Die TelefonSeelsorge Stuttgart ist über die Weihnachtstage mit mehr Ehrenamtlichen im Einsatz als normalerweise. "Wir wissen, dass an Weihnachten an den Feiertagen die Einsamkeit höher ist und haben da unseren Dienst verstärkt", sagte Leiterin Martina Rudolph-Zeller am Montag dem SWR. Die Helferinnen und Helfer sind über zwei dauerhaft aktive Telefonleitungen sowie per Chat und Mail erreichbar. "Wir versuchen, den Bedarf zu decken - aber zu manchen Zeiten gelingt uns das leider nicht, dann sind alle im Gespräch", sagt die Diplom-Sozialpädagogin. Dann sollten es Hilfesuchende unbedingt noch einmal zu einem späteren Zeitpunkt versuchen: "Irgendwann wird es auf jeden Fall klappen."
Gründe: Einsamkeit, Konflikte - aber auch die Wahl von Trump
An Weihnachten drehten sich viele Telefonate oder Chats um das Gefühl von Einsamkeit - gerade an diesen speziellen Tagen, die von Gemeinschaft, Familie und Freundschaft geprägt sind, wie Martina Rudolph-Zeller es ausdrückt. Ein anderes großes Thema seien Konflikte. "Wir haben Anrufende, die es schwer haben mit Konflikten in der Familie, die dann eben gerade an diesen Feiertagen aufbrechen oder nochmal schmerzhaft spürbar werden." Eher weniger drehten sich die Telefonate um Gewalt in der Familie - "wenn, dann sind es latente Unstimmigkeiten, Missstimmungen, Ablehnungsgefühle. Dazu gehöre auch das Gefühl, in der Familie nicht richtig zu Hause zu sein oder sich nicht zeigen zu können, wie man ist."
Doch die Themen, weswegen Menschen bei der TelefonSeelsorge anrufen, seien sehr vielfältig: "Nichts, was es nicht gibt bei der Telefonseelsorge", berichtet deren Leiterin. Auch die politische Situation beschäftige viele. Das habe sich schon im letzten halben Jahr gezeigt. Dazu gehören Martina Rudolph-Zeller zufolge "Krisen, Weltkrisen, die Wahl des US-amerikanischen Präsidenten, auch die Klimakrise, die politische Unsicherheit: Wo geht's hin in Deutschland?". Die TelefonSeelsorge habe verstärkt mit Menschen zu tun, denen das Angst mache - "weil sie das nicht einschätzen können und weil es sehr unklar ist, wie unsere Zukunft hier aussehen wird.“
Telefonseelsorge Stuttgart: Hilfe für Menschen in Notsituationen
Keine Ratschläge, sondern Zuhören
Die Helferinnen und Helfer bei der TelefonSeelsorge verzichten nach Angaben von Martina Rudolph-Zeller darauf, Ratschläge zu geben. Der Grund dafür sei einfach: Die Betroffenen reagieren auf Ratschläge eher sehr negativ, sagt die Leiterin. Es gebe ja gute Gründe, warum das alles nicht funktioniere, wie es sich die Anruferinnen und Anrufer eigentlich erhoffen. Stattdessen bieten die Ehrenamtlichen einfach ein Gespräch an. Bereits das sei für die Betroffenen sehr hilfreich.
Es habe bereits eine erleichternde Wirkung, wenn Hilfesuchende mit einem Mensch reden könnten, der zuhöre und Verständnis zeige für die Situation. Die Erfahrung zeige, dass die Betroffenen in dem Gespräch oft schon eigene Lösungsideen zeigten, was die nächsten Schritte sein könnten, berichtet die Leiterin der TelefonSeelsorge Stuttgart. Es könne zum Beispiel sein, dass eine Person schon die Lösung für das Problem kenne, ihr aber noch die Kraft dazu fehle. "Oder die Hoffnung ist zu schwach und wir können in dem Gespräch die Hoffnung stärken, dass es eine Lösung und auch wieder andere Zeiten gibt", sagt Martina Rudolph-Zeller.