Länger arbeiten an Schule und Kita, das ist oft die Devise, um den eklatanten Personalmangel zu lindern. Rund 30 Pensionäre unterrichten in Teilzeit im Raum Ulm, Biberach und Alb-Donau-Kreis, etwa 40 sind es in Ostwürttemberg und im Kreis Göppingen, das teilen die zuständigen Schulämter mit.
Lehrer Josef Stehle: Es ist alles auf Kante genäht
Einer von ihnen ist Gymnasiallehrer Josef Stehle aus Westerheim (Alb-Donau-Kreis). Zwei Jahre nach seiner Pensionierung ist er wieder an seine alte Schule zurück gekehrt. Der 68-Jährige fördert am Gymnasium in Bad Urach (Kreis Reutlingen) in erster Linie durch die Coronapandemie geschwächte Schulkinder im landesweiten Programm "Rückenwind". Mit seinen Fächern Deutsch, Erdkunde und Sport füllt er an zwei langen Vormittagen allerdings auch so manche Lücke im Stundenplan. "Wenn irgendetwas passiert, und es passiert immer etwas", so der Lehrer, dann springt er ein: bei Schwangerschafts- und Krankheitsvertretungen oder wenn Lehrkräfte in Elternzeit gehen.
Erzieherin im Rentenalter: Man braucht Empathie und gute Nerven
Ganze 30 Wochenstunden an vier Tagen ist Roswitha Sauer im Zachäus-Nest in Neu-Ulm beschäftigt. Die 67 Jahre alte Erzieherin hat ihren Ruhestand in der Kindertagesstätte einfach verschoben. Denn sie liebt ihren Beruf. "Und ich bin noch gefragt", sagt Roswitha Sauer mit einem Lachen. Gefragt ist sie je wechselnd in Krippe und Kindergarten.
Am liebsten macht sie mit den Kleinen Bewegungsspiele oder auch Holzarbeiten mit Laubsäge und Hammer. Die Kindergartenkinder aus vielen Nationen sollen einen guten Start ins Leben haben, betont die Erzieherin aus Leidenschaft. Eine durchaus herausfordernde Aufgabe, für die man "Empathie, gute Nerven und Ausdauer braucht". Denn im Kindergarten ist ja nicht jeder Tag gleich, erklärt Roswitha Sauer. "Und Sie müssen sich immer auf andere Situationen einstellen."
Unterrichten im Rentenalter kann anstrengend sein
Auch das Unterrichten kann im Rentenalter ganz schön anstrengend sein, ergänzt der Westerheimer Lehrer. Schließlich ist Josef Stehle mehr als 50 Jahre und zwei Generationen älter als seine Schützlinge am Gymnasium. Das kann zum Problem werden, sich aber auch positiv auswirken, wenn die Jugendlichen "einen in der Großvaterrolle und eher als Vertrauensperson" sehen, sagt Stehle. "Und entweder man kann es, oder man kann es nicht mit jungen Leuten." Einen guten Draht zu ihnen hatte er wohl schon immer, bekräftigt seine Ehefrau Barbara Jotz. Sie freut sich, zu sehen "wie er nach wie vor in seinem Beruf aufblüht und glücklich nach Hause kommt."