Die Gewerkschaft ver.di hatte am frühen Donnerstagmorgen damit begonnen, Teile des öffentlichen Nahverkehrs in Baden-Württemberg zu bestreiken. Wer mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit oder in die Schule fahren wollte, musste sich auf Verspätungen und Ausfälle einstellen. Den ganzen Tag waren Beschäftigte der Landesverkehrs-GmbH (SWEG) in Baden-Württemberg dazu aufgerufen, ihre Arbeit niederzulegen. Zudem soll am Freitag im privaten Omnibusgewerbe gestreikt werden, wie ver.di mitteilte.
Rund 850 Beschäftigte legten Arbeit nieder
Bei dem Warnstreik im öffentlichen Nahverkehr legten am Donnerstag laut Jan Bleckert von ver.di rund 850 Beschäftigte in Baden-Württemberg ihre Arbeit nieder. "Im Vergleich zur letzten Woche konnten wir nochmal leicht zulegen", sagte er am Donnerstag. Das sei ein deutliches Zeichen für die Tarifrunde am Freitag.
Ausfälle auch im Busverkehr von Lörrach bis Bad Mergentheim
In Baden-Württemberg fuhren am Donnerstag laut SWEG in den Stadtverkehren Weil am Rhein (Kreis Lörrach), Lörrach, Emmendingen, Offenburg, Lahr, Kehl (alle drei Ortenaukreis) und Bad Mergentheim (Main-Tauber-Kreis) keine Busse. Vom Warnstreik betroffen waren auch Buslinien im Markgräflerland, am Kaiserstuhl, im Raum Wiesloch-Walldorf, Sinsheim, Dörzbach/Lauda sowie Busse der Hohenzollerischen Landesbahn.
Diese Verbindungen sind betroffen
Im Voraus hatte die SWEG und ver.di auf folgenden Strecken Einschränkungen angekündigt:
- Die Bahnlinien der SWEG in den Netzen Ortenau, Ulmer Stern, Zollernbahn und Schwarzwälder Ring
- Die Verbindung der Schwäbischen Alb-Bahn zwischen Gammertingen (Kreis Sigmaringen) und Schelklingen (Alb-Donau-Kreis)
- Die Züge der DB Regio am Kaiserstuhl zwischen Endingen und Gottenheim
- Der Busverkehr der SWEG in den Gebieten Kraichgau Wiesloch, Hohenlohe, Main/Tauber, Mittelbaden, Markgräflerland, Weil am Rhein, Landkreise Zollernalb, Sigmaringen, Reutlingen, Biberach und Tübingen
Nicht betroffen waren die Stecken des Tochterunternehmens SWEG Bahn Stuttgart - dazu zählen unter anderem die Verbindungen im Neckartal. Auch einige Bus-Tochtergesellschaften waren laut SWEG nicht betroffen, etwa in Pforzheim oder Karlsruhe.
Gewerkschaft fordert mehr Geld für Beschäftigte
Es war der zweite Warnstreik in der aktuellen Verhandlungsrunde zwischen ver.di und den Eisenbahnunternehmen. Nicht nur Baden-Württemberg war von den Streiks betroffen. Auch in Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Bayern gab es Aktionen. Bereits vergangene Woche hatten rund 800 Beschäftigte in Baden-Württemberg die Arbeit niedergelegt.
Die vergangene Verhandlungsrunde am 28. April blieb ohne Erfolg. Ver.di fordert eine Erhöhung der Löhne und Gehälter um 550 Euro im Monat bei einer Laufzeit von 12 Monaten und eine bessere Ausbildungsvergütung. Die Arbeitgeber hatten laut ver.di zuletzt unter anderem 300 Euro mehr bei einer Laufzeit von 26 Monaten sowie eine steuerfreie Einmalzahlung in diesem Jahr von 1.080 Euro angeboten.
Bundesweit beteiligten sich am Donnerstag nach Verdi-Angaben bis zum Mittag etwa 2.000 Beschäftigte an dem Warnstreik.
Streiks auch im privaten Omnibusgewerbe
ver.di ruft auch zu ersten Warnstreiks im privaten Omnibusgewerbe auf. Am Freitag sollen in Göppingen Beschäftigte bei der Firma OVG ganztägig streiken. In Tübingen ist das Unternehmen TüBus ab neun Uhr nach dem Schulverkehr betroffen.
Am Mittwoch lief in Sindelfingen (Kreis Böblingen) die erste Verhandlungsrunde mit dem Verband Baden-Württembergischer Omnibusunternehmen (WBO). Die Arbeitgeber hätten für die rund 9.000 Fahrerinnen und Fahrer im Land kein Angebot vorgelegt, so ver.di. Deshalb gebe es Warnstreiks. Die zweite Verhandlungsrunde ist am 9. Mai.