2023 ist das Jahr der Rekorde für die Vesperkirche Ulm: Nach Auskunft der Veranstalter wurden rund 12.000 Essen in der Pauluskirche ausgeteilt. Zusätzlich wurden 8.500 Vespertüten ausgegeben, das sei ein absoluter Rekord, sagte Pfarrer Peter Heiter kurz vor Abschluss der diesjährigen Vesperkirche dem SWR.
In diesem Jahr bringen zum ersten Mal Ehrenamtliche wie Bedienungen in Restaurants das Essen an dauerhaft aufgestellte Tische. Das sei für die Besucher der Vesperkirche ein Zeichen der Wertschätzung, sagte Heiter. Zwei ältere Damen, die aus finanziellen Gründen nicht mehr in ein Gasthaus gehen können, habe dieser Service zu Tränen gerührt. Von den Mittagessen werde niemand ausgeschlossen. Allerdings sei es für die meisten der Gäste eine Frage der eigenen Würde, den Mindestbetrag von 1,50 Euro für die warme Mahlzeit auch selbst zu bezahlen.
Pfarrer Heiter: In der Vesperkirche werden Menschen "satt an Leib und Seele"
An manchen Tagen kamen rund 600 Menschen zur Vesperkirche. An den Tischen kamen sie nach Beobachtung von Pfarrer Heiter oft über alle gesellschaftlichen Schranken hinweg in intensive Gespräche. Das ermögliche vor allem ausgegrenzten Menschen Teilhabe und Kontakte auf Augenhöhe. Auch die sonntäglichen Gottesdienste wurden an den Tischen gefeiert, sagte der Pfarrer. Dadurch würden die Gottesdienste zu Abendmahlsfeiern wie bei den Urchristen und die Menschen "satt an Leib und Seele".
Zum Angebot der Ulmer Pauluskirche gehören auch die Möglichkeit, sich von zwei Friseurinnen die Haare schneiden zu lassen, und einmal in der Woche eine Rechtsauskunft, die rege nachgefragt werde. Trotz zahlreicher Spenden sei die Finanzierung allerdings problematisch: Die Gesamtkosten von rund 160.000 Euro sind noch nicht gedeckt, so Pfarrer Heiter.
Angebote für Bedürftige gehen weiter: "Vesperkirche Plus"
Nun geht die Ulmer Vesperkirche, die von 300 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern getragen wird, ins Finale. Im Rahmen ihres Modellprojekts "Vesperkirche Plus" stellt die Pauluskirche jedoch gemeinsam mit der Ulmer Diakonie das ganz Jahr über dauerhafte, niederschwellige Angebote für einsame und bedürftige Menschen auf die Beine.