Viele Menschen bestellen Spielzeug inzwischen im Internet, vor allem zu Weihnachten boomt der Onlinehandel. Ein Ulmer Spielwarenladen setzt dagegen weiter auf klassische Beratung.
Klassischer Verkauf in dritter Generation
Es werden allerdings nicht nur die Wunschzettel bequem von Zuhause aus erledigt, es ist zudem Sparen angesagt. Viele Menschen schauen im Moment genau auf die Preise.
Doch ungeachtet dessen lockt das Traditionsgeschäft "Spielwaren Gänßlen" die Kundschaft in die Ulmer Innenstadt und punktet bereits in dritter Generation bei Groß und Klein. Bis unter die Decke des Ladens stapeln sich Spiele aller Art, Puzzles, Zauberkästen und Kuscheltiere.
Spielwaren in Ulm: "Wir setzten auf gute Beratung"
Auch Geschäftsinhaber Jürgen Gänßlen bekommt seit Jahren den Konkurrenzdruck des Onlinehandels zu spüren. Er kennt durchaus Fälle, da kommt jemand ins Fachgeschäft, nur um Preise zu vergleichen.
Er weiß aber auch, dass viele seiner Kunden und Kundinnen lieber in den Spielwarenladen in der Ulmer Innenstadt kommen, um sich in Ruhe beraten zu lassen: "Zudem haben sie den Vorteil, dass sie die Ware anschauen und gleich mitnehmen können. Umtausche haben wir so gut wie nie."
Vor allem Baukästen und Lego seien der Renner, sagt Gänßlen. Und auch heute noch stünden Kasperle, die Prinzessin und Räuber Hotzenplatz auf vielen Wunschzetteln zu Weihnachten ganz oben. "Wir nehmen uns für jeden die Zeit, die wir brauchen, damit die Kundschaft vor allem zufrieden und glücklich aus dem Laden geht".
Altmodisch findet Gänßlen das ganz und gar nicht. Im Gegenteil, der Erfolg scheint ihm recht zu geben: Das Geschäft feiert bald sein 100-jähriges Gründungsjubiläum.
Spielwaren wecken Kindheitserinnerungen
Ein älteres Ehepaar schaut verträumt ins Schaufenster des Ladens: "Ich bin Ulmer und schon als Kind hierher gekommen, wenn ich ein bisschen Geld hatte." Der Laden wecke Kindheitserinnerungen, ergänzt seine Partnerin.
Früher habe es zwei Stockwerke und sogar eine Rutsche gegeben. Heute kaufen die beiden hier für ihre Enkel ein, auch um das kleine Geschäft zu unterstützen. "Online würde ich nie bestellen", so die Kundin.
"Der Online-Handel ist auch ein Haifischbecken", meint Jürgen Gänßlen. Selbst wenn die Waren in seinem Laden teils preislich teurer sei als manches Online-Schnäppchen, bisher habe die Kundschaft das glücklicherweise in Kauf genommen und weiter auf Beratung gesetzt.
So ist er nach eigener Einschätzung bisher durch alle Krisen gekommen. Selbst während der Corona-Pandemie sei es trotz Umsatzeinbußen immer irgendwie weitergegangen.
Laden mit Nischensortiment in Neu-Ulm
Thomas Kränzle hat seit vielen Jahren einen Spielwarenladen in einer Einkaufspassage in Senden (Kreis Neu-Ulm). Auch er hat mit der Konkurrenz zu kämpfen und das nicht nur wegen des Online-Angebots. Denn in der Stadt locken Einkaufsmärkte mit günstigen Spielwarenangeboten.
Kränzle beobachtet die Entwicklung seit rund 15 Jahren. Damals entschied er, sich komplett auf die Miniaturwelt der Modelleisenbahnen samt Zubehör zu konzentrieren. Puppenwagen, Spiele und alles andere hat er seither aus dem Programm genommen, da sich damit kein Umsatz mehr machen ließ.
Kundschaft aus Südamerika
Spielwarenhändler Kränzle setzt ebenfalls auf fachliche Beratung und Zeit für die Kundschaft. Zusätzlich verschafft er sich mit einem Reperatur-Service genügend Umsatz in schwierigen Zeiten: "Mein weitester Kunde lebt inzwischen in Südamerika. Zu Weihnachten besucht er hier Verwandte und bringt einen ganzen Koffer reperaturbedürftiger Mini-Loks mit."
Auch viele andere Kunden nutzen den Service, um bei ihm alte Modelle auf die neue Digitaltechnik aufzurüsten zu lassen. Mit vielen Eisenbahnfans steht Kränzle via Mail in Kontakt. Einen direkten Onlinehandel hat er aber nicht, aber auch keine Angst, dass es das kleine Geschäft nicht durch die Krise schafft.