder herauskomme. Sein Vorschlag wurde wohl nicht berücksichtigt. Nach der verlorenen Schlacht durfte der Narr dennoch für seinen weisen Rat einen Wunsch äußern. Er bat darum, dass in seiner Geburtsstadt Stockach einmal jährlich, zwischen "Lichmess und Lätare", von den Einwohnern Gericht gehalten werden darf. 1351 soll der habsburgische Herzog Albrecht das Privileg schließlich ausgestellt haben. Daraus entwickelte sich im Lauf der Jahrhunderte der Brauch des "Hohen Grobgünstigen Narrengerichts zu Stocken".