Sonderregelungen galt für für Abiturienten

ver.di-Streiks im ÖPNV in BW: In Karlsruhe auch am Samstag

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Im Tarifkonflikt des öffentlichen Nahverkehrs in BW standen zwei Tage lang viele Busse und Stadtbahnen still. In Karlsruhe wird der ÖPNV-Streik am Samstag um einen Tag verlängert.

Fahrgäste im öffentlichen Nahverkehr haben sich erneut auf Einschränkungen einstellen müssen: Der ver.di-Streik im ÖPNV in sieben großen Städten in Baden-Württemberg lief seit Donnerstagmorgen. Betroffen von dem Ausstand waren bis zum Betriebsschluss in der Nacht auf Samstag die kommunalen Nahverkehrsbetriebe in Stuttgart, Karlsruhe, Heilbronn, Freiburg, Baden-Baden, Esslingen und Konstanz, wie ver.di zu Wochenbeginn mitteilte.

ver.di erhöht Druck mit längerem Streik in Karlsruhe

In Karlsruhe wird der Streik laut ver.di um einen Tag verlängert. Bis Sonntagmorgen werden demnach kaum städtische Busse und Straßenbahnen fahren. Nur die Stadtbahnen der Albtal Verkehrsgesellschaft sind nicht vom Streik betroffen. Man wolle ein deutliches Zeichen setzen und den Überraschungseffekt nutzen, so der Karlsruher ver.di-Chef Thorsten Dossow. Die Stadt Karlsruhe sei bei den Tarifverhandlungen ein besonderer Hardliner und wehre sich gegen einen Abschluss, so ver.di. Auch das führe zu härteren Streikmaßnahmen in Karlsruhe.

Die nächste Verhandlungsrunde ist für kommenden Mittwoch angesetzt. Sollte es bis dahin kein deutlich verbessertes Angebot von der Arbeitgeberseite geben, könnten unbefristete Streiks folgen, so die Gewerkschaft ver.di.

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Bei dem Streik standen die Stadtbahnen und Busse der Stuttgarter Straßenbahnen still. In Stuttgart waren außerdem die Zahnradbahn Zacke, Nachtbusse und SSB-Flex-Fahrzeuge betroffen, so Stuttgarter Straßenbahnen SSB. Auch in Esslingen fielen bis auf private Anbieter und Nachtbusse alle Buslinien des Städtischen Verkehrsbetriebs aus. S-Bahn-Verbindungen wurden nicht bestreikt. Busse, die ihm Schienenersatzverkehr fahren, waren auch weiter unterwegs. Seit Donnerstagmorgen standen auch in Konstanz die Stadtbusse still, die Autofähre nach Meersburg fuhr ebenfalls nicht. In Heilbronn fuhren Stadtbusse nicht, S-Bahnen wurden umgeleitet, da auch die Leitstelle bestreikt wurde.

Abiturprüfungen von Streiks betroffen

Auch zahlreiche Abiturientinnen und Abiturienten mussten sich Alternativen zu Bus und Bahn suchen: Denn der Streik fiel auf den Beginn der schriftlichen Prüfungen. Nach Angaben des Kultusministeriums standen am Donnerstag Biologie, am Freitag Geschichte und Hebräisch auf dem Plan. Wegen der Streiks durften die Abitur-Prüflinge bis zu 30 Minuten zu spät zu den schriftlichen Abitur-Prüfungen kommen. Grundsätzlich fanden die Prüfungen aber wie geplant statt.

Der Landesschülerbeirat (LSBR) Baden-Württembergs verfolge mit großer Besorgnis die jüngsten Entwicklungen im Zusammenhang mit dem ÖPNV-Streik während der Abiturzeit, teilte eine Sprecherin vor den Streiks mit. Durch den Streik könnten zahlreiche Schülerinnen und Schüler ihre täglichen Schulwege nicht wie gewohnt zurücklegen. Insbesondere während der Abiturzeit könne dies eine enorme Belastung und Stresssituationen darstellen und im Extremfall Auswirkungen auf den Prüfungsverlauf haben, so die Sprecherin. Der LSBR hoffe, "dass alle Schülerinnen und Schüler nicht zu sehr unter den Auswirkungen des Streiks leiden müssen und so stressfrei wie nur möglich ihre Abiturprüfungen angehen können".

Der Streikankündigung ging eine Urabstimmung voraus - mit eindeutigem Ergebnis: Rund 93 Prozent der Gewerkschaftsmitglieder in den Nahverkehrsbetrieben sprachen sich laut ver.di für die Möglichkeit unbefristeter Streiks aus. Damit sei das Quorum von 75 Prozent weit überschritten. Während der vierwöchigen Abstimmung hatte es keine Ausstände gegeben.

ver.di: "Votum ist unmissverständlich"

Das Ergebnis mache deutlich, dass die Beschäftigten hinter den Forderungen stünden und nicht gewillt seien, sich auf "faule Kompromisse" einzulassen, sagte die stellvertretende ver.di-Landesbezirksleiterin Hanna Binder. "Das Votum aus den sieben Betrieben ist unmissverständlich: Die Beschäftigten meinen es ernst mit ihren Forderungen nach einer Arbeitszeitverkürzung und einer Nahverkehrszulage für alle."

Man wisse, dass das eine schwierige Situation für Fahrgäste sei, so die Gewerkschaft. Die Verkehrswende könne aber nur mit besseren Arbeitsbedingungen realisiert werden. Nach vier Verhandlungsrunden hatte ver.di die Verhandlungen mit dem Kommunalen Arbeitgeberverband (KAV) am 11. März für gescheitert erklärt und die Urabstimmung eingeleitet.

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Arbeitgeber kritisieren ver.di-Taktik

Der Tarifstreit läuft bereits seit Ende Januar, der ÖPNV wurde in Teilen des Landes bereits mehrmals weitgehend lahmgelegt. Bus- und Straßenbahnfahrer in den Städten traten seit Anfang Februar bislang an drei Tagen zeitgleich in den Ausstand. Hinzu kamen einzelne Warnstreiks in verschiedenen Städten.

KAV-Hauptgeschäftsführerin Sylvana Donath kritisierte die Verhandlungstaktik der Gewerkschaft: "Wer die Verkehrswende will, muss Verlässlichkeit bieten und bereit sein zu lösungsorientierten Gesprächen", sagte Donath nach der Ankündigung von erneuten Arbeitsniederlegungen. Statt mit Streiks das Vertrauen in den ÖPNV zu schwächen, sei es nun wichtig, zu einem Abschluss zu kommen, so die Arbeitgebervertreterin. Die Fahrgäste hätten nach zahlreichen Streiktagen kein Verständnis mehr für taktische Spiele.

Am Steg in Konstanz findet aufgrund des Streiks im Nahverkehr kein Fährbetrieb statt. Ein Schild weist darauf hin.
Auch in Konstanz wird der Nahverkehr am Donnerstag bestreikt. Bis einschließlich Freitag findet kein Fährbetrieb statt.

Nächste Verhandlungen in der kommenden Woche

Die Arbeitgeber hatten in der vergangenen Verhandlungsrunde ein neues Angebot vorgelegt und waren ver.di nach eigenen Angaben weit entgegengekommen. Danach hatte Donath mitgeteilt: "Wir haben uns damit schon über unsere Schmerzgrenze bewegt." Der Gesamtumfang der ver.di-Forderungen sei Steuerzahlern aber nicht vermittelbar.

Die Arbeitgeber hatten unter anderem eine Zulage für bestimmte Beschäftigte sowie Samstags- und Sonntagszuschläge für den Fahrdienst angeboten. ver.di warnte daraufhin vor einer Spaltung der Belegschaft.

In Baden-Württemberg fordert die Gewerkschaft eine grundsätzliche Verkürzung der Wochenarbeitszeit sowie eine Schichtzulage für den Fahrdienst. Außerdem will sie unter anderem erreichen, dass sich die Beschäftigten Verspätungen und bislang unbezahlte Wegzeiten vollständig als Arbeitszeit anrechnen lassen können. Von den Gesprächen sind rund 6.500 Beschäftigte betroffen. Die nächste Verhandlungsrunde ist für kommende Woche angesetzt.

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