Aus fünf Bundesländern sind sie nach Langenau gekommen: 20 junge Landwirte. Mit unhandlichem Gepäck: Sperrige Pflüge mit scharfen Scharten. Beetpflüge und Drehpflüge. Diese beiden Typen gibt es (im Wesentlichen), und denen entsprechen auch die beiden Disziplinen bei der Deutschen Meisterschaft im Leistungspflügen: Beet- und Drehpflügen.
Die Unterschiede in Kürze: Der Beetpflug wendet den Boden einseitig nach rechts, der Drehpflug kann von rechts auf auf links wechseln. Vorteil: Der Bauer fährt in der zuletzt gezogenen Furche zurück – das erspart Leerfahrten. So viel zur Theorie. Die Praxis hat ihre Tücken.
Niedersächsische Landwirte trainieren Pflügen auf Langenauer Acker
Stirnrunzeln. Kopfschütteln. Hagen Siedenberg ist noch nicht wirklich zufrieden mit dem, wie sich sein Bruder Erik auf dem ungewohnten Terrain schlägt. Vor allem mit den Pflanzenresten, die in der frisch umgepflügten Furche liegen. "Das sollte alles, wenn's geht, daneben liegen", brummt der 20-jährige Junglandwirt. "So steht es auch in den Regeln drin: Es soll sauber und ausgeräumt sein."
Wobei es auch gerade mal die erste Fahrt auf dem Acker nördlich von Langenau ist. Der steinige Lehmboden unterscheidet sich deutlich vom Sandboden im heimischen Nienburg an der Weser. "Der ist auf jeden Fall leichter zu bearbeiten", so ein erstes Fazit von Erik Siedenberg. Bei Sandboden könne man selbst nach stärkerem Regen anderntags problemlos pflügen, weiß der 25-Jährige. "Und wir haben gar keine Steine, das ist auch gut."
Langenauer Gastgeber: Noch Luft nach oben
Während der Manöverkritik der beiden niedersächsischen Meisterschaftsteilnehmer gesellt sich der Gastgeber und Eigentümer der Krume dazu: Der Langenauer Landwirt Johannes Bendele hat selbst bis vor zehn Jahren erfolgreich an Pflüge-Meisterschaften teilgenommen, jetzt schaut er sich die Leistung der beiden norddeutschen Kollegen wohlwollend-kritisch an: "Wenn man von vorne draufschaut, ist die Geradheit sehr gut", lobt er. Doch auch der frühere Lokalmatador sieht noch Luft nach oben. "Geräumt ist sie (die Furche) leider nicht optimal, und ein bisschen Grün ist auch drin."
Ausgefuchste Pflüger wie Erik und Hagen Siedenberg kennen aber die Stellschrauben, an denen sie drehen müssen. Etwa ein ringförmiges 50-Kilogramm-Gewicht. Erik befestigt es einen Meter weiter hinten - und schon berührt das Rad am Ende des Pflugs die Erde - vorher hatte es nutzlos in der Luft gehangen.
Um hier nichts dem Zufall zu überlassen sind die beiden Brüder extra vier Tage vor der Meisterschaft angereist, für ein inoffizielles Training. Johannes Bendele stellt ihnen - in kollegialer Solidarität von Landwirt zu Landwirt - einen Übungsacker zur Verfügung.
Strenge Regeln vom deutschen Pflügerrat
Wie ein korrekt gepflügter Acker aussieht, bleibt übrigens keineswegs den Landwirten überlassen. Da ist der Deutsche Pflügerrat vor. Sauberes Unterpflügen des Bewuchses, gleichmäßige Einhaltung der Arbeitstiefe, gleich hohe und breite, möglichst schnurgerade Furchen, keine Löcher im gepflügten Feld und eine gute Krümelung sind die wichtigsten Kriterien.
Die beiden Siedenbergs haben die Tage bis zur Meisterschaft am 31. August und ersten September gut genutzt: Zum Äckrer (schwäbisch) bzw. Pleugen (plattdeutsch). Egal - zum Pflügen halt.