Evangelischer Kindergarten Waldhausen

Traumjob Erzieherin: Heike Ehmann fängt mit 60 Jahren nochmal neu an

Stand
Autor/in
Maja Nötzel
SWR-Aktuell Redakteurin Maja Nötzel
Hannah Schulze
Hannah Schulze
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Sabine Bauer
Sabine Bauer

Statt an die Rente zu denken, fängt Heike Ehmann mit 60 Jahren neu an: als Erzieherin in einem Kindergarten in Lorch-Waldhausen im Ostalbkreis. Für sie wird ein Traum wahr.

Seit September arbeitet Heike Ehmann als Erzieherin im Evangelischen Kindergarten in Waldhausen im Ostalbkreis. Mit ihren 60 Jahren hat sie gerade die Ausbildung abgeschlossen und sich damit einen Lebenstraum verwirklicht: Die Waldhäuserin wollte eigentlich schon immer Erzieherin werden. 

Im ersten Ausbildungsjahr dachte ich, ich habe keine Luft mehr zum Atmen

Ausbildung zur Erzieherin - "fast kein Privatleben mehr"

Heike Ehmann sitzt zwischen den Kindern im Stuhlkreis - so als würde sie das schon immer machen. Ob sie tatsächlich Erzieherin werden will, hat sie sich gut überlegt, "weil ich gedacht habe, in dem Alter noch 'ne Ausbildung machen? Und ich hatte es bei meiner Tochter gesehen, wie umfangreich und zeitintensiv die Ausbildung ist. Man hat tatsächlich fast kein Privatleben mehr." Im ersten Ausbildungsjahr habe sie oft gedacht, sie habe keine Luft mehr zum Atmen, erzählt sie.

Erzieherin in der Kita ist der Traumberuf der 60-Jährigen

Erzieherin war ihr Traumberuf, doch die Eltern drängten damals darauf, dass sie etwas "Gescheites" macht, eine Ausbildung zur Groß- und Außenhandelskauffrau. Mit den eigenen Kindern blieb sie zu Hause. Vor ein paar Jahren fing Heike Ehmann dann an, im Evangelischen Kindergarten in Waldhausen auszuhelfen. Erst in der Küche, dann auch als Krankheitsvertretung in den Gruppen.

Eine Frau sitzt auf einem Stuhl, zu ihren Füßen sitzen viele Kinder und eine jüngere Frau auf dem Boden. Heike Ehmann aus Lorch-Waldhausen ist 60 und hat sich zur Erzieherin ausbilden lassen. Auch wenn die Ausbildung herausfordernd und anstrengend war, ist sie nun glücklich, in ihrem Traumberuf arbeiten zu können.
Heike Ehmann aus Lorch-Waldhausen ist 60 und hat sich zur Erzieherin ausbilden lassen. Auch wenn die Ausbildung herausfordernd und anstrengend war, ist sie nun glücklich, in ihrem Traumberuf arbeiten zu können.

Jahrelang haben Kita-Leitung und Evangelische Kirchengemeinde Waldhausen ihr immer wieder angeboten, eine Ausbildung zu machen, um sie voll beschäftigen und bezahlen zu können. Heike Ehmann sei ein Gewinn für die Kita, sagt Pfarrer Lukas Golder.

Wirklich, Respekt vor dem Mut!

"Wir brauchen Fachkräfte, wir haben Fachkräftemangel. Deswegen müssen wir ausbilden, aber wir müssen gut ausbilden. Wir brauchen eine gute Anleitung, gute Schulen und gute Bewerberinnen. Das heißt ja nicht, wir nehmen jeden, nur weil wir Fachkräftemangel haben", erklärt Pfarrer Golder. Über Heike Ehmann sagt er, er habe wirklich Respekt vor ihrem Mut.

Eine jüngere Frau umarmt eine ältere Frau: Neuanfang mit 60: Heike Ehmann aus Lorch-Waldhausen (Ostalbkreis) ist jetzt Erzieherin. Sie arbeitet mit ihrer Tochter Pauline Geiger im evangelischen Kindergarten zusammen.
Neuanfang mit 60: Heike Ehmann aus Lorch-Waldhausen (Ostalbkreis) ist jetzt Erzieherin. Sie arbeitet mit ihrer Tochter Pauline Geiger im Evangelischen Kindergarten Waldhausen zusammen.

Nach der dreijährigen praxisintegrierten Ausbildung zur Erzieherin (PiA) hat Heike Ehmann im September ihre erste Stelle angetreten. Gemeinsam mit ihrer Tochter Pauline arbeitet sie jetzt im Evangelischen Kindergarten in Waldhausen. Pauline Geiger ist wahnsinnig stolz auf ihre Mutter - und auch der Arbeitsalltag klappt. "Was ich am meisten schätze ist, dass wir uns alles ungefiltert sagen können, unser Feedback ist immer gnadenlos. Es läuft sehr reibungslos."

Das ist der absolute Obertraum. Da ist so ein Stückchen Heimat immer dabei

Wie lange Heike Ehmann noch als vollwertige Erzieherin im Evangelischen Kindergarten in Waldhausen arbeiten wird, ist offen. Vielleicht fünf, vielleicht sieben Jahre - wer weiß? Die 60-Jährige hat ja gerade erst so richtig angefangen.

PiA und sonst? Dieser Weg in den Beruf Erzieherin/Erzieher ist neu

Seit diesem Jahr gibt es für Quereinsteiger auch die Möglichkeit, sich über das Projekt "Direkteinstieg Kita" mit einer verkürzten Ausbildung zur sozialpädagogischen Assistenz ausbilden zu lassen. Mit dem "Direkteinstieg Kita" können die angehenden Pädagogischen Fachkräfte die Ausbildung in zwei statt regulär in drei Jahren abschließen. Außerdem arbeiten die Auszubildenden von Beginn an in den Einrichtungen mit. Eine weitere Besonderheit der Ausbildung ist das höhere Gehalt. Die einzige Bedingung für den "Direkteinstieg Kita" ist eine abgeschlossene Berufsausbildung, egal in welchem Bereich.

An der Magdalena-Neff-Schule in Ehingen im Alb-Donau-Kreis haben im August zwei Schulklassen mit 44 Teilnehmerinnen und Teilnehmern von 24 Kita-Trägern mit dem "Direkteinstieg Kita" begonnen. Für 2024 gebe es bereits eine Warteliste, teilte die Agentur für Arbeit Ulm auf Nachfrage mit. Die neuen Auszubildenden sind teils ungelernte Kräfte, die schon zuvor in Kitas gearbeitet haben und jetzt zur Sozialpädagogischen Assistenz qualifiziert werden. Eine weitere Gruppe sind Arbeitslose, die über das Projekt eine Anstellung finden konnten. Das Alter dieser Quereinsteiger liegt zwischen Mitte zwanzig und sechzig Jahren. Einen Überblick über die verschiedenen Wege zum Beruf Erzieherin/Erzieher, die Anforderungen und die Dauer der Ausbildung und Qualifikation gibt es auf den Seiten des Kultusministeriums Baden-Württemberg.

Weitere Geschichten aus dem Berufsalltag gibt es in der Reihe "Berufung? Deutschlands wichtigste Jobs" in der ARD Mediathek.

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