Im Tarifkonflikt mit der Deutschen Post weitet die Gewerkschaft ver.di ihre Warnstreiks aus. In Baden-Württemberg sind weitere Regionen von den Arbeitsniederlegungen betroffen. Der Schwerpunkt liege in der Zustellung, kündigte ver.di an. Briefe und Pakete - auch von DHL - könnten also später ankommen.
Tausende bei Protestkundgebung in Stuttgart
Landesweit sind demnach rund 5.000 Beschäftigte im Warnstreik, seit Dienstag auch in Ulm, Oberschwaben, Reutlingen, Südbaden und auf der Schwäbischen Alb. Damit ist fast ganz Baden-Württemberg vom Warnstreik betroffen. Denn der Arbeitskampf der Postbeschäftigten, der am Montag schon in vielen Teilen des Landes wie in den Regionen Karlsruhe, Pforzheim, Bruchsal, dem Ballungsraum Stuttgart, Rhein-Neckar und Mannheim begonnen hat, wird auch dort fortgesetzt.
Nur in Konstanz und Singen gibt es keinen Warnstreik. Laut ver.di-Pressesprecherin Giovanna Heldmayer liegt das aber nur daran, dass die Gewerkschaft nicht genügend Ehrenamtliche hat, um vor Ort wirklich an jedem Standort die Mitarbeitenden zum Streik aufzufordern.
Auch bei der Deutschen Post in Heilbronn, wo es auch ein großes Briefverteilzentrum gibt, sind Beschäftigte im Ausstand.
Am Dienstagmittag versammelten sich etwa 4.000 Streikende in Stuttgart zur zentralen Protestkundgebung der Gewerkschaft ver.di. Sie kamen aus ganz Baden-Württemberg mit insgesamt 55 Bussen angereist. Der Demonstrationszug führte vom Gewerkschaftshaus durch die Innenstadt auf den Schlossplatz. Dort hielt der baden-württembergische ver.di-Vorsitzende Martin Gross eine Rede: "Der Boom bei der Postzustellung hat in der Pandemie beim Konzern die Kassen klingeln lassen und gleichzeitig bei den Beschäftigten für Stress ohne Ende gesorgt: immer mehr Pakete, immer schwerer, immer mehr Post in der gleichen Zeit. Und Corona hat auch beim Personal Lücken gerissen mit der Folge: noch mehr Arbeit auf noch weniger Schultern. Jetzt ist es Zeit, die erarbeiteten Gewinne gerecht zu verteilen. Weil die Kolleginnen und Kollegen das Geld dringend brauchen und mehr als verdient haben."
Gewerkschaft fordert 15 Prozent mehr Lohn, Post will Angebot vorlegen
Die Gewerkschaft fordert für die rund 160.000 Tarifbeschäftigten bei der Post eine Entgelterhöhung von 15 Prozent bei einer Laufzeit des Tarifvertrages von zwölf Monaten sowie eine Erhöhung der Ausbildungsvergütungen um 200 Euro pro Monat. Als Begründung wird die hohe Inflation genannt. Die Post lehnt die Gehaltsforderungen als realitätsfern ab und nennt die Warnstreiks "überzogen".
Mittwoch und Donnerstag gehen die Tarifverhandlungen in Düsseldorf in die dritte Runde. Die Post hat angekündigt, dann ein Angebot vorlegen zu wollen.
FAQ zum Streik bei Deutscher Post Was ein unbefristeter Poststreik für Kunden bedeuten könnte
In einer Urabstimmung haben ver.di-Mitglieder für einen unbefristeten Streik bei der Deutschen Post gestimmt. Bevor es dazu kommt, wird aber nochmal verhandelt.
Bundesweit hatten sich am Montag nach Gewerkschaftsangaben rund 8.000 Beschäftigte an den Warnstreiks beteiligt. Die Deutsche Post spricht von rund 5.300 Beschäftigten. Dadurch wurde nach Angaben des Unternehmens die Zustellung von rund einer Million Briefen und mehreren hunderttausend Paketen ausgebremst. Bei Warnstreiks im Januar waren laut Post 17 Prozent der durchschnittlichen Tagesmenge an Paketen und jeder zehnte Brief betroffen.