Nicht nur Ladendiebstähle haben in Deutschland 2022 nach einer neuen Studie des Kölner Handelsforschungsinstituts EHI gegenüber dem Vorjahr wieder deutlich zugenommen. Auch die Ladendetektivinnen und -detektive sind zunehmend bei ihren Einsätzen in Baumärkten und Discountern Gefahren ausgesetzt. Erst kürzlich wurde in Ulm ein Ladendetektiv bei einem Einsatz in einem Textilgeschäft mit Fußtritten krankenhausreif verletzt.
Ulmer Ladendetektiv: "Man weiß nie, was gleich passiert"
Der Fall seines Kollegen, der beim Einsatz verletzt wurde, macht einen 29-jährigen Ladendetektiv in Ulm traurig und nachdenklich. Eigentlich sei er gerne als Ladenbeobachter im Einsatz erzählt er. Doch: "Man weiß halt nie, was gleich passiert."
Am Anfang seiner Laufbahn seien Diebe freiwillig und freundlich zur Aufnahme der Personalien mit in einem Nebenraum gekommen, wenn man sie mit dem Diebstahl konfrontierte, so der junge Detektiv. Inzwischen habe die Bereitschaft zur Gewalt aber zugenommen, so seine Beobachtung. Er arbeitet bei einem Neu-Ulmer Sicherheitsunternehmen und passt meistens in einem Textilladen in der Ulmer Innenstadt als Ladendetektiv auf.
Er selbst habe auch schon zahlreiche Blessuren, Wunden und Kratzer bei seinen Einsätzen kassiert. Und kürzlich habe sich beim Eintreffen der Polizei herausgestellt, dass ein Mann neben dem Diebesgut auch ein Messer in der Tasche hatte, was er "zum Glück nicht eingesetzt hat", so der Ladendetektiv. Man wisse nie, was gleich passiere.
Sicherheitsfirmen sind mit Personalmangel konfrontiert
Das Gefahrenpotenzial beim Einsatz ist auch der Grund, warum Mehmet Dinc, Inhaber einer Sicherheitsfirma in Vöhringen (Kreis Neu-Ulm), gar nicht allen Anfragen nachkommen kann: "Ich könnte sofort mehr Personal einstellen. Aber kaum noch einer möchte als Ladendetektiv arbeiten, da die Einsätze ja zunehmend mit Gefahren verbunden sind." 20 geprüfte Ladendetektivinnen und -detektive habe er bereits weit über Ulm und Neu-Ulm hinaus täglich im Einsatz.
Vor allem in Lebensmitteldiscountern werde viel gestohlen. Besonders beliebt: "Kleine und teure Dinge, wie Lachs, Fleischprodukte und Bio-Spezialitäten. Der Klassiker sind natürlich Kosmetik, Rasierer und Zigaretten. Die wandern dann in Taschen oder Röcke mit eingenähten Taschen. Da sind wir schnell im dreistelligen Bereich. Das ist für die Supermärkte viel", so der Fachmann, der 2019 sein eigenes Unternehmen gründete und auch selbst als Detektiv arbeitet. Und dann gebe es natürlich auch die Banden. In einem Baumarkt wurde auch schon mal Diebesgut im Wert eines fünfstelligen Bereichs sichergestellt, so Dinc.
Ladendetektive dürfen auch Handschellen einsetzen
Meistens beobachten die Ladendetektivinnen und -detektive das Geschehen im Laden mit Kameras, deren Bilder in einem separaten Überwachungsraum landen. "Wenn aber jemand, ohne zu bezahlen, aus dem Laden will, müssen wir aus der Deckung und ihn ansprechen. Wenn sich jemand nicht kooperativ zeigt, dürfen wir ihn festhalten, bis die Polizei eintrifft. Zur Not mit Handschellen", so Dinc. Wer eines Diebstahls überführt wird, bekomme auf jeden Fall ein Hausverbot und die Märkte forderten meist auch eine Vertragsstrafe. Diebe müssten zudem auch mit einer Strafanzeige rechnen.