Wasserflecken an der Decke, kaputte Fußböden, zu kleine Räume - im Winter zu kalt, im Sommer zu warm. Und Toiletten, auf die kein Schülern gehen mag. Schon seit Jahren ist das Schulzentrum im Ulmer Stadtteil Wiblingen dringend sanierungsbedürftig.
Eigentlich sind Erweiterung und Sanierung auch geplant. Doch weil die Stadtverwaltung sparen muss, werden die Bauarbeiten möglicherweise verschoben. Der Gemeinderat soll darüber Anfang Dezember bei den Etatberatungen entscheiden.
Schulleitung und Eltern laden Gemeinderat zu Vor-Ort-Termin
Die beiden Leiter des Schulzentrums und Elternvertreter haben am Freitag deshalb den Gemeinderat und Ulms Finanzbürgermeister Martin Bendel (parteilos) ins Schulzentrum eingeladen, um ihnen vor Ort zu zeigen, wie dringend die Sanierung der Schulgebäude ist. Inzwischen gibt es auch eine Petition des Elternbeirats. Sie fordert die ursprünglich zugesagte Sanierung bis spätestens 2035.
Wasserflecken und Löcher an der Decke
"Wir haben laufend Dachschäden", schildert Tobias Schmidt, Schulleiter der Albert-Einstein-Realschule, die Situation in dem Schulzentrum. Regenwasser tropft auf die Zwischendecke, Teile lösen sich und fallen runter. Fußböden bröckeln weg. Auch energetisch sei der Bau aus den 1970er Jahren ein Desaster: Die Räume seien im Winter zu kalt, im Sommer würden sich Klassenräume unter dem Flachdach bis auf 39 Grad aufheizen und seien dann nicht mehr nutzbar.
1976 wurde das Schulzentrum in Ulm-Wiblingen eingeweiht, damals für eine Grundschule, eine dreizügige Realschule und ein Gymnasium. Schon bei der Einweihung hieß es, dass der Neubau viel zu klein sei, berichtet der Schulleiter des Albert-Einstein-Gymnasiums, Bernhard Meyer. Drei Jahre später gab es deshalb den ersten Anbau. Mittlerweile lernen in beiden Schulen des Zentrums rund 1.700 Schülerinnen und Schüler. Unterrichtet werden sie von rund 100 Lehrkräften. In den kommenden Jahren werden weiter steigende Schülerzahlen erwartet.
Seit 2011 werden Schüler in Containern unterrichtet
Schon seit 2011 werden Schüler in Containern unterrichtet, weil der Platz in der Schule nicht ausreicht. Seitdem sei nichts mehr passiert. "Ein Container entspricht nicht den Vorstellungen von einem modernen, zeitgemäßen Unterricht", meint Schulleiter Meyer. "Wir unterrichten wie in den Sechzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts." Und das wird so bleiben, wenn die Erweiterung und Sanierung des Schulzentrums bis weit in die 2030er Jahre verschoben wird, so Meyer.
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Die Schäden im Schulzentrum sind nicht zu übersehen. Deshalb stellt Ulms Finanzbürgermeister Bendel den Sanierungs- und auch Erweiterungsbedarf nicht in Frage. Auf der anderen Seite sind aber in drei geplanten Bauabschnitten mächtige Investitionen von 90 Millionen Euro nötig, so Bendel. Und die stünden natürlich in Konkurrenz zu vielen anderen Investitionsbedarfen, die die Stadt habe: andere Schulgebäude, Kindergärten, Straßen und Brücken.
Stadt muss sparen und Investitionen verschieben
Rund eine Milliarde Euro an Investitionen stehen in den kommenden fünf Jahren an, so Bendel. Um die Neuverschuldung in Grenzen zu halten, gibt es im Etatentwurf für 2025 bereits etliche Sparvorschläge. Auch die Baupläne am Schulzentrum stehen zur Diskussion. Der Neubau eines Stadtteilhauses mit Schülermensa und Stadtteilbibliothek soll 2026 beginnen.
Ob danach - wie geplant - der Erweiterungsbau und die Sanierung des Altbaus in Angriff genommen werden, ist offen. Möglicherweise verschieben sich diese Pläne um weitere fünf Jahre. Deswegen habe der Gemeinderat jetzt die schwierige Aufgabe, in den kommenden Haushaltsberatungen zu klären, was zuerst kommen soll und was noch geschoben werden kann.